Wenn du auf einen Link klickst und etwas kaufst, können wir eine kleine Provision erhalten. Zu unseren Richtlinien.

Dark Void

Gipfelstürmer oder Bruchpilot?

So braucht man eine ganze Weile, bevor man seinen ersten Abschuss feiern kann. Wem das nicht schnell genug geht, kann sich den Feinden nähern und sie entern. In einem Mini-Spiel auf der fliegenden Untertasse gilt es dann, die Besatzung auszuschalten und selbst in das Raumschiff zu schlüpfen. Eine gelungene Abwechslung, zu dem eher gewöhnlichen Bodenpart.

Die eigentliche Faszination des Spiel erschließt sich aber aus der Bewegungsfreiheit in den riesigen Leveln. Natürlich sind weiterhin Ziele vorgegeben, ihr müsst Schalter umlegen und Generatoren in die Luft jagen. Doch die Art und Weise bleibt euch überlassen. Nähert ihr euch dem Ziel von oben oder unten? Schleicht ihr euch durch die Höhle rein oder wagt ihr den Frontalangriff?

Auch wenn die handwerkliche Aufarbeitung nicht immer dem aktuellen Stand entspricht, wächst der Titel mit dieser Offenheit. Neue Taktiken entstehen und werden später wieder fallen gelassen. Spannende Gefechte mit stärker gepanzerten Gegnern entbrennen, ihr findet Energie-Raketenwerfer und Tesla-Kanonen.

Immer wieder bringen Story-Sequenzen die Geschichte voran. Ihr trefft auf ein vergessenes Volk im Bermuda-Dreieck, gewaltige Watcher-Soldaten, kommt Geheimplänen und Verrätern auf die Spur. Leider enttäuscht auch hier die Grafik. Während in den Open-World-Szenarien eine Detailreduktion noch verständlich ist, wirken die hölzernen Animationen und steifen Gesichter in der Nahaufnahme einfach enttäuschend. Auf meine Frage, warum Airtight Games nicht auf die sehr hübsche, Capcom-eigene Framework MT Engine setzt, antwortet Gray: „Das Spiel hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Damals war das Framework noch nicht fertig. Und wir mussten bei der Unreal Engine 3 durch die Größe der Karten Kompromisse bei den Details machen.“

Dieser Umstand fällt besonders dramatisch bei den Effekten aus. Normalerweise glänzt das Unreal-Engine-3-Grundgerüst gerade hier. Doch bei Dark Void kämpft sich nur diffuses Licht bis auf den Waldboden. Die Oberflächen wirken unglaubwürdig und lassen jegliche Form von Parallax- oder Occlusion-Mapping vermissen. Zu wenig, um optisch im Jahr 2009 zu beeindrucken. Immerhin sieht der Titel im Flug ganz manierlich aus. Gegnermodelle, Felsen und Waffeneffekte gehen in Ordnung. Zudem läuft das Ganze flüssig und ohne große Framerate-Probleme.

Dark Void - Gameplay Trailer

Im fertigen Spiel sollt ihr 15-20 Stunden unterwegs sein. Auf einen halbherzigen Multiplayer wurde zum Glück verzichtet, die Entwickler konzentrieren sich ganz auf den Solo-Modus. Angesichts der Erfahrung des Teams fast eine Schande – Crimson Skies: High Road to Revenge war einer der besten Xbox-Live-Titel der ersten Xbox. Doch besser so, als ein Mehrspieler-Modus, den keiner braucht.

Dark Void tut sich schwer damit, eine eigene Identität zu finden. Gefangen zwischen klassischem Third-Person-Shooter und Action-Flugsimulator, entfaltet das Gameplay erst nach ein paar Stunden seine wahren Qualitäten. Kaum schwingt ihr euch in die Lüfte, zeigt das Spiel seinen interessanten, vielseitigen Kern. Doch an der höchstens mittelmäßigen Schale ändert das leider nichts. Gerade Animationen, Texturen und Effekte bewegen sich zum Teil auf unterdurchschnittlichen Niveau. Und auch die mäßig präsentierten Zwischensequenzen und die recht krude Story gewinnen keinen Blumentopf. Besonders nervig: Die nervtötenden Waffeneffekte des Watcher-Energie-Gewehres. Das seltsame Gezwitscher vermiest einem sogar die an sich spannenden, wenn auch unspektakulären Feuergefechte.

Natürlich habe ich noch nicht alles gesehen und speziell die Lufkämpfe könnten sich mit ein paar abwechslungsreichen Karten als Wertungs-Retter entpuppen. Trotzdem sieht es momentan nicht nach einem Blockbuster aus. Falls noch ein paar Details verbessert werden und sich der Titel weiter steigert, könnte am Ende ein gute Note herausspringen. Fans dieser ungewöhnlichen Gameplay-Richtung sollten fest die Daumen drücken, dass Dark Void nach dem Start nicht gleich eine Bruchlandung hinlegt.

Dark Void erscheint am 22. Januar 2010 für Xbox 360, PS3 und PC.

In diesem artikel

Dark Void

PS3, Xbox 360, PC

Verwandte Themen
Über den Autor

Kristian Metzger

Contributor

Kommentare