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Medieval 2: Total War

Das volle Mittelalter

Erinnert Ihr Euch an "Braveheart"? Sicher. Zwar kommt der Mel-Gibson-Streifen um den schottischen Freiheitskampf nicht ohne das typische, pathetische Hollywood-Gesülze aus, aber dennoch enthält er einige Szenen, die sich wegen ihrer Eindringlichkeit unauslöschlich ins Gedächtnis brennen. Man denke nur an die Schlacht von Stirling Bridge: Eine riesige, schlecht bewaffnete Horde wüst dreinblickender, langmähniger Schotten steht auf dem Feld dem englischen Heer gegenüber. Die Anspannung ist beinahe unerträglich. Wie aus einer Kehle heben Bravehearts Mannen an zu einem markerschütternden Geschrei und recken den smarten Engländern ihre haarigen Ärsche entgegen ...

Türme der Festung zerstören, Bogenschützen auf den Mauern ausschalten – dann geht’s ans Eingemachte.

Wer in "Medieval 2" seine Armeen in die Schlacht schickt, fühlt sich immer wieder an dieses Szenario erinnert. Ein leichter Nebel wabert über das freie Gelände und umhüllt die mächtige Festung im Hintergrund mit einem dunstigen Schleier. Ihr spürt förmlich die feuchte Kälte, den eisigen Luftzug. Feinsäuberlich in Formation stehen sich riesige Verbände gegenüber, die Fahnen der einzelnen Kampfeinheiten flattern ruhelos im Wind. Kavallerie auf gedrungenen Kaltblutrössern, Bogenschützen, Lanzenträger, Ballisten, riesige Belagerungstürme und Katapulte – ein Ehrfurcht heischender Anblick, vor dem man am Bildschirm schon gern mal spontan die weiße Fahne hissen möchte. Aus der Entfernung beobachtet Ihr, wie die Belagerungsmaschinerie den Boden für den eigentlichen Angriff bereitet: die Geschosse der Katapulte krachen tosend ins Mauerwerk, während die Gebäude hinter dem Wall mit Feuerpfeilen in Brand gesteckt werden. Doch traut Euch auch ruhig mal mitten rein ins Geschehen – zoomt ran an die Truppen, wie sie Pfeil um Pfeil in die Balliste legen, spannen und den Schuss auslösen! Unzureichend ausgerüstete Bauern werden dem Feind entgegen geschickt, um den ersten Pfeilhagel abzufangen; ein zweiter Trupp müht sich damit ab, den Rammbock am Tor der Festung in Position zu bringen. Unter größten Anstrengungen schieben die Männer die Belagerungstürme nach vorne zur Mauer – doch Vorsicht: werden diese schwerfälligen Holzkonstruktionen von den gegnerischen Feuerpfeilen getroffen, gehen sie sofort in Flammen auf und knicken knirschend in sich zusammen.

So eine Belagerung kann sich lange hinziehen, bis die Burg oder Stadt einmal sturmreif geschossen ist – man schaut sich das auch gerne an und sitzt wie gebannt vor dem Spektakel. Solltet Ihr es aber doch mal eilig haben, lässt sich die Spielgeschwindigkeit kurzfristig auf das Zwei- oder Dreifache erhöhen. Den vollen Adrenalinschub gibt’s dann im Kampf Mann gegen Mann beim Vordringen ins gegnerische Lager – spätestens hier lohnt es sich, Formationen aufzulösen, um dem Pfeilhagel besser ausweichen zu können. Die Schlacht selbst entwickelt sich zu einem heillosen Durcheinander – Männer schlagen wie von Sinnen aufeinander ein, Pferde bäumen sich auf und der eine oder andere Soldat wird auch von den eigenen Bogenschützen ins Jenseits befördert. Da Ihr jedoch das Kommando über ganze Kampfverbände habt, die sich bequem per Maus über die "Karten" im Interface anwählen lassen, bleibt Ihr auch noch im größten Chaos komplett Herr über das Geschehen!

Zeit zum Verschnaufen!

Englands Diplomat setzt alles daran, sich für sein Land bei einer spanischen Prinzessin einzuschleimen.

