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Blog: Bewegungserkennung x 3

I like to move it, move it

Man muss es Peter Molyneux einfach lassen: Er versteht es, einen immer wieder zu überraschen und zu fesseln. Projekt Natal mit seiner Demo in Form von Milo ist wohl das, was man ganz locker einen Überhammer nennen kann. Etwas, das es vorher nicht gab, jedenfalls nicht so, das es auch nur vage funktionierte. Die Interaktion mit der eigenen Bewegung, den Aktionen des Spielers und die Reaktion auf das Programm, was es sieht, sind derzeit ein Meilenstein.

Sollte es denn funktionieren.

Man kann aber auch kleiner stapeln mit dieser Technik. Die Erkennung von Bewegungen, Gestiken und Mimik ist auf dieser E3 das große Ding. Neben Microsofts Natal gab Sony nach der PK neue Impressionen seines EyePet preis – auf das Tanja wie nichts sonst anspringt – und zeigte während der Konferenz etwas, das aussieht wie eine Mote für Erleuchtete. Das Motion Controller getaufte Etwas arbeitet zwar wie auch die 360-Variante mit Unterstützung der Kamera, bleibt aber, was den SciFi-Wow-Effekt angeht, doch ein Stückchen bodenständiger als der befremdliche, lebendige Milo.

Der Dritte im Bunde hat da wenig zu lachen. Seien wir ehrlich, nach Milo und EyePet wirkt selbst Motion Plus wie die Innovation von letzter Woche. Was vor zwei oder drei Jahren den Anfang der Involvierung des ganzen Spielerkörpers in die Games markierte, lässt heute kaum noch jemanden mit offenen Mündern zurück. Und mit Wii Fit Plus, am besten in Kombination mit Nintendos Pulsmesser - ein Hightech-Gegenstand, den es in jeder Apotheke für sehr wenig Geld gibt –, verfolgt man zwar die bisherige Erfolgstrategie konsequent, wirkt aber irgendwie bei weitem nicht so visionär, wie sich die Konkurrenz gibt.

Derzeit hat Nintendo die Sicherheit, dermaßen viele Wiis auf dem Planeten verteilt zu haben, dass selbst nahezu perfekte Konkurrenzprodukte wohl kaum die Casual-Gamerschaft über Nacht überzeugen würde, sich eine PS3 oder 360 hinzustellen. Aber denken wir zwei oder drei Jahre weiter, vielleicht auch fünf. Die Möglichkeiten von Natal und der Eye-Kamera haben im Gegensatz zu Mote und Chuck einen entscheidenden Vorteil: Sie kommen ohne jede Art von Controller aus. Der Spieler braucht keinen Stick in der Hand halten, damit das Programm seine Bewegungen erkennt. Er muss sich nicht um Tastenbelegungen kümmern. Er ist noch natürlicher eingebunden, da er sich endgültig von der Konsole getrennt hat.

Ich schiebe hier noch mal der Sicherheit halber nach: Wenn es denn alles so funktioniert.

Tut es das aber, könnte sich Nintendo schnell in einer Zwickmühle wiederfinden. Diese Art von Technologie lässt sich nicht mit Lowtech umsetzen. Die Erkennung und Umsetzung der Spieleraktionen und die K.I. der neuen Figuren dürfte einiges an Rechenpower voraussetzen. PS3 und Xbox 360 sind damit nicht zu knapp gesegnet. Und wir können wohl davon ausgehen, dass ihre Nachfolger irgendwann ebenfalls keine Krücken sein werden. Die Wii ist kein hartgesottener Rechenknecht, vielmehr eine kleine, elegante Arbeitsbiene, genau darauf abgestellt, was sie ausmacht. Die Interpretation der Informationen, die die Mote an sie schickt. Dieses Spektrum ist definiert und weit kleiner als der Datenfluss, den eine Software, die die Bewegungen von einem oder sicher später auch mehreren Menschen erkennen und auswerten muss, zu stemmen hat.

Sollten sich die Visionen von Microsoft und Sony durchsetzen und den von ihren Schöpfern erhofften Anklang finden, dann wird Nintendo nachziehen müssen. Und dafür brauchen sie eine Konsole, die sie zurück in die defizitäre Hardware-Materialschlacht schickt.

Das Herz des Nintendo-Fans mag jetzt bluten, man kann natürlich „Verrat“ und „Ideenklau“ rufen, aber die Wahrheit lautet schlicht, dass die Zeit nicht stehen bleibt und die Konkurrenz nicht schläft. Milo zeigte etwas, was es so noch nicht gab, und auch das EyePet bietet genug Eigenständigkeit, um den Plagiatsgedanken im Keim zu ersticken. Was man von Sonys Motion Controller halten soll, wird sich zeigen. Das könnte am Ende wirklich nur eine Mote mit einem anderen Label sein.

Trotzdem, Nintendo hatte in den letzten Jahren viel Butter auf ihr Brot gepackt, die ihnen jetzt wieder genommen werden könnte. Sie treten trotz der mit Sicherheit göttlichen Marios mit einem schwächeren Line-Up an. Die Innovationen zeigen derzeit die anderen. Die haben Milo und den Monchichi-Verschnitt. Nintendo einen Pulsfühler.

Aber am Ende könnte das egal sein. Vielleicht hat auch kein Käufer auf Milo gewartet. Es wäre nicht die erste innovative Technologie, die an den Kassen scheitert. EA´s John Ricitiello hat ja schon seine Zweifel angemeldet, ob das denn nicht doch ein wenig zu cool für diese Welt sein könnte. Ein wenig zu weit draußen, zu weit gedacht, zu hoch gegriffen. Zu Molyneux. Ein “zu großer Sprung des Glaubens“.

Und dann bleibt Nintendo der lachende und gut verdienende Dritte.

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