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Just Cause

Guten Putsch!

Just Cause lässt sich am ehesten mit „Gerechte Sache“ übersetzen. Ironischerweise wird Eidos’ Action-Fest fast schon ungerecht behandelt. Einige Wertungen sind recht niedrig, dafür sind andere recht hoch. Was stimmt denn nun? Tatsache ist: Das Spiel polarisiert und das sorgt sogar für Familienzwist. So vergibt IGN.com 6,8 Punkte, doch die britische Schwesterseite lässt glatt eine 8,8 springen. Ist ein Spieletest am Ende doch eine subjektive Sache? Logisch, den Spaß lässt sich nicht mit Geräten messen. Eine mögliche Lösung: Ihr könntet unseren Artikel einfach als die einzig wahre Just Cause-Kritik ansehen.

Der große Diktator

Laufen trotz ihrer Form ganz rund: die Räder.

Auf der fiktiven Insel San Esperito gleicht die politische Lage einem Pulverfass. Jederzeit kann die Hölle ausbrechen, Rebellenfraktionen bekämpfen die Staatsmacht, Drogenkartelle bekämpfen sich untereinander und dann kommt auch noch Rico Rodriguez ins Spiel. Der Antonio Banderas für Arme soll den Diktator Mendoza stürzen. Während andere Superagenten wie Sam Fisher subtil vorgehen müssen, agiert Rico nach seinem Dafürhalten und kann sich wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen aufführen. Zwei Kontaktpersonen, die im Interesse der US-Regierung handeln, schieben ihm die Aufträge zu. Während Rico als Einmann-Armee in den Bürgerkrieg zieht, sieht man diese Beiden ansonsten nur beim Cocktails saufen und Sonnenbaden. Es geht also nicht ganz bierernst zu, wobei die Story durchaus einen kritischen Hintergrund hat. Die Amis ziehen in solchen Krisenregionen ja gerne mal im Hintergrund die Fäden und das nimmt Just Cause gekonnt auf die Schippe. Die Spielmechanik entspricht dem momentan angesagten „Open-World-Gameplay“. Sprich: Es geht im GTA-Stil zur Sache. Allerdings in einer Kulisse, die eher an Far Cry oder Boiling Point erinnert.

Umsturz in wenigen Stunden

Die Inselgruppe San Esperito umfasst rund 1000 Quadratkilometer, beherbergt einige Dutzend mehr oder weniger großer Siedlungen, ein Diktatorenregime, zwei Rebellenfraktionen und zwei Drogenkartelle. In 21 Haupt- und 125 Neben-Missionen habt Ihr genügend Zeit, all die netten Parteien kennen zu lernen. Der Begriff „genügend Zeit“ erscheint in diesem Fall zweideutig, denn wer sich nicht lange mit den Sidequests und Trödeleien aufhält, hat das Spiel in rund sieben Stunden durch. Ihr steuert Rico dabei völlig frei durch das virtuelle Urlaubsparadies und habt sofort zu allen Regionen der Inselgruppe Zugriff. Auf der einblendbaren Karte werden neben der nächsten Hauptmission alle relevanten Ziele und Nebenaufgaben angezeigt. Sogar besondere Items, ausgefallene Fahrzeuge und Waffen wurden mit blauen und schwarzen Punkten markiert. Wir halten zwar normalerweise nichts von Feature-Auzählungen, aber in diesem Fall macht das durchaus Sinn, damit Ihr Vergleiche zur Konkurrenz ziehen könnt. Apropos Konkurrenz: Genau wie in GTA sind auf der gesamten Karte Unterschlupfe vermerkt, die Ihr aber erst nach und nach freischaltet. In diesen „Save Houses“ tankt Ihr neue Energie, stockt euer Waffenarsenal auf und speichert euren Spielstand. Einige dieser Plätze verfügen zudem über eine Garage oder halten ein cooles Fahrzeug bereit. Ihr müsst eure Ausrüstung also nicht kaufen, wodurch wiederum die Suche nach Geldscheffel-Möglichkeiten wegfällt. Es scheint fast so, als wollten die Entwickler nicht, dass man sich um solche Nebensächlichkeiten kümmert. Als wäre in Just Cause alles tabu, was auch nur entfernt in Arbeit ausarten könnte.

Do it yourself-Spaß

Die Flugeinlagen sind einfach fantastisch.

