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Vater der Videospielkonsole: Ralph Baer

"Es ist besser, die Anerkennung spät als gar nicht zu bekommen."

Ein kleiner, alter Mann mit wachen, intelligenten Augen betritt das Restaurant. Obwohl er zerbrechlich wirkt, strahlt er eine unendliche Ruhe aus. Er wird gestützt von einem Mann in den besten Jahren, seinem Sohn. Ein Kollege flüstert mir zu: „Das ist Ralph Baer, der Erfinder der Videospielkonsole.“ Überraschung macht sich unter den Gästen breit. Gemeinsam mit Tetris-Erfinder Alexey Pajitnov macht er aus einem schnöden Abendessen zum Lara-Award eine Geschichtsstunde. Gebannt lausche ich, als er mit nach dem Essen von seiner Zeit in Deutschland erzählt.

“Ja, ich war auch schon mal in Berlin, irgendwann in den 30ern“, beginnt er das Gespräch, nachdem ich ihm erzählt habe, wo ich wohne. „Das war aber nur ein Ausflug, ursprünglich stamme ich aus Pirmasens nahe der Schweizer Grenze.“ Es war eine harte Zeit. 1922 als Sohn eines Schuhmachers geboren, musste er schon früh unter der Knute der Nazis leiden.

Er wurde gezwungen, eine komplett jüdische Schule zu besuchen und wechselte schnell in den Weinhandel. Die Arbeit machte ihm Spaß, doch die Unterdrückung unter der NSDAP-Regierung wurde von Tag zu Tag härter. Um dieser Hölle zu entkommen, machte sich die ganze Familie auf nach Stuttgart, um im amerikanischen Konsulat ein Visum zu beantragen.

Ralph H. Baer mit seiner Magnavox Oddysey

“Wir hatten Glück,“ erinnert er sich schmerzvoll, „durch unsere Grundkenntnisse in Englisch und Verwandtschaft in New York bekamen wir das Ticket in die Freiheit.“ Das war gerade mal zwei Wochen vor der Reichskristallnacht, die das Schicksal der deutschen Juden endgültig besiegelte. Gemeinsam mit seiner Familie machte er sich Ende Oktober 1938 in Richtung USA auf. Der wohl wichtigste Schritt in seinem Leben.

In Amerika angekommen, hielt sich Ralph Baer anfangs mit Nebenjobs über Wasser. Nach seinem Abschluss als Radiotechniker im Jahr 1940 wurde er schnell eingezogen. Im Hauptquartier des amerikanischen Geheimdienstes in London half er dabei, feindliche Verschlüsselungen zu knacken und das Naziregime in die Knie zu zwingen. Doch die Wunde des Holocaust saß tief. Erst vor ein paar Jahren betrat er wieder deutschen Boden – für eine Pong-Ausstellung.

Nach dem Krieg machte er 1949 als einer der Ersten seinen Abschluss als Bachelor of Science am American Television Institute of Technology in Chicago. Danach arbeitete er für verschiedene Elektronik-Anbieter, bis er 1956 zur Rüstungs-Elektronik-Firma Sanders Associates stieß. Hier entwarf er 1966 die „Brown Box“ – Ralph Baer zeigt den Brown-Box-Prototypen . Eine Videokonsole, die über austauschbare Module und einen Controller verfügte. Damals eine Sensation.

Die Magnavox Odyssey

1971 wurde diese dann zusammen mit PingPong an Magnavox lizenziert, die das Gerät unter dem Namen „Odyssey“ 1972 auf den Markt brachte. Reich wurde er dabei nicht. Magnavox verkaufte zwar 350.000 Konsolen, doch richtig viel Geld verdiente erst Atari mit dem einfachen Spiel mit zwei Schlägern und einem Ball. Nolan Bushnell, der Atari-Gründer, stritt lange Zeit ab, dass er das Spiel von Baer geklaut hatte. Erst nach einem zähen Prozess bekam Baer Recht und Lizenzgebühren zugesprochen.

Lange musste er kämpfen, bis er als Vater der Videospielkonsole anerkannt wurde. Erst vor wenigen Jahren konnte er die Lorbeeren für diese bahnbrechende Erfindung in Form von Preisen und Ehrungen einstreichen. So überreichte ihm der damals amtierende US-Präsident George W. Bush 2006 die National Medal of Technology und auf der GDC im gleichen Jahr wurde er mit dem IEEE Masaru Ibuka Consumer Electronics Award geehrt.

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Kristian Metzger

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