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Herr der Ringe: Die Eroberung

Epic? Fail!

Zu den Standard-Klassen gesellen sich auf beiden Seiten noch Helden in Form eines jeden HdR-Charakters, den man sich nur wünschen kann. Diese sind stets bessere Varianten der vier Grundklassen und werden meist (außer im Helden-Deathmatch) vom Führenden eines Teams übernommen. Außerdem warten noch Pferde, Warge, Trolle und Ents (inklusive seltener Gastspiele von Olifanten) darauf, von Euch in den Kampf geführt zu werden.

Während erstere hauptsächlich der Fortbewegung dienen, verursachen die Baumwesen und die Riesenoger die größte Verwüstung in den feindlichen Reihen, solange sie niemand von hinten zu packen bekommt. Dann genügt eine kurze QTE-Sequenz, um sie zu erklimmen und ihnen den Gnadenstoß zu verpassen.

Ist man alleine in den Kampagnen unterwegs, hat man natürlich nicht allzu viel von den Wechselwirkungen der Klassen, was den Sinn dieses Modus doch ziemlich in Frage stellt. Wenn man als einziger Mensch unter lauter KI-Fußvolk an eine Stelle kommt, für die die eigene Klasse nicht besonders gut geeignet ist (etwa, wenn man sich als Krieger einer Stellung von Fernkämpfern nähert), muss man schon Glück haben, dass die Klon-Kollegen alles richtig machen. Oder zurück zum letzten Kontrollpunkt, um die Klasse zu wechseln. Vorsicht ist auf jeden Fall geboten, denn wer im allgemeinen Chaos das letzte seiner Leben verliert, muss die ganze Schlacht von vorne schlagen, was extrem frustrierend ist.

Als Ents Uruk-Hai vor Isengart durch die Luft zu schleudern, ist einer der Höhepunkte des Spiels.

Zusammen mit vier Freunden hat man während der beiden Feldzüge (erst die gute Seite, dann die böse) kurzzeitig spürbar mehr Spaß in Minas Tirith, Minas Morgul oder auf den Pellenor Feldern, auch wenn die Beschränkung auf ein Quartett die Teilnehmer in ihren taktischen Möglichkeiten stark einschränkt. Brot und Butter von HdR:Die Eroberung ist also eindeutig das Spiel mit dem Maximum an menschlichen Gegnern.

Doch auch bei voller Mannschaftsstärke sind Eroberung, Deathmatch oder Capture the Ring nicht über jeden Zweifel erhaben. Zum einen sind 16 Spieler im Vergleich zu den 32 des letzten, mittlerweile drei Jahre alten Battlefront das absolute Minimum, ab dem ein solcher Klassenkampf überhaupt Sinn macht. Zum anderen merkt man Pandemic an, dass sie sich das erste Mal mit Nahkampf beschäftigt haben. Eine Aufschaltfunktion für Nahkämpfer gibt es nicht und die wenigen Kombos aus leichter, mittlerer und schwerer Attacke lassen sich nur nach oben chainen und sind wenig zielgerichtet. Es ist einfach kein griffiges, fließendes Kampsystem, sondern eines, das wüstes Buttongequetsche begünstigt und Chaos und Hektik nur noch anheizt.

Nur angucken, nicht spielen. Fliegende Einheiten dienen lediglich als Luftschlag.

Die überaus mittelmäßige Grafik, die seit Battlefront 2 nicht einen Fuß vor den anderen gesetzt zu haben scheint, ärgert mit verschwommenen Texturen, Effekten von vorgestern und drastischen Clippingproblemen all jene, die bei dieser Marke, diesem Entwickler und vor allem mit diesem Hersteller im Rücken mit Recht sehr viel mehr erwarten durften. Immerhin stimmt der Sound, wenn man mit dem nervigen Sprecher leben kann, der sich beim Kommentieren des Gefechtsverlaufes immer und immer wiederholt.

Herr der Ringe: Die Eroberung ist kein kaputtes oder übermäßig fehlerhaftes Spiel. Es ist nur nicht das, was man anhand der Ankündigungen erwartet hatte. Pandemic hat gar nicht erst versucht, seinem letzten Star Wars-Spiel noch etwas hinzuzufügen. Stattdessen hat man hastig - anders kann man die ersatzlose Streichung der Füller-Bots nicht erklären - das drei Jahre alte Battlefront-Gerippe als Vorlage genommen, Viggo Mortensen-, Ian McKellen- und Agent Smith-Skins darüber geworfen und daraus schnell eine durchaus funktionierende, aber schaurig blutleere Lizenz-Klamotte gemacht. Wäre man beim Level- und Charakterdesign nicht so nah an den realen Vorbilden, könnte dies fast genauso gut ein Fan-Mod sein.

Wer um jeden Preis einmal als Balrog Hobbits im Auenland zertreten will, der wird in Herr der Ringe: Die Eroberung sicherlich für eine Handvoll Stunden Zerstreuung finden. Alle anderen schauen sich indessen in Battlefield: Bad Company an, wie man ein Multiplayer-Spiel baut, das on- wie offline wesentlich mehr zu bieten hat.

Herr der Ringe: Die Eroberung ist ab dem 16. Januar für PlayStation 3, Xbox 360 und PC erhältlich.

5 / 10

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Der Herr der Ringe: Die Eroberung

PS3, Xbox 360, PC, Nintendo DS

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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