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Guitar Hero Encore Rocks the 80s

Die 80er: Nichts für schwache Nerven.

Die schlimmsten Entgleisungen der 80er anhand von Guitar Hero Encore Rocks the 80s:

1. Haarspray. Dosenweise. Damals, als das Ozonloch nach mehr Bräune klang und Umweltschutz von der Bevölkerung für einen Treppenwitz der Grünen gehalten wurde, lag überall ein Duft von 'Drei Wetter Taft' in der Luft. Selbst gestandene Männer toupierten ihre Haare zu Löwenmähnen und kurbelten vorm Spiegel Strähnchen in ihr Haar. Metrosexuell war damals schon en vogue, nur nannte es so keiner. Das Anzünden von Zigaretten im Backstage-Bereich einer Poser-Rock-Combo konnte fatale Folgen haben, brennende Kopfhaut wurde nicht nur vom falschen Pflegemittel hervorgerufen. Hier hat Guitar Hero Encore Rocks the 80s einiges zu bieten: Wer seine Körpergröße um ein paar Meter erweitern will, kann sich die Haare hoch-sprayen und zu Poison, Twisted Sister oder Extreme abrocken. Und Vorsicht mit der locker im Mundwinkel hängenden Rauchware!

Ja, so waren sie, die Achziger: Bunt, grell, blond.

2. Dauerwellen Unverzichtbar. In den 80ern fielen die harten Rock-Stars bei unbedarften Friseuren ein und verlangten unter die Haube, die Dauerwellenhaube, gebracht zu werden. Winger waren süchtig nach immer neuen Locken im Haar und so klingt „Seventeen“ auch schlüpfrig nach erotischen Fantasien zwischen Fön und Frauenzeitschrift.

3. Spandex-Hosen. Zu eng, zu bunt. Wer sich wundert, warum in den westlichen Ländern ab 1980 die Geburtenzahlen rückläufig sind, kann mit seinen Forschungen über die Korrelation von Kleiderweite und Zeugungsfähigkeit beginnen. Immerhin hat es zu Falsett-Gesängen bei Männern geführt, die bis dato unbekannt waren. „Play with me“ von Extreme zeigt bei Guitar Hero Encore Rocks the 80s eindringlich die Folgen von eng anliegenden Beinkleidern und zu tief eingeatmetem Haarfestiger.

4. Schminke Wie bei allem eigentlich in den 80ern: Grell musste es sein. Das Geschlecht spielte keine Rolle, Mann und Frau teilten sich dieselben Malkästen und meist sahen sie alle so aus, als wären sie mit dem Gesicht in Wasserfarben gefallen. Bei Twisted Sister war kein Zentimeter Haut mehr zu sehen, aber ihnen verdankt Guitar Hero das Motto der Rock-Saga: „I wanna Rock“.

Man fragt sich ohnehin, warum das Stück erst auf diesem Teil der Reihe verbraten wurde, schließlich ist es der Schlachtruf jedes Guitar Hero-Teils. Dabei fühlt sich Guitar Hero Encore Rocks the 80s mehr wie Guitar Hero 2 an, denn das Interface, die Charaktere und die Spielmodi sind alle aus eben diesem Nachfolger übernommen. Das stört das Drücken der bunten Plastiktasten zu Twisted Sister allerdings nur wenig, denn immerhin kann man seinen Charakteren jetzt fetzige Neon-Klamotten anziehen und genauso dämlich aussehen lassen wie Dee Snider damals. Huzza.

Das nächste Solo kommt bestimmt.

5. Lyrics Keine guten. Irgendwas über Heilige Taucher aus der Fantasy-Klischee-Kiste von Rony James Dio oder über die Angst der Waver von The Vapors zu Japanern zu werden. Da fehlt es doch an dem Gehalt und der Tiefe, die man heute in den Charts vernehmen kann. Wie zum Beispiel die Nöte schwarz geschminkter Adoleszenten tropischen Stürme betreffend. Ok, zugegeben, vielleicht war es damals auch nicht wirklich viel schlimmer als heute. Aber mindestens genauso merkwürdig. Da man bei Guitar Hero aber nicht singt, sondern Gitarre spielt, ist das ohnehin egal.

6. Bandnamen. Faster Pussycat, Krokus und Ratt sind Namen, mit denen man heute nur selten die Charts toppen dürfte. Meine 80er-Combo bei Guitar Hero Encore Rocks the 80s heißt Cheesecake – hätte damals sicher abgeräumt. Das ungeschlagene Namens-Kuriosum allerdings ist immer noch Oingo Boingo. Und wer wissen will, was Danny Elfman so getrieben hat, bevor er die Simpson-Titelmelodie geschrieben und fast jeden Tim Burton-Film mit der passenden Musik versorgt hat, sollte bei Guitar Hero auf keinen Fall „Only a Lad“ von Oingo Boingo auslassen.

7. Soli Kennt man gar nicht mehr, kein Song damals ohne minutenlanges Gefrickel. Der Radiohit hat drei Minuten? Nicht in den 80ern, da wurden noch zehn Minuten hektisches Gehetze übers Griffbrett geboten. Konzertbesucher applaudierten mehr dem Ende des Songs, denn dem Saitenhexer. Selbst The Police kamen nicht um stressige Soloeinlagen rum – „Synchronicity II“ beweist das und ist auch für jeden Gitarrenhelden eine Geduldsprobe.

8. Musikmasse Zugegeben, damals war es mehr Masse statt Klasse, doch das ist heute auch noch so. Ärgerlicher ist allerdings, dass Guitar Hero Encore Rocks the 80s an Tracks spart, denn mehr als 30 sind nicht vorhanden. Bonus-Tracks sucht man vergebens. Immerhin beweisen Harmonix Humor: Mit „Because, it’s Midnite“ von Limozeen wurde ein Stück beigepackt, das nicht aus den 80er stammt. Limozeen sind eine Erfindung der hierzulande eher unbekannten Flash-Animation Homestar Runner und stehen dort für eine Parodie der 80er Rock-Szene. Das zeigt auch auf, wie man Guitar Hero Encore Rocks the 80s nehmen sollte: Als spaßige Angelegenheit, bei der man gerne etwas Haarspray, Schminke und Neon auflegen darf – glücklich wissend, dass die Zeiten vorbei sind.

9. Modern Talking. Die gute Nachricht: Sie sind nicht auf Guitar Hero Encore Rocks the 80s! Die Schlechte: Es gab sie wirklich.

Das Ende vom Lied: Die 80er rocken, aber mehr als ein Update mit 30 neuen Stücken im Gewand von Guitar Hero 2 ist Guitar Hero Encore Rocks the 80s leider nicht. Wer die Epoche mag, wird genug Material für ein paar unterhaltsame Nächte finden. Experten können sich zudem im Hintergrund bei einem Bier darüber streiten, welche Songs fehlen und welche zu Unrecht für die Plastikgitarre bearbeitet wurden. Wer bei Liedern wie „Holy Diver“ und „I Wanna Rock“ allerdings Zahnbelag bekommt, sollte lieber zu dem zweiten und deutlich besseren Titel greifen oder auf den dritten Teil warten – der dann hoffentlich wieder mit ein paar mehr Neuerungen aufwarten kann. Bei den 80er heißt es allerdings: Strictly for Posers only!

Guitar Hero Encore Rocks the 80s ist im Handel für die PlayStation 2 erhältlich.

6 / 10

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Über den Autor

Martin Kreischer

Contributor

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