Die Hauptmissionen sind relativ abwechslungsreich. Zielpersonen verfolgen und auszuschalten, gehört zu den häufigeren Verpflichtungen. Euren Opfern stellt Ihr dabei zu Lande, zu Wasser und in der Luft nach. Hin und wieder verlangen Eure Auftraggeber auch, dass Ihr bestimmte Einrichtungen zerstört, Satellitensender installiert, Personen beschützt und so weiter. Als Dieb verdingt Ihr Euch auch ab und an. Wenn Ihr beispielsweise in ein Armee-Camp eindringen und drei Koffer klauen sollt. Wie Ihr Eure Jobs erledigt, ist Euch größtenteils freigestellt und stressende Zeitlimits gibt es auch selten. Da jagt Ihr etwa ein Kraftwerk in die Luft und macht Euch möglichst aus dem Staub, bevor der Countdown abläuft. Die Nebenaufgaben liefern weniger Variation. Meist fahrt Ihr von A nach B, killt jemanden und dann geht’s darum, lebend zum Auftraggeber zurückzukehren. Oft fahrt Ihr auch von A nach B, killt jemanden der einen wichtigen Gegenstand bei sich hat und liefert das Teil beim Auftraggeber ab. Es geht auch ohne Killen, wenn die Mission nur die Beschaffung eines Objekts vorsieht. Einen großen Teil der Sidequests macht die Befreiung einzelner Siedlungen aus. Zusammen mit KI-Rebellen fallt Ihr in Dörfer und manchmal auch in Städte ein. Vorgehensweise: Ordnungskräfte über den Haufen ballern, Blockaden zerstören und die Staatsflagge gegen das Freiheitskämpferbanner austauschen. Als Belohnung für eure Rebellenunterstützung kassiert Ihr Sympathiepunkte und steigt im Kommunisten-Ranking. Kleiner Nebeneffekt: Dadurch schaltet Ihr noch mehr Safe Houses frei, wo weitere Waffen und Fahrzeuge für Euch parat stehen.

So oder so

Jetzt wisst Ihr, was Eure primären Aufgaben sind. Die Jobs an sich machen aber nur einen geringen Teil der Gaudi aus. Der Spaßfaktor hängt nämlich sehr von Eurer Spielweise ab. Wie soll man das nur in Worte fassen? Ok, wir versuchen es mal anhand einer Mission zu erklären. Ihr sollt die Koka-Felder eines Drogenbarons zerstören. Variante A: Ihr schnappt Euch ein Auto, fahrt zum Zielort und deckt die Felder mit Sprengstoff oder Handgranaten ein. Die heranstürmenden Feinde ballert Ihr über den Haufen und macht Euch vom Acker. Auftrag erledigt! Klingt nicht so prall oder? Variante B: Ihr rennt auf die Straße und schießt mit einer speziellen Haken-Pistole auf ein Fahrzeug. Das daran befestigte Seil spannt sich, Euer Fallschirm geht auf und Ihr schwebt der Karre hinterher. Etwas weiter entfernt seht Ihr einen Helikopter, worauf Ihr Euch vom Auto löst, um in Richtung des Choppers zu schweben. Ihr zielt erneut, drückt ab und schon gleitet Ihr dem Heli nach. Jetzt holt Ihr das Seil per Knopfdruck ein und greift Euch den Heckflügel. Da hängt Ihr nun und erfreut Euch an der Aussicht. Y-Taste, drücken und schon hopst Rico Richtung Cockpit, öffnet die Tür und nimmt Platz. Was mit dem Piloten ist? He did the Möllemann-Shuffle.

Während Ihr mit dem Fallschirm durch die Gegend segelt, könnt Ihr auch feuern.

Bequem legt Ihr die Strecke zum Koka-Feld auf dem Luftweg zurück, doch dann fällt Euch dieses ganz bestimmte Safe House ein. Dort steht nämlich ein Jeep mit eingebautem Raketenwerfer und das wäre doch die perfekte Kiste für den Job oder? Über dem Safe House angekommen, springt Ihr aus dem Heli, genießt den freien Fall, öffnet den Fallschirm und gleitet aufs Jeep-Dach. Rein in die Karre und los geht’s. Während Ihr die Felder mit Raketen düngt und dabei ordentlich Feinde pulverisiert, bemerkt Ihr einen Traktor mit Pestizid-Sprinkler. Was man damit wohl machen kann? Ihr springt aufs Dach eures Jeeps, öffnet den Fallschirm, landet sicher auf dem Trecker und gurkt damit aufs nächste Feld. Mit der X-Taste aktiviert Ihr die Sprinkler-Vorrichtung und eine grüngelbe Wolke entsteht. Die Pflänzchen gehen ein, und ein paar unfreundliche Gringos ebenfalls. Durch Feindbeschuss fängt die Kiste an zu brennen. Explosionsgefahr! Ihr hechtet ins Gras, rennt zum nächsten Feld. Nebenan lagern ein paar Pestizid-Fässer, die Ihr dank realistischer Physik-Engine auf den Acker rollen könnt. Handgranate hinterher und schon ist Feierabend. Ihr müsst zugeben, dass Variante B irgendwie lustiger klingt und genau hier liegt der Hund begraben. Zwei Personen können die selbe Mission spielen und diese trotzdem völlig unterschiedlich erleben.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Just Cause

Xbox 360, PS2, Xbox, PC

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