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Fabians Wochenrückblick

Schärfe unerwünscht

Normalerweise findet Ihr in diesem Wochenrückblick Verweise auf News und Artikel, die im Laufe der Woche auf Eurogamer.de veröffentlicht wurden - gespickt mit mal mehr, mal weniger lustigen, manchmal frech-pfiffigen und manchmal schrecklich schnarchigen Kommentaren. Doch die wichtigste Nachricht dieser Woche findet Ihr nicht bei uns, denn für diese Nachricht hat ein anderes Spielemagazin selbst gesorgt. Ich spreche von niemand Geringerem als GameSpot.

Die Fakten sind diese: Jeff Gerstmann, der seit 1996 als Redakteur für US-Website gearbeitet hat und zuletzt "Editorial Director" war, wurde zum 29. November entlassen. Über die genauen Gründe für seinen Rauswurf - als den man es bezeichnen muss - wurde offenbar Stillschweigen vereinbart.

Doch der Tenor zahlreicher Gamespot und Gerstmann nahestehender Quellen ist eindeutig: Schuld an der Entlassung soll insbesondere sein zu scharfer Ton in diversen Reviews gewesen sein. Den Ausschlag gab letztendlich angeblich sein Video zu Kane & Lynch (hier noch zu sehen). Allerdings nicht, weil es seinen Vorgesetzten allein so sauer aufgestoßen wäre. Nein, nein! Eidos, der Publisher des Actionspiels, soll damit gedroht haben, sämtliche Verträge für laufende wie zukünftige Werbekampagnen zu kündigen. Als Konsequenz setzte das Management Gerstmann kurz darauf vor die Tür. Auch als warnende Botschaft an den Rest der Redaktion, wie es heißt.

Wie gesagt: Ein echtes, aussagekräftiges Statement gibt es von keiner Seite. Jedoch existiert ebensowenig Anlass, an den Eckpunkten dieser Geschichte ernsthaft zu zweifeln. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Magazine finanziell bestraft werden, falls ein Artikel und eine Wertung anders ausfallen als erhofft. Natürlich besonders dann, wenn es sich bei dem betroffenen Spiel um einen sorgsam gehypten Titel handelt. Gewöhnlich behalten Presse und Publisher so etwas für sich, das ist eben Teil des Geschäfts - und bestellte Werbung kann in der Regel nun einmal storniert werden.

Nur ließ es sich in diesem Fall eben nicht geheim halten, weil zusätzlich noch der "Schuldige", der Redakteur, gefeuert wurde. Als kleiner Bonus, wenn man so will. Manch einer mag nun sagen: "Ach, der Gerstmann war doch sowieso ein Idiot. Hat Twilight Princess nur 'ne 8.8 gegeben und THPS 3 'ne 10, LOL!" Aber dabei darf man nicht vergessen, dass ein Review nur eines ist: Eine Meinung. Und es ist daher eher irritierend als selbstverständlich, wie wunderbar einig sich die Magazinlandschaft trotzdem bei so vielen Spielen ist.

In der Filmbranche, mit der sich die Spieleindustrie ja so gerne vergleicht, sieht es ganz anders aus. Dort gibt es keinen, aber wirklich keinen einzigen Film, der nicht von mindestens ein, zwei durchaus relevanten Kritikern verrissen wird. Egal, für wie gut die meisten ihn halten mögen - irgendjemand findet stets etwas daran auszusetzen. Die Meinungen gehen fast immer weit auseinander, doch niemand stört sich ernsthaft daran. Jeder hat nun einmal seine eigene Empfindung, der eine mag dies nicht, der andere das nicht. Dafür sind Rezensionen ja gerade da, um unterschiedliche Wahrnehmungen eines Produkts, eines Werks aufzuzeigen.

Bei Spielen hingegen sind wir noch lange nicht so weit, eine auch nur ansatzweise ähnliche Toleranz zu erreichen. Sowohl was die Toleranz der Hersteller als auch die Toleranz der Konsumenten angeht. Das ist traurig, weil es erst durch dieses Zusammenspiel zweier Parteien mit gänzlich unterschiedlichen Interessen überhaupt dazu kommen kann, dass wir über dieses Thema hier sprechen müssen. Denn eigentlich sollte sich die Mehrheit der Spieler und Industrie doch gleichermaßen eine kritische und vor allem ehrliche Spielepresse wünschen, in der jeder Redakteur seine eigene Meinung gefahrlos vertreten darf.

