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Disgaea 6 Test - Knallbunt, witzig und immer noch herausfordernd

Den Sweetspot trifft Disgaea auch locker in 3D

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Neue 3D-Verpackung, gleicher Inhalt. Dieser weiß zu unterhalten und bietet herausfordernde Taktik-Knobeleien mit Witz und gutem Aussehen

Disgaea ist, war und wird wohl erstmal die beliebteste Reihe aus dem Hause NIS America bleiben. Disgaea 6: Defiance of Destiny mag zwar wie ein sechster Teil klingen, aber in Wirklichkeit handelt es sich bereits um das siebte Spiel der Hauptreihe, die 2003 von Nippon Ichi Software etabliert wurde und um das insgesamt 14. Spiel des Franchises. Zusätzlich gab es einen Anime, Manga und diverse Romane und Merchandise, die den Erfolg noch einmal unterstreichen. Und der sechste Teil will nun eine große Sache in diesem Franchise ändern: Die Charaktere werden dreidimensional!

Wenn ihr sehen wollt, wie die Animationen in dem neuen 3D-Look wirken, dann traut euch ruhig in dieses Video zu klicken. Da gibt's dann auch eine und eine ausführlichere Abhandlung des Spiels:

Cover image for YouTube videoDisgaea 6 im Test: 3D, bunt, süß, herausfordernd! | Defiance of Destiny auf der Nintendo Switch

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Wenn wir ehrlich sind, ist die Geschichte bei Disgaea noch nie so richtig in den Vordergrund getreten und wirkt eher wie ein für Einsteiger ausgelegter roter Faden. So können sich Neulinge schön mit den vielen Mechaniken vertraut machen: Irgendwo muss man ja anfangen zwischen Cheat-, Skill-, General Shop, Juice Bar, Item World oder Dark Assembly durchzublicken (Die Namen lasse ich hier übrigens unübersetzt, weil auch Disgaea 6 leider keine deutschen Texte - geschweige Lokalisierung - bietet). Und das macht die Geschichte auch im sechsten Teil nicht anders.

Genauso drüber wie eh und je. Disgaea bleibt den Charakteren treu. Dreidimensional gilt nur für die Grafik!

Um euch einen kleinen Überblick zu bieten: Zed, der neue Protagonist, ist ein Zombie. Wir bekommen das volle Kontrastprogramm zum letzten Teil, in dem die Gruppe aus starken (und älteren) Dämonen bestand. Zed erinnert mehr an Laharl: Er ist jung, unbelehrbar, gehässig und vor allem unsterblich! Sein Hund Cerberus - dessen Stimmfarbe und Witze nicht ganz so tiefgründig sind, aber grundsätzlich an Grimoire Weiß aus NieR Replicant erinnern (Jason Marnocha ist leider nicht der gleiche Sprecher, macht es aber sehr authentisch) - begleitet ihn auf der Reise. An deren Ende will Zed den Lord of Destruction besiegen, Cerberus hilft mit seiner Super Reincarnation aus. Zed überrascht in der zweiten Spielhälfte mit etwas Tiefe, was Disgaea sonst nicht gerne zeigt - aber auch da nicht allzu viel, denn wir wollen den übertriebenen Humor ja noch beibehalten.

Diese Balance gilt übrigens auch für die restlichen Charaktere des Teams. Alle sind liebenswert, eigen und stehen im Kontrast zueinander. Eine Dynamik wie die zwischen Laharl und Edna kann hier aber auch nicht aufgebaut werden. Die Namen, Quest-Titel und Waffenbeschreibungen bleiben lustig wie eh und je - und so bekommt man kaum mit, dass sich doch einiges in der Spielmechanik verbessert hat.

Super Reincarnation und der Grind

Der Auto-Battle-Modus wurde überarbeitet und macht den Grind in der Item World (und auch in der normalen Story, wenn man will) für Kenner und Liebhaber noch entspannter als sonst. Habt ihr ein Gummiband, dass ihr an euer "ZR" wickeln könnt, so belohnt euch zudem der Double Speed Mode mit schnellen Kämpfen. Die Juice Bar macht es zudem leichter, eure Charaktere ins Unendliche zu leveln und natürlich wäre da noch die neue Super Reincarnation.

Over-The-Top heißt hier lächerlich hohe Zahlen beim Leveln, Schaden und Skill. Aber das ist der Spaß und der Reiz daran, die Level zu meistern, aber nicht alles immer so Ernst zu nehmen.

Die Super Reincarnation ist so super, weil sie im Gegensatz zur normalen Reincarnation erlaubt, bestimmte Werte zu behalten - allen voran Stärke für Zed - und Karma Punkte zu sammeln, um im Anschluss Gegenangriffe und/oder Bewegungspunkte zu stärken. So wird Zed natürlich schneller stärker und kann nun Level 99.999.999 noch öfter erreichen. Nein, da fehlen keine Kommata, das Level wurde von 9.999 um ein paar Dezimalstellen aufgestockt!

