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Folge 6 von Falcon and The Winter Soldier: Mit Ach und Krach über die Ziellinie - Serienkritiker

Nicht alles, was auf dem Papier gut aussieht, funktioniert auch auf der Leinwand.

Spoilerwarnung: Wir sprechen explizit über Handlungsdetails aus der letzten Folge Falcon and the Winter Soldier. Wer sie noch nicht gesehen hat, sollte wiederkommen, wenn er das erledigt hat. ERNSTHAFT: HIER GIBT ES SPOILER!


Ein ganz schönes Auf und Ab, diese Serie. Schade, nachdem die Höhepunkte durchaus mit dem Niveau der besseren (nicht aber der besten) Marvel-Filme mithalten konnten, leistete sich Falcon and the Winter Soldier immer wieder ärgerliche Aussetzer und Abkürzungen. Schade, dass die Serie ausgerechnet mit der letzten Folge wieder eher schwach endet.

Ich will nicht sagen, die Charakterbögen von Sam und Bucky hätten mich im Großen und Ganzen enttäuscht. Das endet schon halbwegs rund, mit Sam als neuem Cap und vor allem das Thema Rassismus und Ungleichbehandlung von Schwarzen in den USA kommt recht elegant - fast schon zu elegant - zu einem Schluss. Im Rahmen von Sams Cap-Werdung war das extrem wichtig. Aber die entscheidenden Beats auf dem Weg dorthin fallen teils ganz schön auf die Nase. Auch, weil die Macher es mal wieder unnötig eilig hatten. Den Sinn einer mehrteiligen Serie untergräbt das ganz schön.

Ein bisschen verhoben. Hätte nicht sein müssen.

Es beginnt mit dem Kostüm. Als Action-Figur mag Sams Anzug gut aussehen, im Echtwelt-Kontext sticht er einfach zu sehr heraus, fast als hätte man aus der Evolution von Chris Evans' Aufzug nichts gelernt. Viel zu viel Weiß! Aber ok, Kostüme sind vergänglich, das weiß man ja und das nächste Mal, wenn wir den neuen Captain America sehen - wieder im Kinoformat, wie es aussieht. Denn Showrunner Malcolm Spellman und Autor Dalan Musson, der die gute fünfte Folge auf dem Kerbholz hat, schreiben Captain America 4 - sieht er sicher anders aus.

Vor allem aber die B-Handlung, die den Aufhänger für die Serie bildete, die Flag Smasher und ihr Kampf gegen die Vertriebenen des Blips, war am Ende so halbgar, dass ich keine Ahnung hatte, was die Autoren dachten, wie ich zu Karli stehen sollte. Das war keine moralische Grauzone, es war Schwarz und Weiß im schnellen Wechsel. Die erzählerische Unart "Show, don't tell" - das hatte einer unserer Leser schon in einem Kommentar zur ersten Folge moniert -, kumulierte sich zum Schluss hin ganz gewaltig. Wir ahnen, dass die Flag Smasher das Herz am rechten Fleck haben, können es aber nicht nachfühlen, weil ihre Schwierigkeiten Post-Blip nur erzählt werden. Am Ende läuft dann alles auf "die bösen Politiker" hinaus, denen Sam zum Ende von Karlis Charakterbogen eine minutenlange Rede hält, die zwar gut gemeint war, vor allem aber ermüdete.

Ähnlich halbherzig hielt es die Serie dann am Schluss auch mit John Walker, dem degradierten, ehemaligen Cap-Nachfolger, der letzten Endes dann doch wieder ein ganz guter Kerl ist. Es machte für die Figur, wie sie die Autoren umrissen haben, Sinn. Aber es war nicht interessant und kaum konfliktbeladen, was hier passierte. Wiederum: Schwarz und Weiß im Wechsel statt einer interessanten Grauzone. Auch die Enthüllung, dass Sharon Carter tatsächlich der Shadow Broker ist, schockiert nur in der Hinsicht, wie wenig Grund das Drehbuch dafür liefert. Gerade in Carters Fall wünschte man, die Serienautoren hätten sie genauso vergessen wie die Macher der Filme. Gut möglich, dass die weitere Entwicklung dieser beiden Figuren auf ein andermal vertagt wird. Für den Moment hinterlassen beide einen schalen Nachgeschmack.

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Es half nicht gerade, dass auch die Actionszenen diesmal die schwächsten der ganzen Serie waren. Im Dunkel stechen die Spezialeffekte deutlicher hervor, Sams Schildakrobatik wirkt deutlich künstlicher als sonst und wieso ausgerechnet die Kampfszenen mit MMA-Legende George St. Pierre ("Batroc") amateurhaft wackelig geschnitten sind und kraftlos wirken, ist mir ein Rätsel. Dass die Auflösung der zentralen Rettungsaktion auf dem Zufall beruht, dass eine der Geiseln einen Hubschrauber fliegen kann, ist pure Faulheit der Autoren und rang mir nur ein müdes Gähnen ab.

Immerhin: In Ansätzen überzeugte Sam als Captain America, etwa direkt nach seinem ersten Auftritt, als er ansatzlos den Plan von Karli durchschaut. Das hatte schon ein bisschen was von dem taktischen Genie, das dafür sorgte, dass auch viel mächtigere Wesen auf Steve Rogers hörten, wenn es hart auf hart kam.

Also: Die Charaktermomente für Sam, Bucky - auch wenn sich die Kamera nicht traut, ausgerechnet bei Buckys Geständnis Yori gegenüber draufzuhalten - und Isaiah waren durchaus stark, vor allem wieder die Slice-of-life-Montage am Ende fing mal wieder eine Menschlichkeit ein, die den Marvel-Produktionen schonmal abgeht. Aber Am Ende blieb die Serie, so sehenswert sie insgesamt war und so großes Potenzial sie doch immer wieder andeutete, doch hinter ihren Möglichkeiten zurück.

Und wo zur Hölle ist eigentlich Steve?!

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