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Guitar Hero 2

Rock me again and again

Jedermann findet die Musikauswahl des ersten Teils besser. Ich kann das so nicht bestätigen, denn mich kotzt moderne Rockmusik sowieso an. Rock starb 1970 mit Jimi Hendrix, soweit es mich betrifft. Studiert man die ausländischen Guitar Hero 2-Reviews, dann stößt man dabei fast immer auf zwei bestimmte Kritikpunkte. Der Erstling habe ein völlig neuartiges Spielkonzept etabliert und bekam somit eine Art Innovations-Bonus. Teil 2 sei im Endeffekt das gleiche Game, nur mit besserem Multiplayer, einen coolen Trainingsmodus und schlechteren Songs. Stimmt eigentlich schon, aber das mit der Song-Auswahl sehe ich - wie erwähnt- nicht als spaßmindernd an. Bei Sonys Singstar bringen doch auch gerade die schlechten Tracks ordentlich Spaß. Ich kann mir außerdem nicht vorstellen, dass es leicht ist, den genauen Musikgeschmack von Millionen Zockern zu treffen.

Kann es schlecht genug sein?

Zwei Spieler können im Koop-Modus mit individuellem Schwierigkeitsgrad antreten.

Nehmen wir mal Danzigs „Mother“ als Beispiel. Wenn ich dieses Lied höre, sehe ich vor meinem geistigen Auge wie ausgemergelte Typen in engen Zebramuster-Stretch-Jeans, World Wrestling Federation-T-Shirts, 80er-Jahre-Zottelmatten und fettem Schnauzbärten in der Moshpit abgehen. Ich muss mich dann oft unauffällig in meinem Mund übergeben. Doch wenn ich den Guitar-Hero-Controller in meinen Händen halte und genau dieser Song läuft, verwandle ich mich in John Christ und mein Körper wird von ungezügelter Headbanging-Energie durchzuckt. Ich könnte fast schwören, dass meine Haare nach jeder Nummer ein kleines Stück länger werden. Guitar Hero 2 hat also schlechtere Songs? Da kann ich nur sagen: Bitte, gebt mir mehr davon. Mal abgesehen davon, sind wirklich genug fette Nummern enthalten, die jedem irgendwie gefallen. „Rock this Town“ von Brian Setzer, Can't you hear me knockin'“ von den Rolling Stones oder das brachiale „Killing in the Name of“ von Rage against the Machine – um nur ein paar zu nennen. Wobei zum Beispiel das Rage-Cover nicht annähernd ans Original heranreicht, weil die Vocals zu dünn sind und nach Karaoke-Liga klingen. Das muss ich dann schon kritisieren. Ich hätte generell lieber weniger Cover-Versionen und mehr Originale gehört. Ich wünsche mir außerdem für die Zukunft eine Asi-Edition, wo ich „Wind of Change“ von den Scorpions, „We built this City“ von Starship und alle Lieder von Bryan Adams nachspielen kann.

Mit Joypad öde

Das Geschehen On-Stage ist saucool, aber für's Bewundern fehlt die Zeit.

Ohne den Gitarren-Controller macht dieses Spiel keinen Spaß. Nicht mal ein kleines Bisschen. Ist eigentlich logisch, aber ich wollte es nur noch mal gesagt haben. Am Besten, Ihr kauft Euch gleich noch eine zweite Klampfe, um mit Freunden in die Saiten zu dreschen. Das Highlight auf jeder Party und das nicht nur, wenn ausschließlich Nerds anwesend sind. Einer Frau beizubringen wie das Ganze funktioniert, hat auch was: „Wenn Du den Gitarren-Hals packst und nach oben reisst, geht’s richtig ab. Warte, ich stelle mich am besten mal ganz nah hinter dich und gebe Dir Hilfestellung!“

Das Spielprinzip an sich dürfte mittlerweile jedem bekannt sein. Für Newbies fasse ich es an dieser Stelle trotzdem zusammen. Auf dem Screen seht Ihr die Nachbildung eines Gitarrenhalses und auf diesem rauschen unterschiedliche Symbole im Takt der Musik entlang. Jedes Symbol steht dabei für eine Saite, beziehungsweise für einen der fünf Saiten-Buttons Eurer Plastikgitarre. Ihr müsst nun die entsprechenden Buttons halten und mit der rechten Hand die Saiten anschlagen. Das „Anschlagen“ geschieht über einem Schalter, der das Gitarrenspiel mittels Plektrum simulieren soll. Dank Tremolo-Hebel könnt Ihr lange Noten außerdem ordentlich heulen lassen. Die Anzeige auf der rechten Bildschirmseite spiegelt dabei Eure Skills wieder. Wer ohne Aussetzer klampft, bleibt im grünen Bereich und bringt das Publikum zum jubeln. Eine rot blinkende Anzeige bedeutet das genaue Gegenteil.

