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Magna Carta 2

Klischee-behaftet, aber gut

All diese Quests werden in einem praktischen Tagebuch festgehalten und können jederzeit nachgeschlagen werden. In Verbindung mit der Karte, die euch stets das nächste Ziel anzeigt, ist hier nie die Gefahr gegeben, dass ihr nach einer Spielpause nicht mehr wisst, was gerade ansteht und wo ihr hin müsst. Außerdem werdet ihr für die Quests nicht nur mit Gegenständen und Geld belohnt, auch ordentliche Mengen an Erfahrungspunkten winken. Das minimiert das lästige Level-Grinden. Fühlt ihr euch einmal zu schwach für eure Gegner, könnt ihr so auf abwechslungsreiche Art und Weise eure Truppe hochleveln, ohne dass ihr stundenlang im Kreis rennt und Kleinvieh zu Kleinholz verarbeitet.

Und auch wenn sie nicht der alleinige Fokus des Spiels sind, so zeigt Magna Carta 2 seine stärksten Seiten doch in den Kämpfen. Dort vermeiden die koreanischen Designer fast jeden klassischen Faux Pas, den so manch traditionsbewusster japanischer Entwickler immer noch in Ehren hält. Obwohl vielleicht manche Monster-Beschwörungen im späteren Spielverlauf etwas länger dauern, sind die allseits verhassten Zufallskämpfe ebenso Fehlanzeige wie ein lade-intensiver, separater Kampfbildschirm.

Die Monster verdrescht ihr übergangslos beim Erkunden der weitläufigen Szenarien, ein kurzer Druck auf die linke Schultertaste und die Helden ziehen die Waffe. Ein wenig erinnert das an Square Enix´ Final Fantasy XII, im Gegensatz zum PS2-RPG nimmt euch hier aber kein Gambit-System die Arbeit ab.

Crocell heizt dem Monster mir mächtigen Feuerzaubern aus sicherer Distanz ein.

Stattdessen schlagt ihr direkt zu und wechselt im Flug die aktive Figur. Brauch ihr einen flotten Feuerzauber, schlüpft ihr per Richtungstaste in die Haut von Feuermagier Crocell, löst den entsprechenden Angriff aus und gebt dem Monster dann mit Schwertkämpfer Juto den Rest. Dabei ist das Wechseln ausgesprochen wichtig: Jede Figur hat nur eine begrenzte Ausdauer, an der jeder Schlag und jede Spezialattacke zehrt. Ist die Ausdauer aufgebraucht, geht ihr für einen Moment in den Overdrive-Modus, in dem ihr besonders hart zuschlagt. Direkt danach muss sich eure Figur aber erst einmal ein paar Sekunden erholen und ist dem Gegner schutzlos ausgeliefert.

Das verhindert auf äußerst effektive Art und Weise sinnlos-ermüdendes Buttonmashing und bringt das richtige Quäntchen Taktik ins Spiel. Denn wer mit dem richtigen Timing die Figur wechselt, der erreicht schließlich einen Chainbreak. Selbiger tut dem Gegner nicht nur ordentlich weh, er verschafft den beiden beteiligten Figuren auch sofort die nötige Erholung, so dass sie gleich wieder aktiv werden können. Kurz: Es sorgt für interessante Kämpfe und minimiert gleichzeitig den Nerv-Faktor.

Leider hat der sich aber trotzdem noch hinterrücks ins Spiel geschlichen, getarnt als die allseits gefürchtete Unreal Engine. Sicher, man kann mit der Engine schon so einiges stemmen, vorausgesetzt man arbeitet bei Entwickler Epic. Alle anderen haben meist ihre liebe Not mit der teuren Lizenz-Engine, was man Spielen wie The Last Remnant oder Rise of the Argonauts mehr als deutlich anmerkt. Texturprobleme, Pop-Up und Ruckeleien sind der offensichtliche Teil des Problems, erst bei genauerem Hinsehen fällt aber ein gewisser Einheitslook auf, den auch Magna Carta 2 in so manchen Szenen nicht ganz verbergen kann.

Haare und Mimik der Figuren können sich besonders in den Großaufnahmen sehen lassen.

Und zu guter Letzt ist auch die Inszenierung manchmal etwas altbacken geraten. Wo Final Fantasy XII seine Dialoge mit richtiger filmreifer Kamera-Arbeit inszeniert, stehen sich hier meist statische Figuren gegenüber, die sich während eingeblendeter Großaufnahmen unterhalten. So etwas lässt sich heute wirklich eleganter lösen. Überhaupt hätte die Kamera teilweise etwas Feinarbeit vertragen können. Die verrichtet in den meisten Fällen zwar brav ihren Dienst, entwickelt in beengten Verhältnissen und bei Kämpfen gegen XXL-Bosse aber schnell mal einen eigenen Kopf und sorgt dann für jede Menge Verwirrung.

Aber genug gemeckert. Auch wenn Magna Carta 2 technisch ein paar Macken aufweist und die Story ausgiebigst in den gängigen Klischees der letzten 15 RPG-Jahre badet, überzeugt das koreanische Abenteuer mit einem feinen Kampfsystem, komfortabler Bedienung, jeder Menge Nebenaufgaben und sehr ordentlichem Umfang. Magna Carta 2 ist deutlich besser als Last Remnant, interessanter als Infinite Undiscovery und ist bei weitem nicht so übertrieben zuckerig wie Star Ocean: The Last Hope. Kurzum: Genau das richtige RPG-Futter, um passionierte Rollenspieler für die nächsten 40 Stunden vor die Xbox zu fesseln.

Manga Carta 2 ist für die Xbox360 im Handel erhältlich.

8 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Magna Carta 2

Xbox 360

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Thomas Nickel Avatar

Thomas Nickel

Autor

Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.
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