Noch nie soll es außerdem einfacher gewesen sein, in Disgaea einzusteigen, weil Retry und Replay Features eingeführt wurden, mit denen das Sterben nicht ganz so frustrierend endet. Außerdem kann man ganz bequem mit einem Tastendruck in die Shops oder zu anderen Orten der Netherworld gelangen, ohne immer hinrennen zu müssen. Das ist wirklich entspannend, aber trotzdem würde ich Disgaea 6 nicht als den Einsteiger-Titel wählen. Dafür ist alles einfach zu unübersichtlich. Allein die Tatsache, dass an den Zahlen geschraubt wurde, wirkt noch verwirrender für Einsteiger als sonst - von Anfang an fliegen einem Höchstwerte um die Ohren, das wirkt dementsprechend überfordernd. Fangt einfach einen Titel tiefer oder (für die "Geschichte") gleich beim ersten Teil an - der ist nämlich mittlerweile auf allen Plattformen erhältlich - nicht nur auf der Switch.

Isometrie und Taktik

Mehr als in jedem anderen Teil nimmt Disgaea 6 seine Schadensverteilung und das Leveln nicht ganz so ernst. Kaum hat man ein Kapitel hinter sich, schon ist die Levelgrenze über Tausend hinausgeschossen. Super Reincarnations, Quest-Abschlüsse, Evilities und Co stehen an. Ganz nüchtern betrachtet, könnte man glauben, dass der Kampf in den isometrischen Runden-Fights da zu kurz kommt. Das stimmt während der Geschichte sogar manchmal. Die Kämpfe sind nicht sonderlich zeitintensiv, dafür aber umso abwechslungsreicher. Jedes Level hat einen besonderen Clou, den es zu lösen gibt oder versteckte Schätze, die dazu animieren, jedes Quadrat auf der Karte zu untersuchen.

Zu den besonderen Clous gehören zum Beispiel auch Teleportationsfelder, bei denen man das gesamte Team strategisch stapeln muss, um zum Gegner zu kommen. Auch die Geo Steine sind wieder dabei, die unterschiedlichste Stati senken oder heben, die aber in der Geschichte gerne auch als Sperre zu bestimmten Gebieten eingesetzt werden. Zudem kann man die Kämpfe hinauszögern, um die oben gezeigten Boni auf Höchststufe zu bringen und so seltene Gegenstände zu ergattern. Wenn einem oder einer der Kampf dann doch zu kurz kommt, gibt es immer noch die Item World, die für jeden einzelnen Gegenstand unendlich viele zufallsgenerierte Level bereithält.

Boni, Belohnungen, süße Zeichnungen: Ein Fest für die Sinne oder Geschmackssache?

Zur Strategie kann ich daher nur sagen, dass sie mir nie zu knapp kam und den Sweet Spot auf den Punkt trifft. Da die eigenen Charaktere vor den Gegnern am Zug sind, fällt es leicht, sein Team so zu positionieren, dass die Deckung nicht zu schnell fällt. Will man aber mehr Herausforderung, so lassen sich im Cheat Shop alle Werte manuell verstellen. Die Dynamik der Schlachten wird durch die Animationssequenzen gundsätzlich bereichert, jedoch werden gerade bei den Basis-Gegnern die Animationen etwas lästig, da man sie nach einem neugierigen Blick auf die 3D-Animation gleich überspringen möchte. Die KI an sich ist aber gut durchdacht und dennoch nicht schlau genug, um den Auto-Modus zu überlisten, was den Grind nach der Story am Leben hält.

Fazit - Jetzt leg' das Spiel auch mal weg, dood

Disgaea ist kein Spiel für "Alle". Die Charaktere sind nicht sonderlich tiefgründig, manchmal sogar zu freizügig, der Humor ist flach und die isometrischen Kämpfe over-the-top. Aber es hat seine Nische gefunden und auch der sechste Teil kennt diese nur zu gut. Disgaea 6: Defiance of Destiny macht genau eine Sache neu: Den 3D-Look. Der wurde perfekt herausgearbeitet, sodass die knuffig-kultigen Charaktere von Takehito Harada ihren Zauber nicht verlieren. Mit den kostenlos-herunterladbaren Charakteren im Gepäck, tritt dann eine nostalgische Stimmung auf, denn es ist cool zum Beispiel Adell und Rozalin, Charaktere aus dem zweiten Teil, ebenfalls in 3D zu spielen - da bekommt man gleich Lust auch die kostenpflichtigen DLC Charaktere zu kaufen, oder?

Aber mehr Neuerungen brauchen wir eigentlich auch gar nicht. Deshalb macht der sechste Teil alles richtig: Er bietet mehr Charaktere, mehr Zahlen, mehr Reinkarnation, mehr Witz und behält dabei die Spielmechanik trotzdem herausfordernd bei. Das sorgt für mehr Spaß und mehr will die Zielgruppe gar nicht. Ein weiterer Sommer mit einem gelungenen Disgaea an der Seite, ist ein guter Sommer.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Disgaea 6: Defiance of Destiny

Nintendo Switch

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Ana Kudinov Avatar

Ana Kudinov

Video Editor

Ana macht bei Eurogamer.de seit 2020 die Video-Redaktion. Sie streamt in ihrer Freizeit und spielt viel Strategie- und Indiespiele am PC - kann aber grundsätzlich mit jedem Genre und jeder Konsole etwas anfangen. Ana liebt es sich über Japan und Anime zu unterhalten und verbringt dementsprechend auch viel Zeit mit JRPGs und anderen Besonderheiten aus dem asiatischen Raum.

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