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Borderlands

Ballern wie im Bilderbuch

Ja, Herr Pitchford, feines Gleichnis! Dennoch ist die sogenannte Cell-Shading-Technik eine Geschmacksfrage. Nehmen wir als Beispiel den Agenten-Thriller XIII: Das war wirklich ein guter Ego-Shooter. Ohne Frage! Er wurde bloß nicht sonderlich oft gekauft. Natürlich weiß das auch der Gearbox-Chef. „Ich bin zugegebenermaßen nervös, weil wir ein Risiko eingehen“, gibt er zu. „Anderseits haben sich seit des Stilwechsels viel mehr Leute für Borderlands interessiert. Ich hoffe, wir schaffen eine Überraschung.“

Zurück zur geheimnisvollen Truhe, wegen der ich, wie eingangs geschildert, die anderen Nasen im Stich gelassen habe. In der Schatulle liegt ein Gewehr, das optisch an die Alien-Waffen aus Prey erinnert. Hm, was das wohl kann? Hinter meinem Rücken bildet sich eine Traube aus Borderlands-Entwicklern und -PR-Leuten, die ob der Wumme völlig aus dem Häuschen geraten. „Geil, was hast du denn da gefunden?“, fragt einer, „Hammer, schieß doch mal!“, ereifert sich ein zweiter. Ich fühle mich dezent verstört. Und ein bisschen kulturbanausig, weil ich das Schießeisen sooo toll nun auch wieder nicht finde.

Na gut, sagt eine Stimme in meinem Kopf, dann baller doch ein bisschen sinnlos in der Luft rum! Die lilafarben leuchtenden Plasmaknubbel, die den Lauf verlassen, führen im Publikum zu orgastischen Zuständen. „Okayyy … da hab ich wohl was ganz Dolles entdeckt?!“, denke ich.

Was genau, werde ich aber blöderweise wohl nie erfahren, denn die halbstündige kooperative Netzwerksitzung ist vorüber. Eine Ahnung habe ich dennoch: Borderlands bastelt Hunderttausende von Knarren nach dem Zufallsprinzip zusammen. Wer Dusel hat, findet außergewöhnliche Superduperschießeisen, was ähnlich wie in Diablo eine motivierende Sammelleidenschaft entfachen soll. Nebenbei überrascht der Waffen-Algorithmus sogar seine Macher immer wieder. Witzige Sache das.

Was gefällt euch besser? Die ursprüngliche Optik (links) oder die neue?

Der durchschnittliche Killerspielespieler und Amokläufer ist bekanntlich männlich. Deshalb haben die Entwickler ihrem Baby nebst tonnenweise Waffen netterweise ein paar schmucke Autos als Spielzeuge spendiert. Für spektakuläre Fahrzeug-Kämpfe, was natürlich total toll ist. Glaube ich jedenfalls. Denn ein klein wenig auf die Euphoriebremse drückt, dass es die mit Bordgeschützen gepimpten Jeeps und Dragster während des Pressetermins gar nicht zu sehen gibt. Grund: Auch der Ausflug in den Einzelspielermodus erinnert schwer an Wanderwarze Peter Maffay, fällt also eindeutig zu kurz aus.

In die erste Karre einsteigen darf man nach zwei bis drei Stunden, erfahre ich später, als ich Pitchford zum gemütlichen Verhör bitte. Schade eigentlich. Wenigstens verrät der texanische Dampfplauderer ein paar andere nette Details über das Spiel und über sich selbst – das passende Interview dazu gibt’s demnächst hier auf diesem Bildschirm. Witzig an Borderlands sind definitiv die schrägen Nichtspielercharaktere. Während der ersten Minuten etwa begleitet euch ein kleiner Roboter. Der rollende Mülleimer mag, formulieren wir’s vorsichtig, aus dem Disney-Film Wally-E „geliehen“ sein, er versprüht mit seiner quakenden Stimme und pfiffigen Klugscheißer-Sprüchen aber gute Laune.

Interessant gewesen wäre natürlich auch, die anderen spielbaren Charakterklassen auszuprobieren und sich die jeweils drei zugehörigen Skill Trees genauer anzusehen. Wenn denn die Zeit dafür dagewesen wäre. Also bleiben nur harte Fakten: Außer dem grobschlächtigen Berserker haben es ein Soldat, ein Scharfschütze und eine Sirene ins Abenteuer geschafft. Die zuletzt genannte Dame entspricht quasi der Magier-Klasse aus gängigen Fantasy-Rollenspielen.

Für getötete Feinde gibt’s Erfahrungspunkte. In diesem Fall, richtig gemutmaßt, 190.

Über die Missionen lässt sich noch nicht viel sagen, beschränken sich die ersten Quests doch naturgemäß aufs Bringe-dies-dort-hin- und Bringe-dies-dort-um-Standardprogramm. Die Aussicht, wie von den Machern versprochen auch mal skurrile Aufträge zu bekommen, stimmt aber optimistisch. Mit Dynamit an einem Fluss fischen gehen oder in Tierkot wühlen müssen, um bestimmte Gegenstände zu finden, spricht zumindest das fränkelische Humorzentrum an. Ob das jetzt positiv oder negativ ist, müsst ihr selbst entscheiden.

Mit tiefschürfenden Erkenntnissen über den Spielspaß oder die Story von Borderlands ist‘s wegen des allzu kurzen Stelldicheins in München noch Essig. Die Shooter-Mechaniken funktionieren aber schon mal ganz ordentlich, selbst wenn das Feindgesindel in der vorliegenden Beta sich intelligenzmäßig noch unterhalb meiner Gürtelschnalle bewegt. Apropos: Auf den Sack ging mir, dass ich beim Aufsammeln von Beutegut ständig eine Taste drücken muss. Dafür wirkt die Machart des Spiels recht frisch.

Falls ihr den am Anfang des Artikels eingeklinkten neuen Trailer noch nicht gesehen habt: unbedingt anschauen, das Video ist verflucht lässig gemacht! Vielleicht wird Borderlands ja tatsächlich ein Diablo mit Knarren. Ihr wollt noch mehr Details? Dann nehmt das. Und das!

Borderlands erscheint am 23. Oktober für Xbox 360, PlayStation 3 und PC.

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