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Eurogamer wählt...

Heute: Die FDP

Hans-Joachim Otto

Hans-Joachim Otto wurde am 30. Oktober 1952 in Heidelberg geboren. Der gelernte Jurist trat 1977 in die Partei ein, war mit Untebrechung seit 1990 Bundestagsabgeordneter und ist seit 2005 Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Medien des Deutschen Bundestages. Im Jahr 2006 klagte er gegen eine Offenlegung der Nebeneinkünfte der Abgeordneten, da er darin einen Wettbewerbsnachteil für sich als Rechtsanwalt und Notar sieht. Die Klage wurde am 4. Juli 2007 vom Bundesverfassungsgericht abgewiesen.

Eurogamer 1. Haben Sie schon ein Computer- und Videospiel getestet? Und wenn ja, welches?
Hans-Joachim Otto

Ich habe schon viele Computer- bzw. Videospiele "getestet". Entweder habe ich selbst etwas gespielt oder mich mal mit meinen Töchtern gemessen. Persönlich bevorzuge ich Sportspiele.

Eurogamer 2. Sind Sie der Meinung, dass man Spiele vorher ausprobieren muss, um sie bewerten zu können?
Hans-Joachim Otto

Grundsätzlich sollte man immer die Sache kennen, die man bewertet. Die Tester der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) - sicherlich ein Traumberuf für viele "Gamer" - spielen selbstverständlich die Spiele vollständig durch und prüfen sie eingehend, bevor die Alterskennzeichnungen vergeben werden. Ich habe mir auch selbst vor Ort ein Bild von der Arbeit der USK gemacht.

Eurogamer 3. Was sagt Ihre Partei zu Thema Computer- und Videospiele?
Hans-Joachim Otto, FDP-Abgeordneter, Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Medien im Bundestag.
Hans-Joachim Otto

Die FDP-Bundestagsfraktion wehrt sich gegen die ständigen Verbotsforderungen im Bereich der Medien insgesamt. Ob Fernsehen, Computerspiele oder Internet, ständig müssen die gar nicht mehr so "neuen" Medien für Schuldzuweisungen herhalten. Das ist falsch und kontraproduktiv. Auch grundsätzlich ist von weitergehenden gesetzlichen Verboten bestimmter Unterhaltungssoftware nichts zu halten. Diese Maßnahmen würden kein Mehr an Jugendschutz bringen, sondern die erwachsenen Bürger lediglich bevormunden.

Der Schutz von Jugendlichen und Kindern vor gefährlichen Medieninhalten ist ohne Frage eine wichtige politische und gesellschaftliche Aufgabe. Allerdings muss die Politik von Maßnahmen Abstand nehmen, die den Jugendschutz nicht verbessern werden, dafür aber erwachsene Verbraucher bevormunden. Verbote wirken sogar kontraproduktiv, weil sie gesellschaftliche Fehlstellungen und individuelles Fehlverhalten monokausal auf das Spielen bestimmter Computerspiele oder den Konsum bestimmter Medien reduzieren. Somit suggerieren Verbote eine erhöhte Sicherheit, die allerdings faktisch nicht existiert.

Außerdem bin ich grundsätzlich skeptisch gegenüber sogenannten "Verbesserungen" des Jugendschutzes. Das deutsche System der regulierten Selbstkontrolle - z.B. über die USK - ist weltweit einmalig in seiner Wirksamkeit und gilt als vorbildlich. Einzeltaten von offensichtlich gestörten Menschen sollten daher nicht auf ein Versagen des Jugendschutzregimes zurückgeführt werden. Die vielfach erhobene Forderung nach pauschalen Verboten ist ein undifferenzierter und naiver Rundumschlag. Dieser kann dazu führen, weite Teile jugendlicher und erwachsener Computerspieler sowie Hersteller und Vertreiber zu kriminalisieren, ohne dabei den Jugendmedienschutz zu verbessern. Das deutsche Jugendschutzregime funktioniert gut. Darüber hinaus sind gewaltverherrlichende Computerspiele bereits heute nach § 131 Strafgesetzbuch (StGB) verboten.

Leider äußern sich einige Politiker einseitig und mit zu geringen Sachkenntnissen auf diesem Gebiet. Natürlich ist und bleibt Jugendschutz eine wichtige Aufgabe der Politik, hier muss allerdings mit Augenmaß agiert und von populistischen Forderungen Abstand genommen werden. Selbstverständlich treten die FDP und auch ich ganz persönlich weiterhin gegen die Einschränkung medialer und kultureller Freiheit und für die Stärkung individueller Verantwortung ein.

Im Übrigen wohnt Computerspielen eine hohes Maß an kreativer und kultureller Arbeit inne. Die wirtschaftliche Bedeutung der Spieleindustrie darf ebenfalls nicht unterschätzt werden. Vor diesem Hintergrund lehnt die FDP Forderungen nach immer neuen Gesetzesverschärfungen und Verboten insbesondere im Bereich der Computerspiele ab.