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Lost Planet: Extreme Condition

Dosenfutter für Killer-Kakerlaken

Es gibt viele Theorien, warum die Japaner so scharf auf gigantische Kampfroboter sind. Fest steht nur, dass die Technik-Fanatiker zu Maschinen eine viele engere Beziehung aufbauen, wie Westeuropäer oder auch Amerikaner. Besonders beliebt ist der so genannte Mech, der wie ein Schutzpanzer dem Träger unsagbare Kräfte verleiht und ihn zudem vor Schaden bewahrt. Wenig verwunderlich, dass diese Metall-Hünen in Dutzenden japanischen Videospielen eine entscheidende Rolle spielen.

Klar macht auch Lost Planet da keine Ausnahme. Schließlich ist das Action-Epos beim japanischen Traditions-Entwickler Capcom entstanden, der diesmal versucht, auch auf die Wünsche der westlichen Spieler Rücksicht zu nehmen. So gibt es neben den riesigen Vital Suits eine ernste und erwachsene Story, die bewusst weniger philosophisch als bei anderer Asia-Kost daherkommt. Selbst bei den Charakteren dominiert der nachdenkliche Part. Ausgeflippte Sidekicks oder sprechende Tiere sucht man vergeblich. Die Handlung spielt dabei auf einem eiskalten Planeten, der außer seinen tödlichen Temperaturen mit Furcht erregenden Insektenwesen – namens Akriden aufwartet. Da die Menschen aber ihren Heimatplaneten hoffnungslos verschmutzt haben und die krabbelnden Monstern so genannte Themal-Energie liefern, entscheiden sich die Siedler nicht aufzugeben, sondern zu kämpfen.

Viel Arbeit für den Kammerjäger

Natürlich fordert eine solche Auseinandersetzung zahlreiche Opfer. Eines davon ist der Vater der Hauptfigur Wayne, der bei der Jagd auf die gigantische Raupe „Grünauge“ ins Gras beißt. Der Sohnemann konnte dem Gefecht nur lädiert entfliehen und wurde von einer Piraten-Truppe aus seinem abgeschalteten Kampfanzug gezogen. Dank einer Amnesie bleibt nur der Wunsch übrig, den Tod seines Vaters zu rächen, was die dreisten Piraten natürlich gern für ihre Zwecke ausnutzen. Dank seiner Ausbildung und eines speziellen Gerätes, dem „Harmonisierer“, ist Wayne nahezu perfekt geeignet, die wirkungsvollen Vital Suits in die Schlacht zu führen.

Maschine vs Insekt: Für diesen Käfer braucht man viel Insektenspray.

Anfänglich ist man aber erst mal eine ganze Weile zu Fuß unterwegs. Der Kamerawinkel konzentiert sich hier – wie beim Vorbild Resident Evil - auf die Schulterperspektive. Wayne ist mit einer kleinen Heizung, die ständig mit Thermal-Energie versorgt werden muss, bis zu zwei Waffen und einem Greifhaken ausgestattet. Ähnlich dem Klassiker Bionic Commando kann sich der Nachwuchs-Rambo damit so ziemlich an jedem Gebäude und jeder Felsformation hochziehen und das Schlachtfeld auch vertikal ausnutzen. Außerdem reicht ein Treffer des Hakens (in Kombination mit einem Knopfdruck), um bei Insekten und Vital Suits einen Spezialangriff auszulösen, der vor allem ihre Schwachstelle schädigt. Diese leuchtet nämlich wie bei alten Arcade-Games von innen heraus und macht ein gezieltes Vorgehen nötig.

Nur bei den Menschen heißt es einfach nur draufhalten und zusehen, wie das dumme Fallobst nach hinten kippt. Vor allem die dämlichen Schneepiraten in den ersten Missionen sind ein hartes Stück Arbeit. Erstens sind die laufenden Zielscheiben richtig zäh und benötigen mit der Standard-Bleispritze gleich Dutzende Treffer. Zweitens ermöglicht die automatische und aber immerhin abschaltbare Zielhilfe weder Kopftreffer, noch einen gezielten Schuss auf die herumstehenden Treibstofffässer. Statt also die Gegner mit einem Rumms in den Tod zu reißen, explodieren die Teile erst, wenn alle umstehenden Soldaten erledigt wurden – intelligentes Gamedesign.....

Abzüge in der B-Note

Yuri: Wenn Ihr meint, dass er düster aussieht, solltet Ihr erst mal die Gegner sehen.

Wo wir schon bei den Schwächen sind, kann man gleich noch die anstrengende Sturz-Animation anführen, die gerade bei Gegnern mit Explosivgeschossen zu frustrierenden Erlebnissen führt. Wird Wayne zu Fuß oder in einer Vital Suit von einer Granate oder Rakete erwischt, fällt er erst einmal in den Schnee. Eigentlich kein Problem, aber die Animation dauert ein paar Sekunden und der große Held landet nach dem Aufstehen sofort wieder auf den Hosenboden. Da man in keiner Fortbewegungsart sonderlich schnell unterwegs ist und gerade in Innenräumen schnell die Übersicht verliert, fällt das Ausweichen manchmal enorm schwer. Spätestes hier wünscht man sich einen Marcus Fenix (Indiziert) herbei, der dem Jungen mal zeigt, wie man abrollt und durch die Gegend rennt. Irgendwie hat das Resident Evil-Team bei der Steuerung versagt.

Immerhin haben sie sonst fast alles richtig gemacht. Die Story-Sequenzen kommen zwar manchmal etwas langatmig daher, dafür produzieren sie eine angenehm dichte Atmosphäre, die sich in den späteren Leveln auch in den Missionen niederschlägt. Spätestens wenn der Spieler in einer gigantischen Schlacht dem Mörder seines Vaters gegenüber sieht, vergisst man all die Steuerungsmängel und wird gefangen von einem explosiven Adrenalin-Spektakel, das vor Abwechslung nur so sprüht. Im Vergleich zu den doch eher begrenzten Schlachtfeldern der Konkurrenz, öffnet sich das Spielfeld bei Lost Planet wie eine gigantische Spielwiese, auf der sich der Protagonist so richtig austoben kann.