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Destiny 2: Jenseits des Lichts Test - Wahre Größe weiter in der Warteschleife

Stark abgekühlt.

Destiny 2 tritt weiter auf der Stelle: Viel alter Grind, mäßige Kampagne, Probleme im PvP. Gut, dass das Ballern so unverwüstlich bleibt.

Ich bin enttäuscht, aber das ist wohl weniger Bungies Schuld als meine eigene. Was bin ich auch so doof und erwarte etwas. Was auch immer. Machen wir es kurz. Beyond Light ist Destiny 2. Nichts ist anders, nichts ist neu, nichts sticht hervor. Das so zu sagen, ist vielleicht ungerecht, aber es ist auch ungerecht von Bungie, fast 50 Euro für ein Add-on zu nehmen, nur um gleich im Anschluss den Spieler die Preisschilder für Deluxe und Season Pass und ich weiß nicht was noch alles vor die Nase zu halten. Lasst mich damit wenigstens für ein Weilchen in Ruhe. Wenigstens, bis ich die Kampagne beendet habe.

Aber auch das hat länger gedauert, als ich erwartete - trotz der eigentlich übersichtlichen Spielzeit des üblichen halben Dutzends Stunden. Ich stürzte mich voller Elan am Launch-Tag von Jenseits des Lichts in die Schlacht. "Bitte, bitte lass es neue Feinde geben, eine neue Rasse, irgendwas." Nach der ersten Mission war klar, dass es mal wieder ein Re-Skin sein würde. Gefallene, wie immer. Diesmal mit Eiszapfen an den Armen und ein paar neuen Fertigkeiten. Seit sechs Jahren baller' ich auf die gleichen Dinge. Sicher, das gilt wohl auch für ein Call of Duty oder Battlefield, aber das hier ist Science-Fiction. Da darf man kreativ werden. Man sollte es vor allem, wenn man immer noch was von mystischen, großen Universen faselt und seit mehr als einer halben Dekade nicht in der Lage war, das Sonnensystem zu verlassen.

Geschrumpftes Sonnensystem: Teile wurden stillgelegt, nur Europa kam jetzt dazu.

Scheinbar haben wir die Planeten durch, deshalb geht es jetzt auf dem Jupiter-Mond Europa weiter, der sich als Eiswüste präsentiert. SciFi-Eiswüsten haben das Problem, dass sie wirklich schick auf Bildern daherkommen und sowohl fremdartig als auch schön und bedrohlich zugleich sein können. Aber wenn man erst mal fünf Stunden in einer Grinding-Orgie durchrauschte, dann sieht halt jede Ecke irgendwie etwas gleich und etwas weiß aus. Sicher, der erste Eissturm wirkt unheimlich und ist ein echtes Erlebnis, aber beim zweiten lässt es schon dramatisch nach. Nach kreativen Anflügen wie der träumenden Stadt oder der zumindest grundsätzlich netten Idee des ewigen Gartens ist das hier etwas, das wir mittlerweile hinter uns hätten lassen sollen. Warp-Drive ist Schrott, wir machen Fußgänger-SciFi.

Es ist natürlich nicht so, dass es keinen Spaß machen würde. Die grundsätzlichen Mechaniken, die nach wie vor eine der besten Shooter-Engines für Konsolen ergeben, machen ihr Ding, wurde verfeinert und es läuft rund wie eh und je. Aber der endlose Grind durch einzelne Licht-Level hindurch hat viel von seinem Charme verloren. Man weiß, was man bekommt, interessiert sich nur noch bedingt für die nächste legendäre Waffe, die man zu den anderen sortiert und nun auch weiß, dass es zu viele weiterer Grinds bedarf, um sie wirklich gut zu machen. Die Systeme hinter den Upgrades sind auf Monate Spielzeit ausgelegt, aber an diesem Punkt fällt es mir schwer, mich auch nur für Stunden weiter in die Tretmühle zu begeben. Das mag persönliche Ermüdung sein, aber wenn ein solch großes Add-on so wenige Ideen hat, diese zu verscheuchen, dann gibt es Probleme.

Der erste Schneesturm ist klasse. Das hier müsste mein hundertster sein und lasst euch sagen: Der Reiz lässt nach...

