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After Burner: Black Falcon

Du brennst so heiß wie ein Vulkan

Anstiftung zur Umweltsünde! Ausgerechnet in Zeiten des Klimawandels eine neue After Burner-Inkarnation. Als hätte es nicht schon gereicht, dass Sega mit Outrun die Gier nach Sprit fressenden Hochleistungs-Cabrios fördert, so wird sich nun jeder After Burner-Pilot in den nächstbesten Kampf-Jet schwingen wollen, um ein paar Liter verflüssigten Dinosaurierknochen in die Luft zu blasen. Schließlich wissen wir seit den „Killerspielen“, dass Games gewisse Begehrlichkeiten fördern ...

Genau wie bei Outrun 2006: Coast 2 Coast geht meine Begehrlichkeit hinsichtlich After Burner allerdings in eine andere Richtung. Die Jungs mit dem blauen Igel als Maskottchen scheinen gerade ihre Liebe zum eigenen Backkatalog entdeckt zu haben und polieren die Klassiker auf – allerdings ohne die aufwändigen Automaten der „guten“ alten Zeiten. Doch auch „pur“ funktioniert es: After Burner: Black Falcon trifft direkt ins Ziel. Wie schon in der Original-Arcade-Version steht hier denkbefreiter Shooter-Spaß an oberster Stelle, Reizüberflutung inklusive. Da ist mehr Zeit vor der Konsole der dringlichste Wunsch für die nächsten Tage. Wenn das allerdings mit den Millionen oder meinetwegen auch mit dem Kampf-Jet klappen würde … stören würd’s mich nicht wirklich.

Der Einstieg in die Welt der heißen Düsen ist zwar altbacken, aber nicht ohne Charme: Drei Piloten stehen zur Auswahl, zwei männliche eine weiblich, allesamt billige Stereotypen. Überzeichnungen gehören inzwischen zum Geschäft, bei After Burner wirken sie wie eine ironische Brechung auf die Knallchargen aus „Top Gun“: Der Speed-Freak, der Zerstörungs-Maniac und natürlich die etwas feinfühligere, aber nichtsdestotrotz ebenso tollkühne Dame. Je nach Macke bekommt der entsprechende Pilot nach erfüllter Mission Bonuspunkte. Zum Beispiel Sonic (sic!), der es gerne flott mag, erhält eine Belohnung für Rekordgeschwindigkeiten. Für Bull, der es gerne krachen lässt, gibt es Extras, wenn er möglichst viel in Flammen aufgehen lässt.

Tarnkappenbomber im angesagten Knut-Muster: Nicht gerade tarn, aber modisch hoch-aktuell

Und genau darum strickt es sich ohnehin. Ausgestattet mit drei verschiedenen Waffentypen geht’s in die Wolken. Kein Freiflug allerdings wie in einer ordentlichen Simulation, sondern ein strikt linearer Hard-Rail-Shooter – Bewegungsfreiheit ist etwas für verwöhnte Intellektuelle. An Bord besitzt man zwei Waffentypen: Das Maschinengewehr spuckt unbegrenzt Kugeln, der Vorrat an Raketen ist hingegen abgezählt. Ein Mangel an den tödlichen Geschossen ist aber eine Seltenheit, denn abgeschossene Gegner verlieren nach Combos zufälligerweise ein nettes Paket mit Vorräten. Die zielsuchenden Sprengköpfe löst man über ein hilfreiches Log-on-System aus, das vage an REZ erinnert – ohne den Rhythmus und die hypnotisierende Musik versteht sich.

After Burner: Black Falcon setzt jedoch ebenso wie der abstrakte Shooter auf ein Sinnesfest. Visuell geht hier einiges: Explosionen am laufenden Band, wahnwitzige Geschwindigkeit, garniert mit garantiert Poser-tauglichem 80er-Rock. Mit dem Nachbrenner, gezündet durch die Schultertaste, bekommt der Flieger eine zusätzliche Injektion Schub – eine Taktik, um Gegnern auszuweichen, die Flugzeiten zu verkürzen und vor allem Adrenalin zu pumpen.

Kurze Verschnaufpausen bieten die Zwischenstopps, bei denen eine fleißige Boxen-Crew noch ein paar Gallonen Kerosin in den Tank schüttet und die Stahlflügel mit neuer Munition bestückt. Solche kurze Cut-Scene bieten genug Zeit, um kurz die Hände auszuschütteln und die Finger zu entkrampfen. Denn hier stößt man des Öfteren an seine Grenzen: Die leicht unglückliche Button-Belegung, die auch die drei verschiedenen Tasten-Layouts nicht verbessern, sorgt für viel Betrieb auf den Knöpfen. Vor allem der schmucke Looping verkommt so zu reinem Beiwerk, da es einfacher ist, alles mit einer Welle von Salven einzudecken, statt den gegnerischen Geschossen spektakulär auszuweichen. Auch der Tanz mit den zwei Raketentypen will gelernt sein: Für Luft- und Bodenziele muss man unterschiedliche Sprengkörper entsenden, das geht auf die sensiblen Fingerchen.

Nicht nur Feuer hinten, sondern auch Feuer vorne: Ein Fest für Pyromanen.

Leider hat die Zerstörungsorgie auch ihre Schattenseiten: Die Gegner variieren kaum in Typ und Aussehen, die immer gleichen Ziele bieten sich zum Abschuss an. Bei Massenandrang auf dem Bildschirm setzt zudem die Hardware aus, es kommt zu leichten Slow-Downs. Nicht gravierend, dennoch störend. Hingegen ist allerdings der Need-For-Speed-Faktor nicht zu unterschätzen: Verdientes Bares, hart erarbeitet durch erreichte Missionsziele, soll ja nicht auf der Bank verschimmeln. Was würde sich besser anbieten, als neue Waffensysteme, ein neuer Jet oder gar eine modische Tarnmusterung? Um das grausige Wort „pimpen“ zu vermeiden, sprechen wir einfach mal von „aufmotzen“ – eine schöne Sache für alle, die schon früher am liebsten ihre Quartettkarten in einem Anfall gestalterischen Drangs neu angemalt haben. Der solvente Individualist kann hier seinem Eigensinn freien Lauf lassen, sogar Tigermuster für den Kampfpiloten mit Geschmack sind machbar.

Mit seinem Old-school-Feeling, der richtigen Dosis an Action und dem ständigen Happening auf dem Screen, ist After Burner: Black Falcon ein gelungenes Remake. Besonders dieses „ach früher“ dürfte bei älteren Semestern für Freude sorgen, denn diesen inbrünstige Seufzer haben Sega fest im Programm-Code verankert. Dafür fehlt es After Burner: Black Falcon jedoch komplett an Innovation. Wie Outrun 2006: Coast 2 Coast oder Pirates! setzt das Spiel vollkommen auf seinen Ruf und seine Tradition. Somit definitiv ein Titel für Retro-Junkies, die es nicht gerne sehen, wenn alte Konzepte neu aufgebohrt werden. Und After Burner gibt ihnen sogar recht: Never chance a winning team. Besonders nicht, wenn es so viel in die Luft jagt.

7 / 10

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Über den Autor

Martin Kreischer

Contributor

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