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Life is Strange: True Colors - Gestatten: Alex Chen

Alles über die neue Heldin im Gespräch mit Erika Mori und Felice Kuan

Alex Chen. Wie ein Internetstar hat sie bereits Hunderttausende von Views auf Youtube geerntet. Wer? Die neuste Heldin der berühmten Story-Game-Franchise Life is Strange natürlich. In große Fußstapfen muss die junge Frau treten, denn die Kultcharaktere Max, Chloe und co. (die Jungs aus dem zweiten Teil vielleicht etwas weniger) sind vielen Adventure-Fans sicher ans Herz gewachsen wie echte Freundinnen. Man hat zusammen gelacht, geweint und mitgefiebert und nun soll in Life is Strange: True Colors die junge Alex Chen diese Rolle einnehmen. Ob sie ähnlich große Gefühle entfachen kann wie eine Max Caulfield? Und was sind die herausragendsten Eigenschaften der neuen Alltagsheldin?

Das wollten wir im Gespräch herausfinden und haben uns mit Erika Mori, der Schauspielerin von Alex, und Felice Tzehuei Kuan, Senior Staff Writer des Entwicklerstudios Deck Nine über die Hauptfigur unterhalten.

Ein Stück echtes Leben in der Pandemie

Sein wir mal ehrlich, Alex hat es nicht leicht und damit sind nicht die Strapazen im Spiel gemeint. Vielmehr liegen große Erwartungen auf ihr, die Spielegemeinschaft mit einer mitreißenden, emotionalen Story endlich mal wieder aus dem Lockdown-Blues herauszureißen. Für Autorin Felice, ebenfalls beteiligt an Life is Strange - Before the Storm, ist gerade das im Moment einer der besten Gründe für das neue Life is Strange: "Das Timing ist ziemlich gut, denn wir alle schauen im Moment auf die Medien, um uns mit der Außenwelt zu verbinden." Für Felice könnte True Colors also auch eine Erinnerung an das echte Leben und an echte Emotionen sein: "Alex und was sie durchmacht, wird für viele Menschen sehr nachvollziehbar sein, nicht nur jetzt, sondern jederzeit", fügt sie hinzu.

Also nicht nur nette Lockdown-Kost, sondern eine Geschichte, die uns alle langfristig berühren soll. Aber wer ist eigentlich die neue Hauptfigur? Alex Chen ist eine junge asiatisch-amerikanische Frau, die nach längerer Zeit in einer Therapiegruppe zu ihrem Bruder in die gemütliche Kleinstadt Haven Springs Colorado zieht - und dort unerwartet mit tragischen Ereignissen konfrontiert wird. Wie es sich für Life is Strange gehört, spielt auch hier eine besondere Gabe eine Rolle: Alex ist hochempathisch und kann die Gefühle anderer Leute sehen. Wie es für die Heldin ist, Abschied von ihrer alten Therapie-Wohngruppe zu nehmen, könnt ihr im kurzen, neuen Gameplay-Ausschnitt schon vorab erleben (hier allerdings mit deutscher Vertonung):

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Ähnlich wie die schüchterne Max Caulfield, die rebellische Chloe oder die Ausreißer Sean und Daniel Diaz ist Alex also eine Art liebenswerter Sonderling, die am Anfang der Geschichte in eine völlig neue Situation geworfen wird: "Sie ist zu Beginn des Spiels definitiv eine Außenseiterin, weil sie zu ihrem Bruder in eine neue Stadt zieht. Es ist also sein Zuhause, aber es war nicht das ihre. In der Tat hat sie ihren eigenen Bruder seit Jahren nicht mehr gesehen, also ist sie in gewisser Weise auch in dieser Beziehung eine Außenseiterin." Ein bewährtes Konzept, denn die LiS-Charaktere glänzten in der Vergangenheit ja gerade durch ihre Menschlichkeit (mehr zum Phänomen "LiS-Charaktere" gab es übrigens in meiner letzten Kolumne).

"Ich denke, dass jeder etwas finden wird, das er persönlich mit ihr in Verbindung bringt", so Felice über die Hauptfigur, "Sie ist eine Person, die einen großen Teil ihres Lebens damit verbracht hat, sich um die Bedürfnisse anderer Leute zu kümmern. Sie kann deren Emotionen viel tiefer spüren als die meisten Menschen. Deshalb hat sie nicht wirklich viel Zeit damit verbracht, sich auf ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle einzustimmen, sie ehrlich zu betrachten und sie anzunehmen - sowohl die positiven als auch die negativen Gefühle - deshalb denke ich, dass die Reise für sie eine ganz besondere ist und das ist etwas, mit dem ich stark mitfühlen kann."

Gefühle und Life is Strange... das gehörte ja schon immer zusammen. Manchmal hatte man beim Spielen fast schon selbst das Gefühl, Emotionen wie Alex am eigenen Leib zu empfinden und das ganz ohne Superkraft. Und auch diesmal warnt Felice: Ihr könntet eure Taschentücher brauchen!

Synchronsprecherin Erika Mori und Autorin Felice Tzehuei Kuan

Alex und ihre Synchronsprecherin Erika - Neuanfang mal zwei!

Während Alex neu im Leben ihres Bruders ankommt, ist Synchronsprecherin und Schauspielerin Erika Mori wiederum fast neu in der Welt des Voiceactings. Tatsächlich gibt sie in Life is Strange: True Colors ihr Debut als Videospiel-Sprecherin. Wie Erika aber erzählt, wusste sie lange selbst nicht, dass sie den Part von Alex übernehmen würde: "Es waren mein erstes Vorsprechen und meine ersten Rückrufe. Ich hatte seit der Highschool nicht mehr geschauspielert und hatte mich entschlossen, einen Schauspielkurs zu belegen, um ein wenig Kreativität in mein Leben zurückzuholen, und ich wusste bis zum ersten oder zweiten Rückruf nicht, dass ich für die Hauptrolle vorgesprochen hatte. Ich dachte mir, das werden sie sicher nicht tun, ich dachte, ich wäre ein Nebencharakter."

