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J! - Initial D Extreme Stage

Ausrutscher

Spielautomaten sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Früher gab es einen Startknopf und das Game feuerte los. Dann kamen bei Rennspielen noch ein paar Optionen dazu. Strecke, Automatik oder Schaltung, wenn es dekadent wurde, auch noch Wetter. Das ist der Stand Ende der 90er, als bei uns die Arcade endgültig in die Obskurität und den Gelegenheitsautomaten auf dem Rummel abtauchte. Nun, Japan tickt ganz anders, dort blüht und gedeiht die Arcade-Szene und bringt Blüten wie zum Beispiel Initial D Stage 4 von SEGA hervor.

Im Extrem arbeitet man halt mit allem, was man hat, und dazu gehört es auch, ein Auto aufzubocken, alle Spielkontrollen auf Lenkrad, Pedale und Hupe zu verteilen und dann natürlich noch eine Leinwand vor die Windschutzscheibe zu installieren. Ok, das IST der Extremfall, aber auch der normale Arcade-Autoamt mit einem vergleichsweise bescheidenen Komfort-Renn-Sessel bietet das Feature, Spielstände auf Speicherkarten zu schreiben, die dann sogar der gerade frisch aufgestellte Nachfolger lesen kann.

Mit diesem Feature beseitigt SEGA ein großes Problem seiner nicht zu Unrecht hochgeschätzten früheren Arcade-Umsetzungen bereits an der Quelle. Reichten bei SEGA Rally und Co. drei Strecken plus vier Autos völlig aus, erwartet der Spieler bei Initial D Stage 4 von vornherein mehr, schließlich will er ja eine ganze Spielerkarriere, Ranglistenpunkte und viele schöne Dinge mehr auf seiner Speicherkarte mit sich herumtragen. Und so braucht die Umsetzung auf die PS3 auch gar nicht mehr groß bei den Features aufzustocken. Initial D Extreme Stage ist im Grunde kaum etwas anderes als der Spielautomat Initial D Stage 4.

Das nenne ich doch mal einen Spielautomaten!

Sollte Euch das ganze Gerede von Initial D bisher überhaupt nichts sagen, geht es Euch nicht anders als mir und zeigt, dass wir einfach nicht ganz japanische Otakus sind. Diese könnten wahrscheinlich sofort alle Einzelepisoden der wohl recht erfolgreichen Manga/Animeserie Initial D herunterbeten, in denen ein kleiner Ramen-Auslieferer zum heißesten Fahrer auf japanischen Berg-Landstraßen aufsteigt. Was ihm offensichtlich jede Menge Probleme mit Männern, Frauen, Eltern und Haustieren bringt. Ich stieg nicht tief genug in das Drumherum ein, kann aber nach ersten Eindrücken sagen, dass entsprechend Versierte hier optisch meist sehr Gewöhnliches mit ziemlich tief gelegter Handlung finden.

Inhaltlich spinnt der PS3–Ableger genau diesen Plot. Ihr seid ein Nobody auf Nippons Pisten und arbeitet Euch einen Fahrer nach dem anderen – insgesamt etwa 30 – durch sieben haarnadelige Bergpisten vorwärts. 1-on-1 ist das Motto der Stunde und das zieht sich sogar bis in den Online-Modus durch. Es steht gemäß dem Gesetz der Animeserie stets der emotionale Zweikampf im Vordergrund. Alles oder nichts, Zweiter ist keinesfalls eine akzeptable Option. Damit Ihr diese Philosophie besonders individuell vertreten könnt, stellt Ihr Euch als erstes einen eigenen Fahrer in einem recht detaillierten Editor zusammen, an dessen Ende eine Figur steht, die den Stil der Serie recht gut trifft.

Ein Auto darf nicht fehlen und hier bedient Ihr Euch aus dem umfangreichen Repertoire der Vorlage. Ein echtes Best-of-the-Best aus Japan solltet Ihr nicht erwarten, dafür aber eine Ansammlung teilweise ikonenhafter Semi- und Amateur-Sportwagen, die sich gelegentlich auch hierzulande noch auf der Straße tummeln. Toyota Trueno GT, Nissan 180SX, Subaru Impreza, Mazda´s RXer, das sind alles keine Namen, die die Welt der Autojünger erschüttern. In dem Kontext hier passen sie aber perfekt. Getuned wird auch und nicht zu wenig. Dabei ist interessant, dass der Wagen selber umsonst geliefert wird, das Tuning aller möglichen Einzelteile vom Spoiler bis in die Untiefen der Motorsteuerung mit zu erfahrenden Punkten entlohnt werden muss.

Japanische Straßen werden täglich mit Seife geputzt.

Nach den ersten Fahrten und ein paar Versuchen mit unterschiedlichen Wagen wird Euch auch schnell klar, warum das so gelöst wurde. Alle Untersätze fahren sich ungetuned erst einmal weitestgehend ähnlich. Zu Beginn und bei den einfachen Strecken und Gegnern müsst Ihr Euch also keine Gedanken wie bei anderen Konkurrenten machen, vielleicht mit dem ersten Geld den falschen Wagen angelacht zu haben und dessen Leidensweg komplett durchleben zu müssen.

Was Ihr nach den ersten Metern auch lernt, ist die erstaunliche Tatsache aus der weiten Welt der Wunder, dass alle japanischen Straßen mit einem schmierigen Ölfilm überzogen wurden. SEGA liebt das Driften und zementierte diesem Standpunkt in den letzten 20 Jahren mit seinen Daytonas, Rallys oder SCUDs. Aber Initial D Extreme Stage, beziehungsweise Stage 4 treiben es zu weit. Eine dermaßen feinfühlige Lenkung lässt sich mit keiner Hardware, schon gar nicht dem Analogknubbel des Six-Axis wirklich perfekt in den Griff kriegen. Ein Lenkrad gibt Euch ein wenig mehr Kontrolle über das Gerutsche und steuert sich auch sofort intuitiver. Statt großer Schwenks sind wirklich nur zarte Bewegungen nötig, um Euch sofort in eine wilde Drift zu schicken. Ein Millimeter zu weit und der Wagen dreht sich zweimal in den Wind, bevor es weitergeht.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Martin Woger

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Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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