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GREED

Katz-und-Maus-Massaker

Mein Marine etwa setzte bei den Attributen ausschließlich auf Schildenergie. Die zugehörige passive Fertigkeit Regeneration pimpte ich bis aufs Maximum, sodass die wenigen Lebenspunkte kaum mehr ins Gewicht fielen. Und in der Offensive richtete das MG dank des höchstmöglichen Wertes bei „Einschlagskraft“ letztlich knapp 25 Prozent mehr Schaden an. Außerdem sorgten C4-Sprengstoffladungen für ein angenehmeres virtuelles Leben.

Die anderen Charaktere lassen sich ihres Berufsstandes wegen natürlich anders schulen. So entfacht der Pyro auf Wunsch einen Feuersturm mit Flächenschaden, und die Plasma-Amazone verpasst Gegnern zielsuchende Kugelblitze. Wobei sich alle drei Figuren letztlich trotzdem sehr ähnlich anfühlen. Meist geht es darum, in einer Art Katz-und-Maus-Spiel vorzustürmen, dann taktisch klug davonzurennen, um letztlich wieder in die Offensive zu wechseln. Natürlich kann das etwas monoton werden, was bei reinen Ballerorgien aber in der Natur der Sache liegt.

An die Steuerung – ihr könnt nämlich zum Beispiel immer nur schießen oder laufen, nicht beides gleichzeitig – gewöhnt man sich. Auch wenn ich ab und zu fluchte, dass der doofe Marine-Penner bisweilen störrischer agierte als ein Esel.

Von Wegfindung haben die Entwickler offenbar noch nichts gehört: Ihr müsst den Mann oder die Frau eurer Wahl immer schön manuell um jedes Hindernis herumbugsieren. Außerdem gilt es, beinahe ständig die Shift-Taste zu drücken, nur so kann der Held frei feuern. Andernfalls rennt er schon mal freudig auf den Gegner zu, statt ihn abzuknallen, nachdem ihr versehentlich an dem Fiesewicht vorbei geklickt habt.

Die Gefechte mit den Level-Bossen können sich schon mal zehn Minuten hinziehen.

Für gute Laune sorgen zum einen die riesigen Boss-Gegner, an denen man einige Zeit zu knabbern hat. Die Kerle attackieren wie die bekannten Obermotze aus Arcade-Shootern mit verschiedenen Angriffsmustern. Manchmal fliegen Dutzende Leuchtgeschosse gleichzeitig über die Mattscheibe. Ohnehin überzeugt die stimmungsvolle, zoombare Grafik besonders durch Spezialeffekte.

Außerdem erwarten euch spannende Geschicklichkeitseinlagen. Wenn ihr eure Spielfigur beispielsweise an todbringenden Strahlen vorbei lotsen müsst, die sich zu allem Überfluss bewegen, sodass sich immer nur für Sekundenbruchteile ein sehr schmaler Weg offenbart. Gut gefallen haben mir darüber hinaus die Rätsel, und das muss bei einem chronischen Adventure-Hasser und -Versager wirklich was heißen! Das Niveau ist dabei nicht außerordentlich hoch, aber die Ideen dahinter sind nett. Den Zahlencode für ein Tor aus einem herumliegenden Brief herauslesen, in dem der Verfasser über seine vielen Beischlaf-Genossinnen schwadroniert, vermittelte mir zeitweise das Gefühl, zumindest über ein klein wenig Intelligenz zu verfügen.

Aber auch vermeintliche Kleinigkeiten gefallen: Das Inventar bietet die Möglichkeit, Gegenstände zu verschrotten, sodass sie nur noch ein Feld belegen – wobei die dabei entstehenden Wertstoffe beim Verkauf finanziell nur geringfügig weniger einbringen. Speichern ist beinahe jederzeit möglich, zum einen bei den zahlreichen, fair gesetzten Checkpunkten und zum anderen beim Händler, der alle fünf Minuten via Teleporter aufsuchbar ist.

In zwei Dritteln des Spiels stellen sich euch immer wieder knurrende Zombies in den Weg.

Die statischen Zwischensequenzen in Spielgrafik sind zwar kritikwürdig, dafür überzeugt die Synchronisierung. Den Marineinfanteristen hat der deutsche Sprecher von Wesley Snipes vertont. Die Dame im Heldentrio spricht mit der Stimme von Drew Barrymore/Jennifer Lopez. Und der Pyro erinnert nicht nur zufällig an das tiefe Bass-Organ à la Obelix. Händler Kamishiro labert euch zudem wie Spongebob an, was ich enorm witzig fand.

Summa summarum ist GREED kein Spiel für Sammler, sondern für Jäger. Es entpuppt sich als spaßig, tackert einen aber nicht dauerhaft vor den Monitor. Es ist das Serious Sam HD unter den Action-Rollenspielen.

Kurz: Greed präsentiert sich beileibe nicht schlecht. Verglichen mit seinen direkten Konkurrenten ist es aus meiner Sicht einen Ticken besser als Space Siege und marginal schlechter als Shadowgrounds Survivor und bleibt somit in der gleichen Wertungsregion. Wer das erwartet, was dieser Titel bieten kann, schnörkellose Action nämlich, bekommt viel für relativ wenig Geld. In Zahlen ausgedrückt sind das eine überdurchschnittliche 6 von 10 und rund 15 Stunden Solo-Kampagne für nicht mal 30 Euro. Wer auf den Item-Wahn verzichten kann, eine Ballerorgie mit Spielhallenflair sucht und vor allem kooperative Mehrspieler-Modi liebt (bis zu drei Teilnehmer), darf mit diesem Action-Rollenspiel liebäugeln.

GREED erscheint am 10. Dezember exklusiv für den PC und kostet rund 28 Euro.

6 / 10

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Über den Autor

Harald Fränkel

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