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Technik-Vergleich: Crysis 2 (PC)

Maximum Game... over?

Seltsam ist auch Cryteks fortwährendes Beharren auf sein "Post-MSAA"-Anti-Aliasing, selbst auf maximalen Grafikeinstellungen. Das Studio bezeichnet es vielleicht nicht als temporales AA, aber es basiert eindeutig auf ähnlichen Prinzipien der Reprojektion. Und obwohl die Ghosting-Artefakte die in den Konsolenversionen zu sehen sind, bei einem 60-Hz-Refresh deutlich geringer ausfallen, wird die Qualität eines echten Multi-Sampling AA nicht erreicht. Post-MSAA mag vielleicht GPU-Ressourcen sparen. Den Usern aber nicht einmal die Option anzubieten, eine andere Anti-Aliasing-Variante anzuwenden, schränkt sie aber doch unnötig ein.

Wo liegen also die größten Verbesserungen der PC-Version? Die Verwendung von präziseren FP16 Render Targets sorgt auf dem PC für feineres und weicheres HDR Lighting, egal welche Einstellung man nun wählt. Der Sprung bei den Lightquellen und dynamischen Schatten, wenn man das Spiel von "Sehr hoch" auf "Extrem" umstellt, mag beim Spielen vielleicht nicht so sehr auffallen. Auf Standbildern ist aber klar zu erkennen, wie viel mehr in dieser Hinsicht auf der höheren Einstellung passiert.

Ein schneller Vergleich von Szenen aus Crysis 2 auf jeder der drei Grafikeinstellungen. Klickt den Vollbild-Button für 720p oder nutzt den Link unten für ein größeres Fenster.

Screen Space Ambient Occlusion (SSAO), ein Effekt, der im ersten Crysis debütierte, kehrt in höherer Qualität zurück, während die Wassereffekte des Spiels – auf allen Plattformen gleichermaßen beeindruckend – auf dem PC mit Full Vertex Displacement aufgewertet wurden (die Wellen reagieren nun realistischer auf Objekte). Motion Blur und Depth of Field sind auf dem PC ebenfalls präziser.

Es überrascht durchaus, wie niedrig die Anforderungen sind, die Crysis 2 für ein befriedigendes Spielerlebnis an eure Grafikkarte stellt. Zum Teil haben PC-User das dem Konsolen-Fokus zu verdanken. Cryteks Entschluss, das Spiel auf Systeme anzupassen, die nur über beschränkte GPUs und vergleichsweise winzige Mengen an RAM verfügen, erforderte einen Grad an Optimierung, der der PC-Version nur zugute kommt.

Dem Entwickler zufolge ist die niedrigste verwendbare Karte eine 512 MB 8800GT: Ein alter Klassiker unter den Grafikkarten, der erst im letzten Jahr begann, sein Alter zu zeigen. Auf der niedrigsten Einstellung (die optisch immer noch toll aussieht), ist diese Karte immer noch für 30 – 40 FPS gut, wenn man sich mit einer niedrigeren Auflösung von 720p oder 1280x1024 zufrieden gibt. Eine ordentliche Performance in 1080p gibt es ab einer GTX260 oder 8800BTX, während 1080p60 auf der Stufe "Extrem" schon nach einer Radeon HD 6970 oder GTX 580 verlangen. Zum Glück haben wir ein Exemplar von letzterem Modell in unserem Test-Computer.

Was die CPU angeht, haben sich die Dinge seit den Tagen des ersten Crysis sehr verändert. Damals war die Engine auf Dual-Core-Prozessoren optimiert. Crysis 2 unterstützt nun Quad-Core-Architekturen. Und obwohl es vollkommen in Ordnung mit nur zwei Kernen läuft, sollte man idealerweise etwas wie einen Q6600 oder darüber anpeilen.

Natürlich ist es großartig, dass ein Spiel, das so gut aussieht, auch mit vergleichsweise bescheidenerer Hardware funktioniert. Aber sofern irgendwelche Enthusiasten nicht noch neue Features in der Engine finden, gehört die Idee, dass ein Crysis-Spiel auf maximalen Einstellungen technisch gesehen der Heilige Gral ist, der Vergangenheit an. Mit unserem Core i7 und einer GTX580 waren wir von Anfang an sehr, sehr nah 1080p60 – auch auf "Extrem". Die Zeit, in der ein Crytek-Spiel eine Vision von der Zuknuft ist, sind offenbar vorüber. Jetzt dreht sich alles darum, das meiste aus aktueller Mainstream-Hardware herauszuholen.

Ist das so eine schlechte Sache? Man hat schon ein bisschen Mitleid mit Crytek, wenn man bedenkt, wie sehr das Team gerade von Seiten der PC-Userbasis unter Beschuss steht. Im Vergleich zu anderen Multi-Plattform-Entwicklern hat Crytek in diesem Fall sehr viel mehr dafür getan, die PC-Community zu unterstützen. Die Verbesserungen scheinen subtil, aber diese Version ist definitiv die beste von Crysis 2, wenn nicht sogar die definitive Version, die wir uns erhofft hatten. Das Problem ist schlicht, dass das grundlegende Design der Grafik und des Spielablaufs auf die Xbox 360 und die PlayStation 3 ausgerichtet sind. Es gab für die Engine-Verbesserungen also nicht allzu viele Gelegenheiten zu glänzen.

Dennoch gibt es viele Elemente an der PC-Version, die unpassend oder richtiggehend antagonistisch wirken. Die lediglich drei Engine-Voreinstellungen und der Mangel an benutzerfreundlichen Einstellungsmöglichkeiten der Grafik erscheint schon fast wie ein Trollversuch an der eigenen Fanbasis. Und der Entschluss, lediglich einen DX9-Renderer zu verwenden, ist ebenso enttäuschend. Schließlich hat Crytek ja den Ruf, an der Grenze des Möglichen zu arbeiten, wenn es um Grafiktechnologie geht.

Natürlich können wir erwarten, dass sich die Situation mit der Zeit etwas bessert. Die Möglichkeit diverse optische Komponenten der PC-Version selbst zu justieren, ist von der Community bereits in Angriff genommen worden . Höher aufgelöste Texturen und modifizierte Level-Setups werden von selber Seite ziemlich sicher irgendwann folgen. Vielleicht schaltet sich Crytek sogar selbst mit zusätzlichen Updates ein – der DX11-Patch muss doch sicherlich irgendwann kommen.

Was sich jedenfalls nicht ändern wird, ist das eigentliche Gameplay. In vielerlei Hinsicht ist das von den Konsolen inspirierte Streamlining ein voller Erfolg. Die Wahl der Nano-Suit-Modi ist sehr viel einfacher und der Wechsel zwischen Stealth und Panzerung geht jetzt sehr viel natürlicher von der Hand. Außerdem tragen auch die Story sowie die Call-of-Duty-artigen Set-Pieces sehr zum Crysis-Erlebnis bei und erlauben es, einige der brillanten Tricks vorzuführen, die die CryEngine 3 auf Lager hat.

Ein wichtiges Element, das Crysis seinerzeit einzigartig machte, war allerdings, dass es sich beinahe wie ein Open-World-Spiel anfühlte. Und das, obwohl es relativ linear war. Der Wechsel zum Beton-Dschungel von New York City erlegt diesem Ansatz nun Grenzen auf und schränkt die Gameplay-Möglichkeiten vergleichsweise ein, wodurch das Konzept hinter Crysis ein wenig gewöhnlicher wird. Ein dritter Teil ist mit ziemlicher Sicherheit in der Entwicklung. Es wird interessant sein, wohin Crytek die Marke zukünftig entwickelt.

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