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Assassin's Creed

Auf der Suche nach Abenteuer

Angesichts dieser tollen Engine ist es allerdings etwas schade, dass die Kletterei nicht ein wenig anspruchsvoller ausgefallen ist. Nur selten muss man wirklich überlegen, wie man nun jetzt auf Dächer, Markisen oder Vorsprünge gelangt und dank Altairs unendlicher Energiereserven und katzenhafter Athletik ist man beim Klettern nie wirklich in Gefahr. Wer abstürzt, überlebt fast immer, die verlorene Gesundheit regeneriert sich relativ schnell von selbst.

Ist man nicht gerade dabei, einen der neun Ober-Schergen zu stalken, ist das Schlimmste, was einem passieren kann, dass man für ein wenig Aufregung sorgt und eventuell ein paar Wachleute mehr abhängen muss. Dann heißt es wieder Beine in die Hand nehmen, klettern, Dachgarten/Parkbank/Heuhaufen oder eine Gruppe Mönche finden, um endgültig aus dem Sichtfeld der Wachen zu verschwinden.

Oder eben alle alarmierten Verfolger umzubringen und anschließend betend in der Menge zu verschwinden - was sich angesichts der arg kurzsichtigen KI und des effizienten Kampfsystems als sehr praktikable (und einfachere) Alternative darstellt. Schon früh im Spiel ermöglicht das Kampfsystem, fast jede Auseinandersetzung durch einen brutalen Konter mit dem ersten Schwertkontakt auszuschalten und untergräbt damit - so gut diese Art zu kämpfen mir auch gefällt - ein bisschen den Sinn des Spieles. Seid Ihr von einer Horde Ritter umzingelt, die nur darauf wartet, Euch mit ihren Schwertern die Nasenlöcher zu vergrößern, zieht Ihr ebenfalls Eure Waffe und wechselt per rechtem Trigger in den defensiven Modus. Die offensivere Art zu kämpfen, wird zu einem späteren Zeitpunkt im Spiel zwar auch gefördert, ist aber deutlich schwieriger zu meistern. Weshalb man es natürlich lieber defensiv angeht. Der rechte Trigger allein ist sozusagen die Block-Taste.

Im Zweifelsfall nach oben: Die Interaktion von Altair mit der Wand sieht fast täuschend echt aus.

Altair bringt auf diese Weise immer das Schwert zwischen sich und die Attacke oder weicht mittels Druck auf "A" im richtigen Moment aus. Drückt Ihr aber die X-Taste, wenn der Gegner Euch attackiert, nutzt der flinke Assassine dessen Angriffsbewegung für einen schnellen, aber nicht weniger brutalen Todesstoß. Dieser variiert je nach Art des Angriffes und je nach gewählter Waffe. Ob Altair nun mit Schwert, Dolch oder seiner versteckten Armklinge seine Gegner aufspießt, ihnen kaltes Eisen knackend in den Schädel rammt oder mehrfach auf sie einsticht: Fans mittelalterlicher Schlachtfeste sind bestens versorgt. Irgendwann aber habt Ihr auch hier jede der tollen Animationen gesehen und die wunderbar bösartig choreographierten Gruppenkeilereien (oft sieht sich Altair bis zu zehn Gegnern gegenüber) beginnen, sich zunehmend zu ähneln.

In vielerlei Hinsicht ist Assassin's Creed größtes Problem der streng zyklische Ablauf auf wirklich jeder Ebene. Jedes Element wird ohne Rücksicht auf Variation aufs Stumpfeste wiederholt. Hat man die "Königreich"-Oberwelt durchritten und ist im Heimatbezirk der Zielperson angekommen (später auch komfortabel per Teleport zu erreichen), muss stets zunächst das ansässige Assassinen-Büro aufgesucht werden. Dort verrät man Euch erste Details zu Eurem Opfer.

In einer Gastrolle: Tim Mälzer.

Doch ohne selbst noch schlüssige Nachforschungen anzustellen, lässt sich kein Attentat planen. Anschließend erklimmt Ihr also alle Aussichtspunkte (erkennbar durch einen kreisenden Adler), um nach und nach auch den letzten Quadratmeter "Fog of War" von Eurer Karte zu wischen. Erst dann markiert das Spiel sechs verschiedene Detektiv-Einsätze auf Eurer Karte. Von diesen erhöhten Punkten gibt es je nach Stadtteil zwischen sechs und zwölf. Wer wirklich alles sehen möchte, hat also eine Menge Kletterei vor sich. Und die erledigt man nach einer Weile wirklich nur noch, wenn man Lust hat, die atemberaubende Aussicht zu genießen. Weniger touristisch veranlagte Spieler steigen später lediglich auf die Türme, die unbedingt sein müssen - schließlich reicht es ja, drei der sechs angebotenen Nachforschungen zu erledigen.

Und das ist etwas, worauf man sich sehr schnell einschießt. Nicht, weil die Welt von Assassin's Creed nicht ansprechend wäre, sondern weil ihre Aufgaben es nicht sind. Derer gibt es genau genommen nämlich nur drei: Das "Belauschen" ist die buchstäblich bequemste Art, an Informationen zu gelangen. Dazu müsst Ihr Euch lediglich in Nähe Eures Zieles auf eine Bank setzen, das Subjekt mit dem L-Trigger aufschalten und auf Tastendruck die Ohren spitzen. Dies ist zur Zeit des Dritten Kreuzzuges die einzig wahre und legitime Art, jemanden zu belauschen. Wer in ähnlicher Entfernung wie vorher erwähnte Bank unauffällig einen Lauschangriff starten möchte, hört nichts. Die Kollegen fangen erst an zu reden, wenn Ihr sitzt. Ist wohl gegen das Gesetz, oder so.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Assassin's Creed

PS3, Xbox 360, PSP, PC

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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