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Kingdom Hearts: Melody of Memory Test (Video-Review) - Eine bunte Party

Teure Erinnerungen aber bezaubernde Musik und gute Gesellschaft.

Serien-Fans kommen auf diesem stressfreien musikalischen Fest auf ihre Kosten. Eine erfüllende Geschichte darf man hier aber nicht erwarten.

18 Jahre und kein Ende in Sicht. Man könnte meinen, Kingdom Hearts hätte gerade Jubiläum. Wenn sich ein Franchise mit guter Musik zu jedem Zeitpunkt feiern kann, dann wohl eines, das Disney Charaktere und eine Final Fantasy Welt verbindet. So hat sich Square Enix mit den Entwicklern der Theatrhythm-Reihe "Indieszero" zusammengetan und die Musik von fast zwei Jahrzehnten Kingdom Hearts zelebriert.

Kingdom Hearts: Melody of Memory erschien kürzlich für die PS4, Xbox One und erstmalig für die Nintendo Switch. Die Wahl, ein Rhythmusspiel zu machen, ist tatsächlich nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass die Stücke von Yoko Shimomura schon immer eine zentrale Rolle in der Reihe gespielt haben. Vorab gab es deshalb eine Veranstaltung mit der Komponistin, in der sie fast eine Stunde lang Fragen der Fans beantwortete.

Ein Genresprung für die Nostalgie

Und Ihr hättet mal die Kommentare sehen sollen.. die Fans waren ganz außer sich. Dass die Musik einen nostalgischen Nerv berührt, ist hier unbestreitbar. Dass Produzent Ichiro Hazama und Co-Entwickler von "Indieszero" Masanobu Suzui das verstehen, spiegelt sich in der simplen - aber effektiven Spielmechanik wieder. Melody of Memory ist kein hochkomplexes Rhythm-Game, das in Tokios Arcade-Hallen gehört und will da auch gar nicht hin.

Cover image for YouTube videoKingdom Hearts: Melody of Memory im Test | Review

Es ist eher ein spaßiges Rücklehn-Spiel für zwischendruch, das Hardcore-Fans nostalgische Tränen in die Augen treiben dürfte und den Spielern, die halbwegs Spaß mit Kingdom Hearts haben, auch mit einem "Let It Go", "Under The Sea" oder "Simple and Clean" und weiteren Songs entspannen und beglücken kann. Generell ist der Inhalt von 150 Tracks mehr als genug, um das Franchise zu würdigen. Die Zusammenstellung ist ebenfalls bezaubernd.

Ich war durchgängig wieder ein kleines Kind auf rhythmischer Entdeckungsreise und ich weiß nicht, mit welchem Spiel ich das letzte Mal so entspannen konnte. Selbst RPG-Elemente, wie das Boosten von Erfahrungspunkten oder Tränken zur Wiederherstellung des eigenen Lebens, die für mich eigentlich nichts in einem Rhythmusspiel verloren haben, passen hier vollkommen zum Szenario.

Wir laufen aber nicht nur Tasten hämmernd durch diese musikalischen Welten. Die Rhythmus-Passagen sind ein wenig wie Kämpfe gestaltet. Normale Angriffe mit "A" oder den Schultertasten müssen im Rhythmus ausgeführt werden, manchmal auch gleichzeitig. Mit "B" springen und gleiten kommt zwar ebenfalls bekannt vor - aus anderen Rhytmusspielen vor allem japanischer Prägung -, aber zum richtigen Zeitpunkt zu springen und dann schlagen fühlt sich ein wenig nach einem echtem Videospielkampf an.

Die perfekte Serie klingt manchmal nicht so ganz rhythmisch. Spaß macht es trotzdem!

Wenn wir uns von der Weltenreise entfernen, die die zentrale Handlung darstellt, findet man auch noch mehr Spielmodi. Zum Beispiel kann man sich gegen CPU-Gegner oder Online-Spieler beweisen. Ein wenig wie im Tetris-Battle-Royale Tetris 99 werden hier bei gutem Timing kleine Hindernisse für die Gegner ausgelöst. Das bringt ein wenig Abwechslung ins Spiel. Im lokalen Koop geht das zum Glück auch. Außerdem kann man sich alle Cutscenes im Museum einzeln anschauen, im freien Modus trainieren oder sich auf zum höchsten Rang hochpunkten. Wir können sogar eigene Songs mixen, was ein spaßig-süßes Feature darstellt. Leider hat mir aber die Umsetzung der Bosskämpfe bis zum Ende nicht eingeleuchtet. Dass man den Spielfluss etwas aufmischen will, ok, aber diese Kämpfe wirkten oft leider nur gehetzt umgesetzt.