Da dem nicht so ist, kann man Gerstmann jetzt als eine Art Märtyrer für die gute Sachen sehen. Sofern man das will, ohne die genauen Umstände hundertprozentig zu kennen. Doch so groß die Aufregung derzeit in den USA auch ist, so schnell wird sie wieder abflachen, erst recht nichts ändern. Und dann fällt der Name Gerstmann nur noch, wenn ein großes Spiel mal mit einer kleinen Wertung bedacht wird. Oder ein großes mit einer noch größeren. Wahrscheinlich eher letzteres.


Nach diesem Wort zum Samstag jetzt weiter mit dem üblichen, aber leicht verkürzten Wochenrückblick:

Keine Macht den Zahlen

Nintendo hat gaaaanz viele Konsolen verkauft. Microsoft hat auch ganz, ganz viele Konsolen verkauft. Und Sony hat seine Konsolenverkäufe immerhin ganz deutlich gesteigert. Mal ehrlich: Hängen Euch diese ständigen Wasserstandsmeldungen, denen man dieser Tage kaum noch aus dem Weg gehen kann, auch langsam zum Hals raus? Mir nämlich schon. Vor nicht allzu langer Zeit wurden alle paar Monate mal ein paar neue Zahlen veröffentlicht, wenn überhaupt. Heute hingegen vergehen keine 24 Stunden, in denen nicht irgendein Unternehmen sich selbst bejubelt.

Gut, man muss sie ja nicht lesen. Dass wir sie als News bringen, ist in erster Linie mal Service für diejenigen, die von Zahlen und Chartpositionen so fasziniert sind. Aber dass man kaum eine Diskussion mehr führen kann, in denen nicht irgendwelche obskuren Daten von teilweise noch obskureren Websiten genannt werden - fürchterlich. Wir reden im Wochenrückblick deshalb ab sofort nicht mehr über Zahlen, sondern über Spiele. Nachahmer willkommen!

Schockwellen

So gut BioShock auch geworden ist, so schlimm soll die Entwicklung verlaufen sein. Hört man. Ob's stimmt? Möglich. Aber welches Spiel wird schon problemlos entwickelt? Und wenn, dann erzählt's natürlich keiner. Ich schweife ab.

Denn eigentlich soll es darum gehen, dass einige ehemalige Mitarbeiter von Irrational Games bzw. 2K Boston offenbar ein neues Studio gründen. Jedoch nicht extern, sondern weiterhin bei 2K - nur an der West- statt an der Ostküste. In diesem soll BioShock 2 entstehen. Hört man. Während 2K Boston an einem neuen X-Com arbeitet, wie bereits vielfach gemutmaßt wurde. Hört man. Ob's stimmt? Möglich.

Vielleicht sollten wir nicht nur auf Zahlen, sondern auch auf Gerüchte verzichten...

Video der Woche

Ich hätte nicht damit gerechnet, eines Tages mal ein Deus Ex 3 zu sehen. Doch wie so oft sollte ich mich irren, weshalb ich hier Buße tue und auf den Teaser zu Deus Ex 3 verweise. Obwohl der unglaublich nichts sagend ist. Und okay: Das Spiel entsteht wohl ohne das Mitwirken von Warren Spector, es könnte mit den Vorgängern außer dem Namen rein gar nichts gemeinsam haben. Aber hoffen darf man ja mal.

Bild der Woche

Zum Abschluss dieses Wochenrückblicks (die Suche nach einem Thread der Woche erspare ich mir gütigerweise) noch etwas wirklich Erfreuliches: Odin Sphere kommt nach Europa. Zwar zig Monate nach dem US-Release, aber immerhin - es hätte mich auch nicht gewundert, wenn es nie den Sprung zu uns geschafft hätte. Was so toll ist an Odin Sphere? Na, schaut Euch die Screenshots an! Die belegen eindrucksvoll, wie großartig ein Spiel auf der guten, alten PlayStation 2 aussehen kann. Und dass gutes Aussehen im Prinzip rein gar nichts mit Hardware-Power zu tun hat.

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Über den Autor

Fabian Walden

Freier Redakteur

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