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A Vampyre Story

Saugt keineswegs

Monas hiesige Sprecherin Celine Fontanges weiß sogar eindeutig besser zu gefallen, als ihr englisches Gegenstück, die mit ihrer hohen Stimmlage auf Dauer nervtötend wirkt. Doch trotz der tollen Lokalisation, die auch den schwarzen Humor passend einfängt, ließ man es sich nicht nehmen, zusätzlich die englische Originalversion mit auf die DVD zu pressen. Sehr lobenswert, denn es ist nun mal nicht jeder flotte Spruch problemlos ins Deutsche übertragbar.

Natürlich sind es nicht nur die Hauptcharaktere, die im Verlauf des skurrilen Abenteuers mit ihrem Witz punkten können. Vor allem in der ersten Hälfte des Spiels treffen Mona und Froderick auf einige äußerst kuriose Gestalten, darunter der Wasserspeier Ozzy, der eine gewisse Ähnlichkeit mit einem heruntergekommenen Rock-Opa aufweist, und eine Truppe von kriminellen Nagern, von denen jeder gerne den Spitznamen “Die Ratte” tragen würde. Die Wortgefechte und Unterhaltungen mit diesen Sonderlingen sind dabei nicht nur für die Belustigung und ein paar nette Hinweise gut, sondern stellenweise auch essentiell für das Lösen diverser Rätsel.

Die Katze Pyewacket hat beispielsweise Informationen zu einem geheimen Labor, will diese aber nicht herausrücken, weil sie durch das permanente Bewachen der Küche zu müde zum Plaudern ist. Ein Gespräch mit den Mafia-Ratten schafft hier Abhilfe. Sie verraten Euch, wann sie ihren nächsten Beutezug starten wollen. Die entsprechende Uhrzeit leitet Ihr an Pyewacket weiter, so dass diese bedenkenlos ein kleines Nickerchen machen kann. Zum Dank erhaltet Ihr von dem Stubentiger noch kurz die versprochene Auskunft.

Man sollte nie vergessen, dass sich Mona auch in eine guanoproduzierende Lebensform verwandeln kann.

Den Kern des Spiels bilden aber selbstverständlich klassische Knobelaufgaben, bei denen die verschiedensten Gegenstände auf intelligente Weise eingesetzt werden wollen. Hier zeichnet sich A Vampyre Story durch seine Fairness aus. Helfende Hinweise gibt es prinzipiell immer, man muss sie nur als solche wahrnehmen. Durch die skurrile Ader des Titels muss man jedoch generell ein bisschen um die Ecke denken, um auf die zündenden Ideen zu kommen. In Draxylvanien laufen die Dinge eben etwas anders. Hier wird ein gesundes Nussöl auch mal unter Verwendung brachialer Folterwerkzeuge hergestellt. Derartige Herangehensweisen halten den recht konstanten Schwierigkeitsgrad immerhin auf einem anspruchsvollen, aber keineswegs überfordernden Niveau.

Glücklicherweise hat man, entgegen ursprünglichen Meldungen, zudem eine Hotspot-Anzeige integriert. Manche Objekte, zum Beispiel zwei gut verborgene Schornsteine in einer Gasse der Hafenstadt Vlad's Landing, könnte man bei den nächtlichen Streifzügen sonst durchaus übersehen. Besagtes Städtchen ist neben dem Schloss des gepfählten Barons übrigens der zweite große Schauplatz des Adventures, hinkt der grandiosen ersten Hälfte in Sachen Vielseitigkeit allerdings ein wenig nach. Im Vergleich zu den schrägen Charakteren und den abwechslungsreichen Szenerien der Burg, ist Vlad's Landing mit seinen dunklen Gassen und herkömmlichen Menschen schon fast ein bisschen langweilig.

Nichtsdestotrotz darf man mit Recht behaupten, dass A Vampyre Story wohl das charismatischste Adventure seit langem ist. Ob man nun den hübschen Comic-Look bewundert oder den schaurig-nostalgischen Soundtrack genießt, man fühlt regelrecht, wie viel Liebe in dieses Spiel gesteckt wurde. In Draxylvanien ist jedenfalls keine Spur von der Sterilität, die so viele moderne Vertreter des Genre ausstrahlen. Umso bedauerlicher ist es, dass gelegentlich unschöne Unterbrechungen oder Sprünge in Monas Animationen auftreten und ein wenig an der sonst tadellosen Atmosphäre kratzen.

Da Dialoge in der Regel von Angesicht zu Angesicht geführt werden, passt sich der Blickwinkel für Gespräche meist an.

A Vampyre Story hat einen ganz eigenen Charakter, lässt Erinnerungen an die großen Point and Click-Klassiker aufkeimen und ist dennoch zeitgemäß. Bedenkt man, dass Bill Tillers jungem Studio nur ein recht begrenztes Budget zur Verfügung stand, ist es wirklich beachtlich, was hier auf die untoten Beine gestellt wurde. Mit bestechendem Humor, einem fesselnden Flair und cleveren Rätseln verbucht Monas Abenteuer massenhaft Punkte im Spielerherz. An manchen Stellen merkt man dem ersten Baby von Autumn Moon Entertainment aber an, dass ein gewisser Geldmangel herrschte.

Man sieht es an den etwas mageren Videos und den gelegentlichen Animationsfehlern. Und man spürt es an der leichten Unzufriedenheit, die sich einstellt, wenn man das abschließende Video gesehen hat. Damit keine Missverständnisse entstehen: A Vampyre Story ist ein hervorragendes Spiel und ohne Frage eines der besten Adventures der letzten Jahre, es lässt Euch hinsichtlich der Story aber schlussendlich in der kalten Nachtluft hängen. Im ersten Moment ein unangenehmes Gefühl, mit Sicherheit aber ein perfekter Ausgangspunkt für die geplante Fortsetzung.

Lässt sich nur hoffen, dass Bill Tiller und sein Team jetzt erstmal die verdiente Kohle einfahren, damit das nächste Abenteuer im schaurigen Draxylvanien noch schärfer an der Perfektion schrammen kann. In diesem Sinne: GEHE ZU Händler des Vertrauens. ÖFFNE Ladentür. UNTERSUCHE Regal voller Videospiele. “Wow, sie haben alle aktuellen Top-Titel von Spiegelkante über Ausfall 3 bis A Vampyre Story.” NIMM A Vampyre Story. GIB Geldbündel AN Kassierer. HAB eine verdammt gute Zeit mit Mona und Froderick.

Spätestens zum 17. November solltet Ihr jeglichen Knoblauch und sämtliche Kreuze aus Eurem Heim verbannt haben!

9 / 10

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Steffen Salomon

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