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Forza Motorsport 2

Gran Turismo endlich abgehängt?

Überraschend für alle Gran Turismo-Kenner ist die Tatsache, dass man sich dank des Schadensmodells nicht mehr über die Strecken mogeln kann. Nutzt man bei Sonys Platzhirsch immer die Streckenbegrenzung und gegnerische Fahrer als willfährige Kurvenhilfen, muss man diesmal deutlich Abstand halten. Ab dem zweiten Schwierigkeitsgrad sorgt der Schaden nämlich nicht nur für verbeulte Motorhauben und abgefallene Frontschürzen, sondern auch zu starken Einschränkungen der Fahreigenschaften. Dadurch wird man gezwungen, sich einen „guten“ Fahrstil anzugewöhnen.

Umfangreicher Karriere-Modus mit kleinen Durchhängern

Gerade für Anfänger ist die Perspektive hinter dem Fahrzeug hilfreicher, weil man die Kurven besser einsehen kann.

Selbst der Karriere-Modus ist in seiner Flexibilität der Konkurrenz bei Weitem überlegen. Der Spieler bekommt nach jedem Sieg eine bestimmte Geldmenge, die den Fahrerlevel erhöht und zudem die Erfahrungsstufe des Autos verbessert. Außerdem gibt es nach jeder Rennserie ein Sondermodell als Preis, das man aber leider nur für wenig Credits verkaufen kann. Mit höheren Levels schaltet man dann neue Rennherausforderungen und Rabatte frei, die den Einkauf erleichtern. Die einzelnen Rennen besitzen wie bei der Konkurrenz Einschränkungen, etwa die Benutzung von amerikanischen oder japanischen Autos, die genau eingehalten werden müssen. Durch diesen Umstand muss man im späteren Verlauf auch immer öfter das Lieblingsfahrzeug in der Garage stehen lassen und sich auf unbekanntes Terrain begeben. Im Notfall kann man zwar durch das wiederholte Bestreiten eines Parcours Credits ansammeln und so ein weiteres „schnelles Schätzchen“ aufrüsten, doch die Abwechslung kommt natürlich zu kurz. Kleine Kritik an dieser Stelle: Zum Ende hin hätten es durchaus mehr Standard-Rennen sein können, bei denen man nicht zwangsläufig mit einem Oldtimer samt Original-Fahrwerk über die Strecken jagt.

Wer zu faul ist, sich selber hinters Steuer zu klemmen, kann einen KI-Fahrer beauftragen. Für einen Anteil an der Siegesprämie hilft er so auch guten Tunern, sämtliche Spezialfahrzeuge einzuheimsen. Die Fahrzeugpalette ist dabei deutlich ausgewogener, als bei der japanischen Konkurrenz. Statt jeden Daihatsu Cuore der letzten 10 Jahre nachzubilden, gibt es ca. 100 Fahrzeuge für jede Region. Und was es noch viel schmackhafter macht: Man kann seine Startregion gleich zu Beginn wählen. Bevorzugt man also die deutschen Vehikel, muss man sich nicht erst durch Dutzende Reisschüssel-Wettkämpfe schlagen, um endlich mal einen Audi, VW oder Mercedes zu fahren. In Europa gibt es dann eben einen Mini, verschiedene Golf-Versionen oder eben einen Renault zum Start, während man in Japan in einem Civic Platz nimmt. Mir ist es so gelungen, schon nach ca. 1 Stunde und fleißigem Sparen zumindest einen Porsche Cayman S freizuschalten, der meinen Vorlieben eben mehr entspricht, als ein Mazda MX-5.

Weiter entfernte Zuschauer werden abermals als Pappmodelle angezeigt. Im Rennen stört's kaum, im Replay verhagelt es etwas die Optik.

Doch wohin mit all den erspielten und aufwändig dekorierten Fahrzeugen, die im Einzelspieler-Modus nur wenig Geld bringen? Turn 10 setzt hier einen lang gehegten Traum um, der eigentlich schon beim ersten Teil Realität werden sollte. Im fertigen Spiel wird es möglich sein, die kreativen Meisterleistungen in einem integrierten Auktionshaus zum Verkauf anzubieten. Das ersteigerte Geld kann man dann wiederum in neue Eigenkreationen investieren, um sich am Ende vielleicht die gesamte Fahrzeugpalette zu zulegen. Wie es Dan Greenawalt in unserem separaten Interview (folgt morgen) beschreibt, soll hier die Sammelleidenschaft der Nutzer angeregt werden. Besonders attraktiv wird dieses Angebot durch die angeschlossene Community-Seite. Jeder Fahrer bekommt dort eine eigene Profil-Page reserviert, auf der im Spiel geschossene Fotos, Rennerfolge und eigene Wagenkreationen präsentiert werden. Auch die Gründung von Clubs, die Teilnahme an Rennen und der Besuch des Auktionshauses ist möglich. Das Spiel bekommt so eine komplett neue Ebene, die monatelangen Spielspaß garantiert.