Eine dieser Ideen ist Stasis. Passend zur Eiswelt habt ihr eine ganze Reihe neuer Fertigkeiten, die inhaltlich so etwas wie die dunkle Seite der Macht sind. Nachdem ihr zehn Jahre die Dunkelheit mit drei festen und über die Jahre variierenden Subklassen bekämpft habt, gibt es nun für jede Klasse eine neue Stasis-Subklasse. Diese sind wieder individuell für die drei Basis-Klassen und drehen sich in erster Linie um Debuffs, Gegner verlangsamen oder sie einzufrieren und Eisschaden zu verursachen. Diese Subklassen sind der frische Wind, von dem Jenseits des Lichts dringend mehr gebraucht hätte und im PvE begrüße ich sie als optionale Variation mit eigenen Super-Moves aufs Herzlichste. Auch die Fragmente und Aspekte, die ihr als Items ausrüstet und am einfachsten als eine weitere Variante von Mods sehen könnt, sind willkommen.

Aber wie gesagt, das ist der PvE, der trotz dieser neuen Möglichkeiten zur Charakter-Ausgestaltung darunter leidet, dass in Sachen Beschäftigung alles beim Alten blieb. Selbst die Story-Missionen wurden mit altbekannten Routine-Aufgaben gestreckt, um die nötigen Level zu erreichen. Die Belohnungen sind karg, der Reiz hält sich in Grenzen. Im PvP sieht es noch düsterer aus. Einige langjährige Spieler, die ich kenne, haben aufgegeben. Für sie sind die Stasis-Fertigkeiten eine Erz-Sünde, da sie viel Tempo aus dem Spiel nehmen. Wenn eine koordinierte Gruppe alles einfriert, was da des Weges kommt und beide Teams sich gegenseitig im Sekundentakt stoppen, dann wird auch der Spaß an der Sache eingefroren. Ich sehe es etwas entspannter. Es ist ein neues Element, das einem selbst auch zur Verfügung steht und mit dem man nun umgehen muss. Spaß macht es mir nicht, aber so ist das Leben halt. Manchmal muss man lernen mit einer Situation zu leben. Ich tue das in diesem Falle, indem ich noch weniger Crucible spiele als sonst schon und mir sage, dass irgendjemand im PvP schon Spaß mit der Stasis haben wird. Vielleicht.

Ein großes Problem, das sich hoffentlich schnell löst, sind die Waffen. Es gibt nur etwa 30 Neue, was bei zig Waffengattungen eher mager ist. Aber auch nicht schlimm, denn schließlich gibt es hunderte alte Waffen, die man eh liebt. So denkt man erst einmal. Dumm nur, dass der Powerlevel einen Zwangssprung auf 1050 macht und der Cap jetzt bei 1260 liegt. Die alten Waffen sind aber in der Regel bei 1060 oder so nicht weiter ausbaubar, das heißt, dass ihr sehr schnell zu der mageren Auswahl wechseln müsst. Das sind wenige Waffen für einen langen Grind-Weg... Zumindest kann man noch die alten Exotischen holen und nutzen. Es ist nicht alles verloren.

Coole Kulissen, dahinter weitestgehend nur Routine.

Was soll ich sonst noch sagen. Wir haben eine weitere Routine-Kampagne mit den gleichen Gegnern, viel vom gleichen Grind, einen PvP, den meines beschränkten Wissens nach aktuell niemand mag und ein Spiel, dessen Potenzial für wahre Größe eine weitere Warteschleife dreht. Ich bleibe dabei, das Grundgerüst ist fantastisch, Destiny 2 spielt sich irrsinnig gut, aber das ist nun schon seit zig Jahren der Fall und dafür schon wieder Geld auszugeben, nur um weiter auf der Stelle zu treten... Ich sehe keinen Grund, warum Beyond Light nicht einfach ein Highlight-Moment eines Season-Passes sein sollte, den man ja noch mal extra kaufen soll. Man kann die guten Dinge in Destiny 2 auch als Free-to-play erleben, wozu ich jedem raten möchte. Das kann man dann ja mit Add-ons erweitern, wenn einem dann danach ist. So sehr ich Destiny 2 immer noch lieben will: Es fiel mir noch nie so schwer wie mit Jenseits des Lichts. Mal gucken, ob der Next-Gen-Patch am 8. Dezember daran noch was ändern kann.


  • Entwickler / Publisher: Bungie
  • Plattformen: PS4, Xbox One, PC - PS5 und Series X Patch kommt am 8.12.
  • Release-Datum: erhältlich
  • Sprache: Deutsch, Englisch und weitere
  • Preis: ca. 40 Euro (Jenseits des Lichts Standard-Edition, Destiny 2 ist Free-to-Play)

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Destiny 2

PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, PC

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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