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Far Cry 2

Verbrannte Erde

Die meisten Spieler werden diese flexible Missionsentfaltung wohl erst im zweiten Durchlauf bemerken. Trotzdem ist es schön, wenn man in einem Spiel auch endlich einmal etwas zu sagen hat, selbst wenn man nur selten die Konsequenzen eines Einsatzes abschätzen kann. Natürlich mit der Ausnahme, dass sich die jeweils andere Seite nicht gerade darüber freuen wird.

In meinem Fall war es eher eine Frage des aktuellen Gemütszustandes, ob ich meine Rohdiamanten – die Währung des Spiels, mit der man neue Waffen und die dazugehörigen Präzisions- und Zuverlässigkeitsupgrades ersteht – bei der APR oder der UFLL verdiente.

Das liegt daran, dass man nach einigen Missionen merkt, dass beide Parteien aus demselben selbstgerechten, blutrünstigen Holz geschnitzt sind. Immer und immer wieder wird man für Auftragsmorde, Sabotageakte oder die Besorgung kritischer Gegenstände engagiert, die aber prinzipiell alle nach demselben Ego-Shooter-Muster ablaufen. Ihr kennt den Drill: Nähert Euch einer feindlichen Position und brecht dort jeglichen Widerstand mit Waffengewalt! Und es kommt immer zu Widerstand.

Ganz egal, wie das Missionsziel auch lautet. Denn Far Cry 2 ist kein Spiel für Leisetreter. Wer sich im Vorfeld darauf gefreut hat, wie in Crysis für die Gegner „das Ding im Busch“ zu sein und sich lautlos einen nichtsahnenden Söldner nach dem anderen zu holen, wird schwer enttäuscht sein. Die Schleichmechanik funktioniert selbst mit zugekauftem Camouflage-Anzug nicht so zuverlässig, wie man es gerne hätte. Zu oft wird man entdeckt, ohne sich eines Fehlers bewusst zu sein. Ja, ich gehe sogar soweit zu sagen, dass es oft nicht einmal Verschulden des Spielers ist, wenn die Wachen aus heiterem Himmel Alarm schlagen.

Was dem Spiel an Stealth fehlt, macht der innovative Einsatz des Feuers zumindest teilweise wieder gut.

Far Cry 2 gibt einfach nicht genügend Rückmeldung darüber, wann man nun gesehen wird und wann nicht. Warum kommt der KI so selten ein „Huch, was war das!?“ über die Lippen, um dem Spieler zu vermitteln, dass er gerade sein Hinterteil aus dem ach so schützenden Busch herausstreckt? Besonders bitter wird das, wenn man erfolgreich eine feindliche Befestigung infiltriert hat, nur um wie von Geisterhand schon mit dem ersten Macheten-Streich gnadenlos aufzufliegen. Dann ist man natürlich prompt von Feinden umzingelt.

Hier müsste das Spiel mehr Nachsicht mit seinem Gast walten lassen. Jeder kennt das doch: Wenn die Rambo-Methode so dermaßen einfacher ist als das Schleichen, kann man Letzteres auch gleich bleiben lassen. In einem Spiel wie Far Cry 2 drängt sich die Busch-Huscher Taktik einfach so sehr auf, dass es schmerzt. Einen. Patch. bitte. Vorzugsweise auf die Augen von unbeteiligten Patrouillen, die hinter Euch Ihre Bahnen ziehen.

Danke. Dennoch fühlt sich der Shooter in Far Cry 2 trotz allem ziemlich gut an. Die Auswahl an realistisch nachempfundenen Waffen gibt ein sattes und direktes Feedback - blockiert aber für meinen Geschmack deutlich zu häufig -, das Handling per Joypad ist durchweg gelungen und die Feinde überraschen Euch je nach Schwierigkeitsgrad manchmal mit wirklich guten Flankierungsmanövern. Ok, nichts davon kompensiert vollends die oben genannten Anflüge von Hellsicht, mit der Eure Feinde Euch regelmäßig sorgfältig geplante Stealth-Einlagen versauen. Dafür gibt Euch die Dunia-Engine mit seinem physikalisch korrekten Feuer ein anderes mächtiges Werkzeug in die Hand.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Far Cry 2

PS3, Xbox 360, PC

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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