Perfekte Online Anbindung, mittelmäßige Grafik

Die Vernetzung der Inhalte macht natürlich nicht beim Auktionshaus und den klassischen Online-Rennen Schluss. Selbst Einzelspieler, die die direkte Herausforderung meiden, werden sich zumindest an der integrierten Bestzeitenliste erfreuen. Außerdem kann man sich von übertragenen Internet-Rennen begeistern lassen. Die Anzahl der Möglichkeiten ist weiträumig. Microsoft könnte Profi-Ligen initiieren, Gast-Fahrer aus der Formel Eins anheuern oder aber Kurse anbieten. Man muss natürlich abwarten, wie die Fangemeinde diesen Titel aufnimmt. Aber allein von der Fülle der Möglichkeiten bietet Forza Motorsport 2 alles, was das Spielerherz begehrt.

Der Bild-Modus erinnert wie das Internet-TV stark an Project Gotham Racing 3. Die Verknüpfung mit der Community ist jedoch einmalig.

Zum Ende hin muss ich eine etwas abgegriffene Floskel verwenden. Doch diesmal passt es einfach, wenn man sagt: „Wo viel Licht ist, muss natürlich auch etwas Schatten sein!“ Denn gerade was die Beleuchtung angeht, ist der Titel leider nicht auf dem neusten Stand. Während zum Beispiel schon der Starttitel Project Gotham Racing 3 mit echtem High Dynamic Range Lightning brillieren konnte, schafft es Forza Motorsport 2 nur zu einem dünnen Bloom-Effekt. Auf den realitätsnahen Rennstrecken fällt das angesichts der dürftigen Bebauung kaum ins Gewicht. Auf den Stadtkursen hingegen wird der Unterschied aber schnell deutlich. Auch das momentan noch fehlende Anti-Aliasing und die manchmal auftauchenden Pappkameraden drücken den grafischen Gesamteindruck und machen Forza Motorsport 2 - genau wie seinen Vorgänger - zu einer grafisch recht mittelmäßigen Angelegenheit. Der Spielspaß wird zwar in keinster Weise von diesem Umstand in Mitleidenschaft gezogen, trotzdem könnten sich Ästheten daran stören.

Ich bin Forza Motorsport 2 dankbar. Dafür, dass ich mich wieder für Autos interessiere. Dafür, dass ich wieder Autoträume habe und wieder bewusst durch den Straßenverkehr gleite. Aber auch dafür, dass es mir so viele Möglichkeiten bietet, ohne mich jemals zu überfordern. Egal ob Rennfahrer, Tuner, Sammler oder Dekorateur, jeder Spieler kann sein ganz persönliches Forza Motorsport 2 entdecken. Eine solche Bandbreite macht das Spiel wirklich einmalig.

Da nehme ich es auch gerne in Kauf, dass die Grafik bislang nur gut geworden ist und ich mich später mit zu wenig Herausforderungen herumschlagen muss. Schon im jetzigen Zustand könnte Forza Motorsport 2 durchaus eine hohe Note abräumen, zeigt sich die vorliegende Feature-komplett Version - bis auf kleinere Probleme mit der Stabilität - doch recht final. Falls Turn 10 letztlich auch im Online-Modus alle Versprechen hält, darf sich wirklich kein Auto-Fan dieses Meisterwerk entgehen lassen. Wie damals zu seligen Gran Turismo Zeiten wird die Xbox 360 damit zu einem absoluten Pflichtkauf. Selbst die Gran Turismo Macher werden es schwer haben, beim Gameplay die Perfektion dieses Titels zu toppen, der mit seiner einmaligen Vernetzung wirklich jeden Vorteil des Xbox Live Netzwerkes ausnutzt. Einzig Grafikfetischisten müssen sich wohl bis 2008 gedulden, wenn sich Gran Turismo 5 anschickt, die Simulationskrone zurück zu erobern.

Forza Motorsport 2 erscheint am 8. Juni 2007 für die Xbox 360. In unserer Galerie findet Ihr ab sofort massenhaft Impressionen, die wir extra für Euch geschossen haben.

In diesem artikel

Forza Motorsport 2

Xbox 360

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Über den Autor

Kristian Metzger

Contributor

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