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Anno 1701

Mobiles Siedeln

Auf dem Nintendo DS finden sich die erstaunlichsten Spiele ein. Von der Operations-Simulation (Trauma Center) über Anwaltsspiele (Phoenix Wright) und Gehirntests (Dr. Kawashimas Gehirnjogging), bis hin zu Kochshows (Cooking Mama) gibt es mittlerweile nichts, was es nicht gibt. In Sachen Echtzeitstrategie ist Nintendos Winzling hingegen ein noch unbeschriebenes Blatt. Das gleiche gilt für den Bereich Aufbauspiele. Als ich das erste Mal gehört habe, dass Anno 1701 für das DS portiert wird, war ich deshalb extrem skeptisch. Ein Spiel, das perfekt mit Maus harmoniert und von seinem Wuselfaktor lebt, soll auf den beiden winzigen Bildschirmen und mit Stift steuerbar sein? Das kann nicht gut gehen. Oder etwa doch? Mit der Vorabversion im Modulschacht bin ich ins neue Anno-Land gereist.

Da man wie erwähnt Anno 1701 DS komplett mit dem Stift (Stylus) steuert, fragt das Programm am Anfang, ob man Rechts- oder Linkshänder ist. Danach geht’s auch schon los in die Kampagne. Die umfasst 15 Missionen, die wiederum in mehrere Kapitel eingeteilt sind. Aller Anfang ist leicht, denn zunächst lernt man erstmal die Grundbegriffe des Spiels und die Steuerung kennen. Eine Handvoll Icons am rechten Bildschirmrand reichen aus, um die erste eigene Siedlung zu errichten. Dabei war ich völlig baff zu sehen, dass Anno 1701 auf dem DS tatsächlich das selbe Spielprinzip bietet wie die „große“ PC-Version. Zugegeben, optisch ist es nicht so der Kracher, aber das Spielprinzip ist komplett erhalten geblieben.

Kurzum: Ich positioniere mit dem Stift meine Häuschen, errichte auf dieselbe Weise Holzfäller, Fischerhütte und Schaffarm und gucke zu, wie die Waren zum Hauptkontor gebracht werden - auf dass meine Siedlung blühe und gedeihe. Nach und nach erweitere ich die Ortschaft, errichte Gasthäuser, Zuckerplantagen und Weizenfarmen. Alles nur mit dem Zweck, die Bedürfnisse meiner Untertanen zu befriedigen. Denn nur wenn die vollständig glücklich sind, entwickeln sich aus Pionieren Siedler und daraus anschließend Bürger, die höhere Steuern zahlen, aber auch höhere Anforderungen stellen.

Allerdings haben die Entwickler von Keen Games, die für Sunflowers Anno 1701 für das DS bastelten, ein paar Vereinfachungen vorgenommen. Stoffe entstehen direkt aus Schaffarmen ohne den Umweg über den Weber. Schweinefarmen produzieren fertige Nahrung. Einen Metzger wie in der PC-Version brauchen sie nicht. Dadurch spart man vor allem Platz auf den kleinen Landkarten und alles bleibt ein wenig übersichtlicher. Richtig entschlackt, na eigentlich eher schon böse beschnitten, hat man den Militärteil. Es gibt nur noch einen einzigen Truppentyp und den kann man nicht mal frei bewegen. Stattdessen wird dieser über ein Extramenü zum Feind geschickt. Wie die Schacht ausgeht, erkennt man an schnörkellosen Zahlenwerten.

Kleine Wirtschaftskreisläufe: Von den Farmen kommt Getreide für die Mühle.

Ebenfalls nicht ganz optimal: Der Straßenbau. Dazu verschiebt man immer zwei Wegpunkte, zwischen denen die Straße angelegt wird. Das klappt mit etwas Übung ganz gut, nur am Anfang vertut man sich schon mal. Da man die Perspektive zudem nicht drehen kann, kommt es immer wieder mal vor, dass ein Wegsegment hier und da fehlt. Allerdings zeigen Warnsymbole an, wenn Gebäude mangels Weganbindung oder Überproduktion Probleme haben.

Die Schnitzer in Sachen Militär seien den Entwicklern vergeben, ist Anno doch nach wie vor in allererster Linie eine Wirtschaftssimulation. Die wird durch die Kampagne mit festen Zielen noch kräftig aufgepeppt. Ständig passiert etwas. So taucht plötzlich ein in Not geratener Kamerad auf, der immer mehr und höhere Forderungen nach Rohstoffen stellt. Oder man muss einen Indianerstamm durch Tributzahlungen dazu überreden, die Baurechte auf der eigenen Insel abzutreten. Und natürlich gibt es wieder die Königin, die von Zeit zu Zeit bestimmte Lieferungen fordert. Speichern kann man zum Glück jederzeit, was aber auch dringend notwendig ist, denn Anno 1701 spielt man nicht mal eben fünf oder zehn Minuten zwischendurch. Eine Partie kann sich genau wie beim großen Bruder schon über etliche Stunden erstrecken.

Neben der Kampagne gibt es das freie Spiel, in dem man je nach gewählten Vorgaben in Seelenruhe seine Siedlung aufbauen kann oder sich gegen Computergegner zur Wehr setzen muss. Optisch kann die DS-Version natürlich nicht mit der PC-Fassung mithalten. Die Grafik gleicht eher der aus dem alten Anno 1602 - seines Zeichens der Urahn der Anno-logie. Trotzdem sieht das alles recht nett und schön übersichtlich aus. Es wuseln sogar ein paar Bewohner herum. Dazu bekommt man auf dem oberen Bildschirm stets einen guten Überblick über die Versorgungslage, Rohstoffvorräte, Produktionsraten und Steuereinnahmen geboten. Nach einer Viertelstunde Eingewöhnung hat man das Spiel völlig im Griff. Nebenbei erwähnt: Bis zu vier Spieler können in der fertigen Version auch gegeneinander antreten. Dafür soll es sogar eigene Mehrspielerszenarien geben.

Ich liebe die Anno-Reihe und war extrem skeptisch, was die DS-Umsetzung betraf. Doch schon die praktisch fertige Vorabversion hat diese Zweifel beseitigt. Ein Kompliment an die Entwickler von Keen, dass sie es geschafft haben, das aufwändige Spielkonzept ohne große Abstriche (okay, abgesehen vom Militärpart) auf das Handheld umzusetzen. So bekommt man tatsächlich ein richtiges Anno-Spiel für unterwegs, bei dem sich schnell das selbe Spielgefühl wie bei den anderen Titeln der Reihe einstellt. Ehrlich gesagt kann ich mir keinen Grund vorstellen, wie man das Spiel noch verhunzen könnte, weshalb ich mich jetzt schon auf die Endversion im Juni freue. Mal gucken, ob ich Tanja den Test abschwatzen kann. Die ist ja ebenfalls ein großer Annoist.

Im Juni darf endlich auch auf den Nintendos-Miniscreens losgesiedelt werden.

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