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Bericht: Ubisoft ignorierte jahrelang Vorwürfe wegen sexuellen Fehlverhaltens

Und Kassanda wollte man nicht als alleinige Protagonistin von Odyssey.

Die jüngsten Vorwürfe gegen diverse Ubisoft-Mitarbeiter sind keine Entwicklung der jüngeren Vergangenheit.

Wie ein neuer Bericht von Bloomberg, wurden solche Berichte innerhalb des Unternehmens in den meisten Fällen jahrelang ignoriert und unter den Tisch gekehrt.

Als Basis dafür dienen Gespräche mit über drei Dutzend aktuellen und früheren Ubisoft-Mitarbeitern, dabei steht vor allem Serge Hascoet im Mittelpunkt, von dem sich das Unternehmen vor kurzem im Zuge dieser Entwicklungen trennte.

Die Vorwürfe reichen dabei von subtilem Sexismus bis hin zu sexuellen Übergriffen und Rassismus, berichten zwei Personen mit Zugriff auf die Berichte, die bei der Personalabteilung eingereicht wurden.

In vielen Gesprächen habe sich eine feindselige Atmosphäre gegenüber Frauen herauskristallisiert, Ubisofts Hauptquartier in Paris gelte dabei als eine Art "Verbindungshaus". In vielen Büros des Publishers hätten Mitarbeiter offen misogyne oder rassistische Kommentare von sich gegeben, Führungskräfte hätten zum Teil sexuelle Avancen gemacht oder Frauen unangemessen berührt.

Was Hascoet und sein Team betrifft, spricht Cindy Fitzpatrick, die von 2005 bis 2009 in Ubisofts PR-Abteilung arbeitete, von "goldenen Kindern". "Egal was sie taten, sie schienen unantastbar", sagt sie.

Nachdem die Vorwürfe in jüngster Zeit ans Licht kamen, zeigten sich Bloomberg zufolge mehre Mitarbeiter "angenehm überrascht" und sogar "schockiert" von der Reaktion des Unternehmens darauf. Unter anderem hatte auch Splinter Cells Creative Director Maxime Beland das Unternehmen verlassen, während CEO Yves Guillemot grundlegende Veränderungen ankündigte.

Hascoet war seit 1988 im Unternehmen und stieg später zum Leiter der Kreativabteilung auf. Er galt beinahe als eine Art Familienmitglied und hatte auch die Befugnis, Spiele einzustellen oder ihnen grünes Licht zu geben.

Drei Frauen, die bei Ubisoft arbeiteten, berichten davon, dass man sie warnte, mit Hascoet und seinem Team was trinken zu gehen, manchmal hätten geschäftliche Meetings in Stripclubs stattgefunden. Eine Frau sagt, sie habe daran nicht teilgenommen, worunter dann im Endeffekt ihre Karriere gelitten habe. Entsprechend frustrierend sei es gewesen, als Hascoet viele seiner "Stripclub-Kumpel" zu Creative Directors machte.

Und Hascoets Ruf sei innerhalb des Unternehmens über Jahre hinweg bekannt gewesen, gaben zehn Personen gegenüber Bloomberg an. Da er anscheinend Narrenfreiheit genoss, mussten Angestellte entweder eine Möglichkeit finden, mit ihm zusammenzuarbeiten, oder das Unternehmen verlassen.

In anderen Fällen ist von rassistischen Kommentaren die Rede, berichtet Fey Vercuiel, ein früherer Designer bei Ubisoft Sofia. Als Mitarbeiter 2015 einen Trailer zu Star Wars: Das Erwachen der Macht schauten und der schwarze Schauspieler John Boyega zu sehen war, hätten die Leute "gemeinsam gesagt: 'Hey, seht mal, da ist ein Affe.'"

Dawn Le gibt an, dass ihr im Studio in San Francisco von ihrem Manager gesagt wurde, sie solle mehr lächeln. Und wenn sich ihre Haltung nicht bessere, würde man sie feuern. Solche und ähnliche Vorfälle seien gemeldet worden, passiert ist nichts. "Du beschwerst dich über etwas und es wird einfach unter den Teppich gekehrt", sagt Vercuiel.

Besonders problematisch sei das Büro in Toronto gewesen, das von Maxime Beland und seiner Frau Rima Brek geleitet wurde - Letztere hatte vorübergehend auch die Leitung über die Personalabteilung. Zwei Frauen sagen, dass sie sich geächtet fühlten und als Unruhestifter galten, nachdem sie dort Vorfälle meldeten.

Und dann geht es auch noch um Entscheidungen im Hinblick auf Spiele, vor allem in Bezug auf Assassin's Creed. Für Kritik sorgte 2014 bereits eine Aussage zu Assassin's Creed Unity, in dem Spieler online keine Frauen spielen konnten, weil das "eine Menge zusätzlicher Arbeit" bedeutet hätte.

Berichten von drei Mitarbeitern zufolge war anfänglich Evies Rolle in Assassin's Creed Syndicate größer als im finalen Spiel, das ihr Bruder Jacob dominierte. Ursprünglich hätten sie gleich viel Aufmerksamkeit bekommen.

Bei Origins sei geplant gewesen, dass Bayek früh im Verlauf der Geschichte verwundet wird oder stirbt und die Spieler dann die Kontroller über seine Frau Aya übernehmen. Während der Entwicklung sei Ayas Rolle dann ständig kleiner geworden.

Ähnlich lief es bei Odyssey, das die Geschichte der Zwillinge Kassanda und Alexios erzählt. Ursprünglich hatte das Team nach Angaben von vier daran beteiligten Personen vor, Kassandra zur alleinigen Protagonistin zu machen. Dies sei aber keine Option gewesen.

Den Mitarbeitern zufolge verdeutliche das den Sexismus innerhalb des Unternehmens, all diese Anweisungen seien von der Marketingabteilung oder von Hascoet gekommen, die der Ansicht waren, dass sich Spiele mit Frauen in der Hauptrolle nicht verkaufen.

Noch weit mehr dazu lest ihr im Bericht von Bloomberg. Es wird klar, dass Ubisoft einiges aufzuarbeiten hat.

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Benjamin Jakobs

Leitender Redakteur News

Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.
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