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Boogie

Aber es sieht doch so gut aus...

Ich wollte dieses Spiel mögen. Wirklich. Weil es etwas ganz Neues ist, zumindest vorerst exklusiv für Wii entwickelt, mit dem Augenmerk auf Wiimote und Nunchuk. Weil es von Electronic Arts kommt, die sich bei ihren bisherigen Veröffentlichungen für Nintendos Konsole durchaus ein paar Gedanken gemacht haben. Vor allem aber, weil es so großartig aussieht, nicht nur auf Screenshots, sondern auch in Bewegung. Leider ist das aber das einzig Gute, was man über Boogie sagen kann.

Vielleicht sollten wir zunächst einmal klären, was sich hinter dem Titel überhaupt verbirgt. Die offizielle Bezeichnung lautet Partyspiel, allerdings möchte man niemanden wünschen, eine Party besuchen zu müssen, auf der Boogie gespielt wird. Musik- und Rhythmusspiel wäre vielleicht die passendere Formulierung, obwohl das mit dem Rhythmus so eine Sache ist - später dazu mehr. Tatsächlich besteht das Gameplay jedenfalls aus zwei Elementen: Zum einen Karaoke, zum anderen Tanzen.

Damit Euch das mit dem Gesang vor keine unlösbaren Probleme stellt, befindet sich neben der Spiel-DVD ein ordentliches Mikrofon von Logitech in der Packung. Ja, nur eins, weshalb Duetts und Duelle, wie man sie von der Konkurrenz kennt, schon im Voraus wegfallen. Dennoch stellt Karaoke bezeichnenderweise noch das Highlight des Spiels dar, wenn man so will, obwohl die Erkennung von Text und Tonlage ziemlich unterirdisch ist. Genau genommen reicht es sogar aus, ein bisschen ins Mikrofon zu pusten, um brauchbare Punktzahlen zu erreichen. Damit betrügt man sich zwar selbst, aber es zeigt eben, wie wenig hinter der schönen Fassade steckt.

Denn das Tanzen, das vermeintlich wichtigste Feature von Boogie, ist ebenso schlicht und ergreifend einfach nur schrecklich. Um dabei Punkte zu bekommen, müsst Ihr Euch nämlich nicht etwa richtig bewegen oder beispielsweise die Arme und Beine des Charakters mit den beiden Controllern steuern - nein, nein. Das "Tanzen" besteht im Wesentlichen daraus, die Wiimote in einem vorgegeben Takt von links nach rechts zu schwingen. Oder von oben nach unten. Dieser vorgegebene Takt stimmt nicht zwangsläufig mit dem der Musik überein, aber das ist auch nicht so wichtig, weil das Hin- und Hergewackel ohnehin einschläfert. Haltet Ihr trotzdem ein paar Sekunden durch, ladet Ihr damit eine Leiste auf, die es Euch ermöglicht, besondere Bewegungen und sogar Kombos auszuführen.

Über die Qualität der Grafik kann man nicht klagen.

Naja, zumindest theoretisch, denn um solch einen Special Move zu aktivieren, müsst Ihr die Wiimote mindestens vier Mal hintereinander in eine bestimmte Richtung schwingen. Klingt einfach, aber ob das Spiel Eure Bemühungen korrekt registriert, darüber entscheidet wohl eine virtuelle Münze. Obwohl: Eine Münze würde implizieren, dass diese Bewegungen zumindet zu fünfzig Prozent richtig wahrgenommen werden. Denken wir uns also lieber einen virtuellen Würfel. Am besten einen Würfel mit zehn Seiten.

Gleichzeitiges Tanzen und Singen ist übrigens möglich, wird jedoch vom Spiel nicht belohnt. Sprich: Ihr könnt im Karaokepart ebenfalls mit der Wiimote wackeln (und sogar mit dem Nunchuk, falls Ihr drei Hände habt), doch es bringt Euch nichts ein. Irgendwo ist das aber auch richtig so; was soll man schon belohnen? Beim Singen könnt Ihr kaum etwas falsch machen und selbst wenn Euch beim Tanzen diese Special Moves nur ein, zwei Mal pro Lied gelingen, reicht das meistens schon aus, um einen hohen Score zu erhalten.

So gut wie hier kann man den Text im Spiel leider nicht lesen. Ist aber eh irrelevant.

Kleine Belohnungen gibt es letzten Endes aber doch: In einem kleinen Storymodus und durch das Sammeln von Punkten dürft Ihr in einem Shop neue Bühnen, Songs und Klamotten sowie Stylings für die Charaktere freischalten. Apropos Charaktere: Die sehen - ebenso wie die Locations - tatsächlich gut aus und sind sehr ordentlich animiert. Schade nur, dass die Bühnen sich abgesehen von ihrer Optik nicht unterscheiden und keinerlei Interaktion mit der Umgebung vorgesehen ist.

Schade auch, dass es eine halbe Ewigkeit dauert, um bei der Charakter-Erstellung nur die Haarfarbe einer Figur zu ändern. Dafür ist aber immerhin ein netter Editor enthalten, mit dem Ihr aus Euren Auftritten Musikvideos basteln dürft. Wahrscheinlich das einzige Features, dem sich seine Simplizität nicht ankreiden lässt.

Welche Punktzahl gibt man also einem Spiel, bei dem fast nichts nur annähernd so funktioniert, wie es soll? Das man selbst absoluten Anfängern nicht empfehlen kann, weil sie sich unweigerlich nach kürzester Zeit unterfordert fühlen werden? Eine niedrige, klar, aber ist es überhaupt ein Unterschied, ob ich Boogie eine 1, 2 oder 3 gebe? Eigentlich nicht, denn die Botschaft ist eindeutig: Macht einen weiten Bogen um dieses Machwerk!

Ich habe mich letztendlich einfach mal für eine 2 entschieden. Einen Punkt gebe ich für die schicke Grafik und einen dafür, dass mir die Farbe des Mikrofons gefällt. Klingt lächerlich? Stimmt. Aber nichts anderes hat Boogie verdient.

Boogie erscheint in diesem Jahr übrigens auch noch für PlayStation 2 und Nintendo DS. Das wird ein Spaß!

2 / 10

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In diesem artikel

Boogie

PS2, Nintendo Wii, Nintendo DS

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Über den Autor

Fabian Walden

Freier Redakteur

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