Spielt Ihr bestimmte, mit Sternen markierte Passagen fehlerfrei, erhaltet Ihr so genannte „Star-Power“. In dem Ihr den Controller nach oben reisst, wird diese Power entfesselt, der Punkte-Multiplikator verdoppelt und die Menge tobt so richtig. Ich muss gestehen, dass mich das Spiel vorher null interessiert hat. Aus beruflichen Gründen war ich aber gezwungen, die Klampfe in die Hand zu nehmen und jetzt will ich sie eigentlich nie mehr ablegen. Ich weiß nicht mal genau warum. Man kann dieses Spiel nicht nach normalen Maßstäben bewerten. Steuerung, Grafik, Level-Design oder Abwechslung? Passt hier einfach nicht. Beim Rocken hab ich ein breites Grinsen auf dem Gesicht und mein Herz schlägt schneller. Mehr kann ich eigentlich nicht verlangen.

Nix zu rütteln

Die Charaktere erfüllen so ziemlich alle Klischees. Fehlt nur noch, dass sie sich ins Publikum übergeben oder so.

Im Endeffekt ist es einfach so, dass ja fast jeder gerne Gitarre spielen, aber nicht jeden Tag stundenlang üben möchte. Guitar Hero 2 macht das möglich, liefert unmusikalischen Naturen schnelle Erfolgserlebnisse und fordert auch echte Gitarristen dank Trainigs-Modus und unterschiedlicher Schwierigkeits-Modi. Anfänger dürften bei manchen Songs schon auf „Medium“ Probleme bekommen. So ging es mir zumindest. Aber bereits nach zwei Tagen verbesserte sich meine Fingerfertigkeit enorm. Mittlerweile bin ich sogar auf „Hard“ relativ gut und werde mich demnächst an den „Profi-Level“ wagen. Schön ist, dass schlechte und gute Spieler im Mehrspieler-Modus gemeinsam auf ihre Kosten kommen. Im Koop-Modus übernimmt Player 1 dann etwa die Lead-Gitarre und Spieler 2 macht auf Rythmus-Gitarrist. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich dabei für beide Personen individuell festlegen. Wettbewerbs-Charakter hat der Face-Off-Modus, wo beide Personen abwechselnd die gleiche Notenfolge nachspielen müssen. Im Pro-Face-Off wiederum gilt es für beide Gitarristen gleichzeitig dieselbe Notenfolge in die Plastiksaiten zu dreschen. Das ist aber nur dann wirklich spannend, wenn zwei gleichwertige Gegner antreten.

War der Erstling besser? Ich hab Teil 1 mittlerweile auch ausgiebig gespielt und finde das trifft einfach nicht zu. Wobei da ein paar echte Granaten wie etwa“ Ace of Spades“ oder „Smoke on the Water“ enthalten waren. Dafür bietet Guitar Hero 2 mehr Features. Sicherlich sind die Neuerungen minimal, wenn man es genau nimmt. Doch was will man denn bei diesem Konzept groß hinzufügen? In anderen Genres sind neue Fahrzeuge, mehr Waffen, fettere Gegner, größere Levels und so weiter möglich. Aber hier sind die Möglichkeiten logischerweise begrenzt, denn man spielt Gitarre und dieses Mal geht das auch zu zweit richtig gut. Eventuell kann man ja nächstes Mal einen Light-Jockey-Modus integrieren, wo der Spieler die Licht- und Laser-Show steuert. Oder man weitet das Ganze auf die gesamte Band aus und legt zusätzlich Keyboard-, Schlagzeug-, und Trompeten-Controller bei. Bis es soweit ist, bleibt Guitar Hero 2 die beste E-Gitarren-Sim. Die Xbox 360-Version soll ja im ersten Quartal 2007 erscheinen und zusätzlich downloadbare Songs und einen richtigen Online-Multiplayer-Modus bieten. Da geht’s dann richtig ab.

9 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Guitar Hero II

Xbox 360, PS2

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Über den Autor

Ahmet Iscitürk

Freier Redakteur

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