Plötzlich preschen viele neue Mechaniken gleichzeitig auf einen ein und die Treffer klingen dann leider direkt beim ersten Boss unrhythmisch. Klar sollen Bosskämpfe schwer sein, aber sich deshalb gleich in einem neuen Spiel zurechtfinden zu müssen ist... überraschend, um es mal nett auszudrücken. Vielleicht hätte man einfach nur noch mehr Zeit benötigt, um den Rhythmus in einigen Tracks auszubessern. Denn gerade weil 90% perfekt auf die Songs angepasst sind, sind die 10%, die es nicht sind, besonders auffällig. Nur um ein Beispiel zu nennen: Die Peter-Pan-Level bereiten auch nach dem kompletten Spieldurchgang Kopfschmerzen, weil meine Angriffe nicht nach Musik, sondern eher nach wildem Kinder-Klatschen klingen. Zusätzlich werde ich einfach das Gefühl nicht los, man hätte noch mehr aus dem Genremix machen können. Die Mischung von RPG-Elementen und Story in einem Rhythmusspiel könnte noch ausgefeilter sein, auch wenn sie hier vollkommen ihren Zweck erfüllt.

Wie man eine verworrene Geschichte gekonnt entwirrt

Fans kennen Kingdom Hearts als eine unerzählbare Geschichte. Wenn Freunde fragen "Worum geht's da eigentlich?", haben sie sich ein halbjähriges Seminar zur Handlung und dem Universum von Kingdom Hearts eingebrockt. Erzählt wird nämlich gerne nicht nur in den Hauptspielen Kingdom Hearts Teil eins bis drei, sondern eben auch gestückelt in allen erschienen Nebenserien und Spin-offs. Die zu finden, ist schon eine Errungenschaft an sich. Sie danach auch noch zu erklären, wird selbst dann schwer, wenn man sich durch jegliche Notizen und Wikis gewühlt hat.

Selbst Mulan schließt sich dem Team an.

Dabei ist die Lösung so einfach: Den Gehörsinn nutzen. Der leitende Spieleentwickler Tetsuya Nomura fasst es eigentlich schon perfekt zusammen: "Musik verlinkt Erinnerungen, auch im echten Leben." Mit Kingdom Hearts III, das Anfang letzten Jahres erschien, wurde ein Erzählstrang der gesamten Geschichte abgeschlossen. Und so fühlt man sich im neuen Spiel dann durch die Handlung von Kingdom Hearts.

Kairi als Erzählerin in die Cutscenes zu setzen war eine besonders gute Entscheidung, da sie endlich mal ein wenig (nicht zu sehr) in den Vordergrund gerückt wird. Auf der Reise zu Kairi können die Abenteurer das Team wechseln: Die Spieler müssen sich nur durch die ersten Welten mit Sora, Goofy und Donald kämpfen. Später kommen zum Beispiel noch Roxas, Xion und Axel als alternatives Team hinzu. Insgesamt hat man am Ende vier Teams mit unterschiedlichen Charakteren aus allen Kingdom-Hearts-Teilen. Zudem gibt's manchmal Gastauftritte von Disney-Charakteren: Mit Arielle, Aladdin oder Herkules durch ihre Welten zu laufen, ist das, was auf den Reisen am verspieltesten wirkt.

Man mag bemängeln - und das bei der Preisspanne von knapp 55€ bis 70€ zurecht - dass die Geschichte hier zu kurz kommt. Erst in der letzten Spielstunde geht's so richtig mit dem Hauptgeschehen weiter. Die fünf bis sieben Stunden der Weltreise sind, wie Kritiker sagen würden: "Recycling des alten Spielmaterials". Zumindest in den Cutscenes haben sie damit irgendwie recht.

Viel Kairi in der letzten Stunde.

Kingdom Hearts: Melody of Memory Test - Fazit:

Kingdom Hearts: Melody of Memory ist kein Guitar Hero. Es ist auch keine vollwertige Fortführung von Kingdom Hearts. Stattdessen ist es ein leichtherziges Rhythmusspiel, das die Welt mit dem ikonischen "Simple and Clean" von Hikaru Utada eröffnet und den Spieler genauso simpel und klar durch das Geschehen führt. Die musikalische Hommage an die Erinnerungen aus 18 Jahren Kingdom Hearts ist gelungen. Die zentrale Frage hier ist nur: Zu welchem Preis? Eingefleischte Fans der Serie wird der verlangte Vollpreis vermutlich nicht stören, sie finden hier mehr als genug Content, der herzerwärmend umgesetzt wurde. Wer hingegen nur so halb im Franchise drin ist oder Kingdom Hearts ausschließlich der Geschichte wegen spielt, greift vielleicht zu, wenn es deutlich günstiger wird.


  • Entwickler / Publisher: indieszero / Square Enix
  • Plattformen: PlayStation 4, Xbox One, and Nintendo Switch (getestet auf Nintendo Switch)
  • Release-Datum: erhältlich
  • Sprache: Deutsch, Englisch
  • Preis: ca. 60 Euro, keine Mikrotransaktionen

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Kingdom Hearts: Melody of Memory

PS4, Xbox One, Nintendo Switch

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Ana Kudinov

Video Editor

Ana macht bei Eurogamer.de seit 2020 die Video-Redaktion. Sie streamt in ihrer Freizeit und spielt viel Strategie- und Indiespiele am PC - kann aber grundsätzlich mit jedem Genre und jeder Konsole etwas anfangen. Ana liebt es sich über Japan und Anime zu unterhalten und verbringt dementsprechend auch viel Zeit mit JRPGs und anderen Besonderheiten aus dem asiatischen Raum.

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