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Guitar Hero: Warriors of Rock

Mit Kiss durch die Hölle und zurück

Auch wenn die Masse der Spieler das derzeit vielleicht nicht so sieht, wird es im Markt für Musikspiele gerade spannend wie schon lange nicht mehr. Ironischerweise ist die Gleichgültigkeit des Volkes genau der Grund für diese Aufregung, denn ohne die Zeit des Desinteresses würden sich die beiden großen Konkurrenten am Markt bestimmt nicht um Innovationen bemühen. Harmonix und EA basteln an Keyboards und Gitarren mit Saiten für Rock Band. Was haben Activision und Neversoft/Viscarious Visions mit Guitar Hero: Warriors of Rock in der Hinterhand, um das zu toppen? Das komplette Gegenteil.

Während Rock Band sich auf die Suche nach mehr Authentizität macht, ging bei Guitar Hero das gleiche Licht an wie bei realen Gitarrenbauern auch irgendwann, als man verstand, dass in so einem Gerät eigentlich nur wenige Parameter wirklich definiert sind. Und wenn man nicht mal auf die Führung der Saiten achten muss, dann geht noch viel mehr. Dann kann man nämlich einfach nur den Steg übriglassen und der Korpus besteht aus zwei ansteckbaren, austauschbaren und tendenziell auch sammelbaren Plastikstücken fragwürdigen Designs.

Ja, es gibt viele seltsame Entwürfe für E-s da draußen und vergleicht man diese mit der neuen Guitar Hero-Klampfe, dann sieht die gar nicht mehr so wild aus, wie ich es mir eigentlich erhofft hatte. Beinahe jedes Metal-Modell von BC Rich sieht spektakulärer aus als das. Und die entscheidende Frage ist doch ein andere: Who the f-ing hell cares? Wer Guitar Hero „ernsthaft“ spielt, hat sich im Laufe der Jahre eh ein hochwertiges Drittanbietermodell geholt oder zumindest seinen Liebling gefunden. Eine neue Klampfe muss neue Features bringen und da sieht es mau aus.

Die Plastikflammen lassen sich abstecken und durch Blitze ersetzen. Wer stattdessen eine wirklich coole E sehen möchte, sucht bei Google nach 'BC Rich Bich'

An den Rand kann man zwar Flammen- und Blitzplastik schrauben und sich so richtig 80s-Epic fühlen, nur neue Tasten sucht man vergeblich. Die Gitarre deutet es an, das Spiel bestätigt es. Das hier wird ein neues Guitar Hero und offenbar scheint die Serie mit sich selbst recht zufrieden zu sein. Man kauft Guitar Hero, man bekommt Guitar Hero, das wird sich mit Teil 6 nicht ändern. Ich persönlich sehe das gelassen, bekomme ich auf diese Weise doch demnächst 90 neue Songs für meine Logitech-Gitarre und ein Stück Plastik, das ich großzügig an Gäste reichen kann.

Wenigstens die Songauswahl bietet eine Überraschung. Megadeths Dave Mustaine hat einen Song für Guitar Hero: Warriors of Rock geschrieben. Nicht umgeschrieben sondern vom Start weg in fünf Kullern auf vertikalen statt horizontalen Notenlinien gedacht. Musikspiele matters, zumindest für die Musikindustrie und ihre alternden Vertreter. Der Song selbst, Sudden Death genannt, ist Metal-Hölle pur, klingt nach feinstem Megadeth und sieht schweinehart zu spielen aus.

Da hört es aber nicht auf, was die angetrockneten Helden des Rocks meiner frühen Kindheit angeht – und selbst da war Gene Simmons schon etabliert. Dieser mimt im Story-Modus den Erzähler. Das ist richtig: f-ing Gene „Kiss“ Simmons persönlich erzählt die Geschichte des epischen Kampfes des spielenden Guitar Heroes gegen die Forces of Hell, bewaffnet mit der Ultimate Weapon, The Power of ROCK!!! Oder so ähnlich.

Es soll episch werden und dazu noch richtig kitschig. Ein Metal-Cover zum Spielen, das Musikgame-Äquivalent zu Brütal Legend. Und ganz ehrlich: Stagnation hin, Plastikklampfe her, das ist etwas, auf das ich mich richtig freue. Ich liebe diesen Junk, selbst wenn es am Ende nur ein neuer Anstrich des alten Konzepts von Tracklist und Boss-Battle wird.

Endlich kann ich in Guitar Hero einen Night Elf Mohawk spielen.

Statt einer Liste ist es eben diesmal eine Fantasy-Weltkarte. Hey, Image ist alles. Und wenn es um Metal geht, brauch ich keine Innovation. Oder wie Garth es ausdrückte: „Veränderungen? Wir fürchten Veränderungen!“ (Guckt irre und drischt mit einem Hammer auf einen Spielzeugroboter ein).

Was ich allerdings brauche, wenn es um Metal geht, ist, nun, Metal halt. Und da sieht es immer noch dünn aus. Es heißt Warriors of Rock und nicht Megaslayers of the Mighty Metal. Was bedeutet, dass wir uns mit den Hives herumschlagen müssen, mal wieder einen der drögeren Stones-Hits zupfen oder Muse dabei zuhören, wie sie behaupten Rock zu machen (Alex, die Hatemail bitte als PM, da kann ich das besser für späteren Genuss sortieren). Die bisherige Liste liest sich aber größtenteils dann doch ganz gut. Avenged Sevenfold, Rammstein, Dragonforce (YEAH!), Black Sabbath oder der Offspring-Klassiker Self Esteem gehen immer. Und außerdem: Queen mit Bohemian Rhapsody! Galileo, Galileo Figaro.

Freue ich mich auf Guitar Hero: Warriors of Rock? Auf jeden Fall. Eine solide Musikauswahl, eine witzige Fantasy-Story als Aufbau-Trick und Gene Simmons persönlich, der darüber redet. Natürlich freue ich mich auf sowas. Sollte es jemanden interessieren, der keinen Bock mehr auf die Musikspiele hat und mit dieser Sache für sich abschloss? Kaum, denn auch wenn es sich noch nicht ganz wie ein kreativer Offenbarungseid anfühlt, zu weit ist man davon nicht entfernt. Warriors of Rock wird aller Zuversicht nach klarer Fall von „steady as she goes”, etwas für Fans der Serie, die einem großen Song-Packen zu einem Komplettpreis nicht abgeneigt sind. Und natürlich alle Kiss-Fans.

Im Herbst wird euch Gene Simmons zum Rock-Abenteuer einladen. Auf Xbox 360, PS3, DS und Wii.

In diesem artikel

Guitar Hero: Warriors of Rock

PS3, Xbox 360, Nintendo Wii

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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