Uff! Schlacht siegreich beendet, zurück auf den rundenbasierten Strategie-Bildschirm. Hier habt Ihr die ganze Welt in einer hübschen 3D-Kartendarstellung vor Euch. Städte und Burgen werden symbolisch angedeutet, wichtige Personen im internationalen Spiel der politischen Kräfte lassen sich herumschieben wie die Figuren in einem Brettspiel – eine Prise "Schach", eine Prise "Risiko". Die Möglichkeiten, die sich Euch bieten, sind schier unerschöpflich: Baut Eure Städte zu einflussreichen Handelszentren aus, rekrutiert Soldaten für Eure Armeen, errichtet Forts an strategisch wichtigen Punkten. Setzt Spione auf die Diplomaten anderer Nationen an oder erkundet heimlich, wie stark die Stadt befestigt ist, die Ihr als nächstes Eurem Reich einverleiben wollt. Sendet selbst Attachés aus, die für Euch Allianzen schmieden und politisch kluge Heiraten für die Sprösslinge Eurer Herrscherfamilie einfädeln. Schickt Priester in benachbarte Provinzen, um für Eure Staatsreligion zu missionieren. All das ist leichter gesagt als getan, denn "Medieval 2" simuliert die ganze komplexe Infrastruktur der mittelalterlichen Gesellschaft. Ihr müsst ordentlich Steuern eintreiben, weil die Aushebung einer Armee kostspielig ist. Aber auf der anderen Seite gilt es auch, die Bevölkerung bei Laune zu halten. Handel, Wohlstand und die politisch korrekte religiöse Gesinnung sind wichtige Faktoren, mit denen Ihr Eure Bürger zufrieden stellen könnt.

In die Suppe gespuckt

Böse Überraschung: die französische Armee wird von vorne und hinten in die Zange genommen.

Im rundenbasierten Modus habt Ihr (fast) alle Zeit der Welt, um jeden politischen Schachzug genau zu durchdenken – bis Euch wieder mal jemand unerwartet einen Strich durch Eure Planung macht. Als Vertreter Englands habe ich mir beispielsweise lange den Rücken dadurch freigehalten, dass ich ein Bündnis mit dem Erzfeind Frankreich schloss. Doch gegen alle Abmachungen belagerten plötzlich französische Truppen meine Hafenstadt in der Normandie. Ich versuchte es mit einer List und schickte meine Abgesandten nach Deutschland und Spanien, um mit diesen gemeinsam den Franzmann von allen Seiten in die Zange zu nehmen und in die Knie zu zwingen. Das Deutsche Reich lehnte mein Ansinnen jedoch freundlich ab, während Spanien sogar richtig pampig reagierte. Immerhin gelang es mir, beide Mächte zur Neutralität zu überreden, musste mich aber fortan allein um das Problem Frankreich kümmern.

Richtig nerven kann auch der Papst im fernen Rom. Kaum fühlt man sich gerade mal mächtig genug, um seinen Einflussbereich ein wenig auszudehnen, kommt der Pontifex mit einem Aufruf zum Kreuzzug daher. Da Euch der Kirchenfürst damit droht, Eurem Reich seine Gunst zu entziehen, bleibt Euch nichts anderes übrig, als einen Teil Eurer mühsam rekrutierten Truppen unverzüglich ins Heilige Land zu verschiffen. Unterwegs sind Eure Kreuzritter u. a. Piratenangriffen relativ hilflos ausgeliefert, da Ihr in Seeschlachten leider nicht selbst eingreifen könnt. Kommt Ihr nicht schnell genug Richtung Jerusalem voran, laufen Euch die Truppen auch noch scharenweise davon.

An allen Fronten

Die gegnerischen Speerkämpfer ergreifen die Flucht vor Englands Feuerpfeilen.

Je weiter Ihr Euer Reich ausdehnt, desto mehr habt Ihr logischerweise zu tun, um Eure zahlreichen Städte, Bündnisse, Handelswege und Kriegsschauplätze zu kontrollieren. "Medieval 2" greift Euch dabei in Euren Kommunen mit diversen Automatisierungsmöglichkeiten unter die Arme. Bislang habe ich keine davon genutzt. Ich will einfach selbst bis ins Detail festlegen, was in meinen Städten passiert – jeder Ort auf der Landkarte stellt schließlich ganz eigene wirtschaftliche und militärstrategische Anforderungen. Außerdem hat das Gameplay etwas Hypnotisches: man legt Produktionsketten fest, verschiebt Truppen an Krisenherde, wartet gespannt, was die Spione zu berichten haben und vergisst darüber völlig die Zeit. Ich freue mich tierisch auf die Verkaufsversion von "Medieval 2". Denn es macht mir persönlich trotz "Company of Heroes" noch immer am meisten Spaß, wenn ich strategisch ab und an ins finstere Mittelalter abtauchen kann!

Medieval 2: Total War zeigte sich schon in der Vorabversion zeitweise sehr hardware-hungrig. Vor allem die Echtzeitschlachten erfordern schon ordentlich Rechenpower, eine gute Grafikkarte und mindestens 1GB Ram. Der rundenbasierte Teil spielte sich hingegen unproblematisch, selbst auf halbwegs aktueller Hardware.

Medieval 2: Total War erscheint am 10. November 2006 für den PC

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