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Alone in the Dark: Near Death Investigation

Ungemütlicher Parkspaziergang.

„Alone in the Dark“ war 1992 für mich eine Offenbarung. Kaum zu glauben, dass mir kleine 3D-Männchen aus wenigen Polygonen einmal so das Blut in den Adern gefrieren lassen konnten wie damals im ersten Teil der französischen Action-Adventure-Serie. Ich mochte die stilvollen gemalten 2D-Hintergründe, die unkonventionellen Kameraperspektiven. Musik und die Knarzgeräusche des Fußbodens machten das Gruselerlebnis perfekt. Fast perfekt – wenn da nicht die Macken der ungenauen Tastatursteuerung gewesen wären, die mich bei den Kämpfen regelmäßig in den Wahnsinn trieben. Meiner Bewunderung für „Alone in the Dark“ tat diese jedoch keinen Abbruch. Die Teile 2 und 3 der Serie spielte ich noch mit derselben Begeisterung – erst beim bislang letzten Sequel aus dem Jahr 2001 ebbte mein Enthusiasmus dann etwas ab.

Jetzt kommt „Alone in the Dark“ wieder – ohne Polygon-Männchen. Stattdessen mit hochauflösender Edel-Optik, hollywoodreifen Kamerafahrten und einem Feuerwerk an aufwändig inszenierten Schockeffekten. Entwickelt wird das Ganze in Lyon, Frankreich, von Eden Games, einem Infogrames-Ableger. Während man früher in der Serie viel Zeit damit verbrachte, in verwunschenen Villen rumzustöbern und auch mal das eine oder andere geruhsame Puzzle zu knacken, soll im neuen „Alone in the Dark“ alles anders werden: actionlastiger, schneller, härter. Hoffentlich nicht zu glatt.

Eden will den Thriller um paranormale Phänomene präsentieren wie eine TV-Serie: in kurzen, 30- bis 40-minütigen Episoden mit Spannung steigernden Cliffhangern und allem Drum und Dran. Wer einen Spielstand lädt, bekommt eine Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse in Form eines Video-Trailers – ein Gefühl wie bei der Fortsetzung des Lieblings-Mehrteilers auf der Mattscheibe. Der Held ist derselbe wie in den Vorgänger-Spielen: Edward Carnby, der nach seinen früheren Abenteuern mittlerweile ein biblisches Alter erreicht haben müsste, aber immer noch wie ein leicht angeschlagener 30-Jähriger aussieht. Vielleicht liefert ja die Story von „Alone in the Dark“ eine Erklärung für die mysteriöse Verjüngungskur? Lassen wir uns überraschen.

Als Schauplatz für Carnbys neuesten Ausflug in die Welt des Unerklärlichen wählten die Designer von Eden Games den New Yorker Central Park. Das weitläufige Areal bietet viel Abwechslung. Vom düsteren Waldstück über marode Tunnelsysteme bis hin zu Theater und Zoo reicht die Palette der Locations. In der Präsentation auf der Games Convention erlebe ich, wie ein Haus am Rande des Parks Carnby förmlich ausspuckt: von einer Feuersbrunst immer weiter in die Enge getrieben, sieht sich der Held in einem großen Raum eingeschlossen. Eine unbekannte Macht treibt tiefe Furchen in die Wände, wie mit einer gigantischen glühenden Kreissäge. Das Mauerwerk ächzt, zersplittert und kracht tosend in sich zusammen. Edward bleibt aus dem Apartment in luftiger Höhe nur noch der Sprung ins Nichts. Im letzten Moment findet er Halt an einem Wasserspeier und entgeht so dem Sturz in den Tod. Eindrucksvoll sieht das schon aus – eine Vorstellung vom Gameplay des kommenden Titels vermittelt die Szene jedoch noch nicht.

Während also noch offen bleibt, wie sehr sich das Kampfsystem in „Alone in the Dark“ von den früheren Teilen der Serie unterscheiden wird, zeigt eine andere Szene, wie Carnby Fahrzeuge benutzen kann, um Aufgaben zu lösen. Er setzt sich ans Steuer, drückt an den Knöpfen des Autoradios herum, untersucht den Inhalt des Handschuhfachs. Dann startet er den Wagen wahlweise mit dem Schlüssel, den er unter der Sonnenblende findet, oder indem er die Drähte der Zündung kurzschließt. Um eine Mauer zu überwinden, steigt er mit voller Kraft aufs Gaspedal und nutzt die Laderampe eines Autotransporters als Sprungbrett.

Grafisch ist das Spektakel ein Hochgenuss. Mit ihren goldgelben Farbtönen weckt die Render-Szenerie Erinnerungen an den Kult-Thriller „Sieben“. Schatten und Lichteinfall werden in Echtzeit berechnet, Zeitlupen- und Unschärfe-Effekte verstärken das Gefühl, physisch an dem grausigen Geschehen teilzuhaben. Kinoreife Soundeffekte tun ein Übriges, um einem beim Spielen kalte Schauer über den Rücken zu jagen. Trotzdem wirkt das „neue“ „Alone in the Dark“ gegenwärtig auf mich immer noch eine Spur zu steril, um mich richtig zu packen. Ob „Alone in the Dark“ der ultimative Gruselschocker werden wird, lässt sich aber eh erst beurteilen, wenn Atari mehr Infos zum Gameplay preisgibt.

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