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Legendary

Mal wieder New York

Innerhalb der ersten Spielphase lernt Ihr schnell, dass der Kontakt mit der Box für Euren Helden einen positiven Nebeneffekt hatte. Ein seltsames Mal an seinem Arm erlaubt es ihm, einen blauen Dunst, hier Animus genannt, von toten Monstern zu absorbieren. Mittels des Animus heilt Ihr Euch oder gebt einen kleinen Machtpuls nach vorne ab, der Gegenstände und Monster zurückwirft. Eine weitere Möglichkeit wird leider erst viel zu spät im Spiel genutzt. Zu spät, weil sie so nett geraten ist, dass man gerne mehr davon gesehen hätte. Ihr könnt eine Maschine mit Animus aufladen und für ein Weilchen wechseln die Monster auf Eure Seite. Diese Möglichkeit hätte es ruhig häufiger und vor allem früher geben sollen.

Aber auch abgesehen davon bietet die Konstellation aus drei Fraktionen viel Abwechslung. Auf der bösen Seite steht die Black Order, die Euren Helden dazu verleitete, die Box zu öffnen. Auf Eurer Seite wisst Ihr den Council, einen erklärten Order-Feind. Die Monster können schließlich beide Parteien nicht leiden. Und seine besten Momente hat das Spiel, wenn alle drei aufeinander treffen. Die Schlachten drehen sich natürlich in letzter Instanz immer noch darum, dass Ihr selbst ein Ziel erreicht, einen Schalter betätigt oder einfach diese letzten drei Opponenten ausschaltet. Aber es fühlt sich nach mehr an. Mehr Dynamik, mehr Action und mehr Leute, die von Werwölfen gefressen werden.

Wenn die größte Schwäche von Legendary seine in Schüben auftretende Unfairness ist, dann dürfte seine größte Stärke darin liegen, dass es Euch nie langweilt. Alle Abschnitte sind lang genug, um Euch ihre Stimmung zu vermitteln und in den Augenblick hineinzuziehen. Seien es die unheimlichen Gänge einer Kirchenkatakombe, das hektische Schlachtfeld in dem Trümmerhaufen, der mal New York war, oder die treibende Action eines gradlinigen Shooters bei der Erstürmung der letzten Festung des Feindes. Jeder dieser Abschnitte weiß, wie lange er willkommen ist und wird auch nie länger als nötig auf Eurem Bildschirm verweilen.

Und es ist auch nicht so, dass Ihr wirklich eine Wahl hättet. Würde es den Begriff des linearen Leveldesigns nicht schon seit Anbeginn der Zeit geben, wäre mit diesem Spiel der Moment gekommen, ihn zu erfinden. Ich möchte dies nicht einmal unbedingt negativ verstanden wissen.

Mit einer Axt werden Werwölfe enthauptet. Genau wie in der Legende. Oder so.

Ich mag es, wenn ich weiß, wo es weitergeht und das Spiel mich nicht zwingt, sinnlos durch einen leergeballerten Level zu kreuzen und diesen letzten, gut versteckten Schalter zu finden. Das Design von Legendary unterstreicht das Tempo der Action und dieses Weges. Solltet Ihr jedoch gerne abseits der Pfade nach alternativen Routen suchen, ist dies nicht Euer Spiel.

Diese Art von Aufbau hat allerdings auch den Vorteil, dass es sehr präzise gescriptete Epik erlaubt. Ihr könnt sowieso nur da lang laufen, Ihr müsst an dieser speziellen Stelle stehen. Und wenn Ihr schon mal da seid, zeigt Euch Legendary auch oft genug eine Szene, die Euch vergessen lässt, dass Ihr eh keine Wahl hattet. In dem Augenblick, in dem der Greif durch die Scheiben der Kathedrale bricht, möchte ich nirgendwo anders stehen als auf dieser Brücke gegenüber der Scheibe.

Dass sich diese Situationen lohnen, liegt auch an der in großen Zügen gelungenen Optik. Sicher, es ist mal wieder die Unreal-Engine und es sieht auch insbesondere bei der Umgebung ganz schwer danach aus. Inzwischen kennen wir eben diese Lichteffekte und nassen Oberflächenstrukturen zu Genüge. Dank der Liebe zum Detail, insbesondere bei den großen Biestern kann man das aber verzeihen, zumal die Framerate nicht schwankt und das Gesamtbild trotz bekannter Tricks ein recht frisches Bild vom Ende der Welt zeichnet.

Ich hörte auf zu zählen, wie oft ich schon die Trümmer der Freiheitsstatue sah.

Zugegeben, einige Ausschnitte davon haben wir schon mal gesehen. Es wäre wirklich nett, wenn ausnahmsweise mal nicht New York zerstört wird. Wie wäre es mit Chicago? Oder Moskau. Oder Shanghai. Liebe Entwickler, es gibt so viele Großstädte, gönnt den armen New Yorkern eine Pause und uns eine frische Stadt.

Für den Multiplayer-Modus dachte man sich ebenfalls etwas aus, um die Monster mit einzubringen. Leider darf in den Vier-gegen-vier-Matches niemand die Rolle des Werwolfs übernehmen. Ihr seid entweder Council oder Order, aber Ihr müsst die Viecher für Eure Zwecke nutzen und Animus-Maschinen aufladen. Ich hätte das wirklich gerne getestet und dabei zugeschaut, wie ein Rudel Wölfe das andere Team aufmischt, allerdings sind die Server vor dem Verkaufsstart noch komplett ausgestorben. Schade, denn es klingt zumindest viel versprechend.

Wird Legendary seinem Namen gerecht und als Legende in seiner eigenen Zeit gefeiert werden? Schwerlich. Aber es bleibt etwas, dass man auch nicht unterschätzen sollte. Ein guter, ehrlich, gradliniger Shooter alter Schule mit ein paar neuen Tricks im Ärmel. Ein harter, mitunter unfairer zehn-Stunden-Trip, der Euch denkwürdige Momente, satte Action und einfach Ballerspaß anbietet.

Wäre er nicht gelegentlich so ein Bullie und würde, was den weiteren Weg angeht, ein paar Freiheiten hier und da präsentieren, hätte es mehr sein können. Aber auch so sollten Actionfreunde einen Blick auf Legendary werfen. Sie sind zumindest gewohnt, dass in einem solchen Werk eine kohärente Story ein seltener und vor allem komplett optionaler Bestandteil ist. Und sie wissen auch, dass New York zerstört wird. Immer.

Auf PS3 und PC tretet Ihr ab dem 13. November gegen Greife und Schlimmeres an, auf der Xbox 360 geht es ab sofort los.

7 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Legendary

PS3, Xbox 360, PC

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Martin Woger Avatar

Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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