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Ankama Convention #4

Fressball in Paris

Online-Rollenspiele, ob sie nun aus den USA oder Japan kommen, ob sie nun Lineage, Final Fantasy XI oder World of WarCraft heißen, sind die Domäne eines ganz bestimmten Spielerschlags: Der durchschnittliche Online-Abenteurer ist männlich, meist so zwischen 16 und 24, hat Worte wie Mob, Grinding, Tank oder Buff in seinem Vokabular und hegt für gewöhnlich eine nicht zu unterschätzende Affinität zum Oevre von J.R.R. Tolkien und dessen zahllosen Epigonen. Fantasy-Welten werden stets am Maßstab Mittelerde gemessen, beliebte Farben sind grün, braun und durchaus manchmal auch grau. Helden müssen entschlossen, Orcs hässlich und Monster grimmig und gefährlich sein. Bunt und niedlich, das ist doch nur was für Kleinkinder!

In Frankreich ist die Situation dagegen eine ganz andere. Unsere Nachbarn mit ihrer großen Comic-Tradition haben nicht nur weit weniger Berührungsängste mit bunten Figuren und niedlichen Sprites, auch zu Computer- und Videospielen an sich hat man in Frankreich ein viel entspannteres Verhältnis als im grummelig-grauen Deutschland. Den Beweis dafür durfte ich am 27. und 28. Juni in Paris erleben. Dort stieg auf dem Messgelände der Porte de Versailles im Südwesten der Stadt bereits die vierte Ankama-Convention.

Aber Sekunde einmal. Ist euch Ankama überhaupt ein Begriff? Die Chancen stehen nämlich durchaus gut, dass die meisten deutschen Spieler, sind sie nun Fans von MMORPGs sind oder nicht, diese Frage verneinen müssen. Deutschland ist eben World of WarCraft-Land.

Dofus 2.0 hübscht die Grafik auf.

In Frankreich heißt das meistgespielte MMORPG dagegen Dofus, basiert auf der Flash-Engine und setzt auf bunte 2D-Szenarien, knuffige Monster und viel Humor. Und dieser Humor ist es wohl auch, dem Dofus seine enorme Beliebtheit verdankt. Weltweit stürzen sich laut Ankama aktuell über 10 Millionen Spieler, davon 1,5 zahlende Kunden (Stand 2008), in die farbenfrohen Welten.

„Die meisten MMORPGs bieten ja eigentlich immer wieder das gleiche düstere Fantasy-Setting. Mit Dofus wollten wir etwas anderes machen. Wir wollten etwas buntes, durchaus auch kindliches und in erster Linie etwas zugängliches. Und uns war wichtig, dass das Spiel auch auf älteren, schwächeren Systemen läuft und mehr Leute anspricht als gewöhnliche MMORPGs“, erklärt Dofus-2.0-Projektleiter Samuel „Tyn“ Lorétan im Gespräch. Vor allem grafisch macht sich das bemerkbar, setzt Ankama bei all seinen Spielen stilistisch doch auf eine interessante Mischung aus japanischem Manga und französischen Bande Déssinée. „Für Dofus wollten wir damals eine neuen, frischen Grafikstil entwickeln. Wir bei Ankama sind ein Studio, das sich durchaus gerne mal an Japan und der dortigen Manga-Tradition orientiert und gleichzeitig natürlich seine Wurzeln in Frankreich hat.“, so Lorétan. Und mit diesem Stil scheint Ankama tatsächlich den Nerv der französischen Spieler getroffen zu haben, wie man an der Porte de Versailles eindrucksvoll sehen konnte.

Die auf 10.000 Stück limitierten Plüsch-Fressbälle waren der begehrteste Artikel im Shop.

Aber teutonische Hardcore-Spieler sollten Dofus nun wegen seiner Beliebtheit außerhalb der verschworenen Zockergemeinde, der Flash-Engine und seines bunten Looks keinesfalls vorschnell als böses „Casual“-Spiel abtun. Inhaltlich braucht sich Dofus nämlich keinesfalls vor der hochgezüchteten Polygon-Konkurrenz aus den USA und Asien zu verstecken!

Eine riesige Spielwelt, jede Menge Mythologie, zahllose Herausforderungen und ganze zwölf von Grund auf verschiedene Rassen bieten auch Profis jede Menge Beschäftigung, insbesondere, wenn sie sich zu einem Abo des Spiels entschließen. Denn grundsätzlich ist Dofus zwar kostenlos, wer aber auf das volle Online-Erlebnis mit PVP-Modi, Gildengründung und besonders knackigen Monstern Wert legt, der entschließt sich nach einer gewissen Einspielzeit für das Bezahl-Model – laut Produzent Lorétan tun das die meisten Spieler erfahrungsgemäß so „nach etwa drei Monaten und bleiben dann auch richtig lang dabei“.