Nein, war sie nicht: Gerade wieder zurück auf der lokalen Bühne bekam Erika sofort die Hauptrolle in dem beliebten Spielefranchise. Also ist nicht nur Alex eine Frau "wie du und ich", die zu Größerem berufen ist, sondern auch auf ihre Synchronsprecherin Erika, die der LiS-Heldin nicht nur Stimme, sondern auch Gesicht und Motion-Capture verleihen durfte. Ursprünglich kommt Erika nämlich eher aus dem Bereich von Tanz und Bühnenschauspiel und diese Körperlichkeit konnte sie auch mit in ihre Alex-Rolle einbringen:

"In der Lage zu sein, diese Körperlichkeit, diesen Tanzhintergrund, dieses Körperbewusstsein einzubringen, war wirklich aufregend und hat großen Spaß gemacht. Und ich habe sicherlich die Abwesenheit davon bemerkt, als wir nur die Zeilen aufgenommen haben." Während der Tonaufnahmen nur die Stimme nutzen zu können war daher eine neue Herausforderung für die Schauspielerin, bei der sie sich auf ganz andere Techniken verlassen musste.

Es war allerdings kein großes Problem für Erika, sich in ihr Alter-Ego Alex hineinzuversetzen, denn die Schauspielerin durfte ihre Rolle recht intensiv mitgestalten: "Das wirklich Schöne an dem kreativen Prozess ist, dass die Autoren, die Regisseure, das Kreativteam, mich richtig in die Erschaffung und Erforschung dessen, wer Alex als Charakter wirklich war, mit eingeladen haben. Ich fühle mich also sehr persönlich mit ihr verbunden, weil wir sie in einem Zeitraum von über zwei Jahren entwickelt haben."

Heldin des Alltags: Alex zieht ganz frisch zu ihrem Bruder nach Haven Springs

Alex Chen - So wie wir und trotzdem ganz besonders?

Alex und Erika sind also mutige Einsteigerinnen in einer neuen Welt, aber es gibt noch mehr Gemeinsamkeiten: Beide sind Frauen mit asiatisch-amerikanischen Wurzeln. Alex zu spielen ist für Erika also auch eine Form von Repräsentation: "Ich erinnere mich daran, dass ich als Kind in den Medien und in der Kunst, die ich hier in den Staaten konsumiert habe, nicht viele Menschen gesehen habe, die wie ich aussahen und ich weiß, wie wichtig es ist, sich selbst in den Medien und in der Kunst zu sehen."

Für Erika stellt Alex also Diversität dar, aber nicht nur: "Ich denke auch, dass Alex' Nachvollziehbarkeit noch stärker im Vordergrund steht als die Tatsache, dass sie eine asiatisch-amerikanische Frau ist. Ich denke, dass die Leute viele Teile von Alex finden werden, mit denen sie sich verbinden und identifizieren können - unabhängig davon, ob einer dieser Punkte auf sie zutrifft "eine asiatisch-amerikanische Frau"- und ich denke, die Leute werden sich sehr leicht in Alex wiederfinden."

Vielleicht ist die LiS-Heldin dadurch ein Spiegel, wie wir uns alle gerne sehen wollen: liebenswert und trotzdem etwas ganz Besonderes. Sie ist gleichzeitig sympathisches Mädchen von nebenan und Repräsentationsfigur - gleichzeitig Außenseiterin mit emotionalen Problemen, aber auch Superheldin mit mächtigen Fähigkeiten. Ein Mix, der aufgehen könnte, denn die Reaktionen auf Alex' erste Internet-Auftritte waren regelrecht leidenschaftlich:

"Nachdem wir mehrere Jahre damit verbracht haben, mit dem Kreativteam, dem Cast und der Crew etwas zu erschaffen, für das wir wirklich leidenschaftlich waren, das wir wirklich lieben und dann die Wärme des Zuspruchs durch die Fans zu sehen und zu spüren, war wirklich wunderbar", kommentiert Erika die Enthüllung von LiS: True Colors und auch Felice hat ähnliche Erfahrungen gemacht: "Ich denke, es steckt so viel Potenzial in der Life-is-Strange-Franchise. Ihr habt über Diversität in Videospielen gesprochen: die Life-is-Strange-Franchise hat das umgesetzt und hat Pionierarbeit darin geleistet, also ist es wirklich schön, in dieser Franchise zu schreiben und zu sehen, wie viel Appetit es für diese Art von Geschichten gibt."

Ein wenig muss dieser "Appetit" noch andauern, bis er hoffentlich gestillt wird, denn Life is Strange: True Colors erscheint erst im September für PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S und Stadia. Dem Hype dann gerecht zu werden, das dürfte jedenfalls die größte Aufgabe werden, die der sympathischen Alex Chen bevorsteht.

In diesem artikel

Life is Strange: True Colors

PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, PC, Nintendo Switch

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Über den Autor
Judith Carl Avatar

Judith Carl

News-Redakteurin

Judith Carl ist Volontärin für News und Social Media bei Eurogamer.de. Judith hat Medienwissenschaften studiert. Sie streamt begeistert am liebsten Rollenspiele und Adventure Games auf Twitch. Ihre weiteren Leidenschaften sind LARP, Pen and Paper, und Trash-Filme.
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