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Metal Gear Solid: Peace Walker

Du bist nie allein. Oder solltest es zumindest nicht sein.

Dafür expandiert man nach außen hin. Die Heimatbasis, die Anfänge des späteren Outer Heavens, halten eine Reihe von logistisch wichtigen Abteilungen für jeden Job in einer Armee bereit. Kommandos, Forscher, Medics und sogar Köche wuseln vor sich hin und ein erstaunlich umfangreiches Mikromanagement öffnet sich dem Interessierten. Zumindest bis zu einem gewissen Grad müsst ihr einsteigen, denn die Outer Ops bringen Geld in die Kasse und Forscher bescheren Verbesserungen an den Waffen. Die Outer Ops selbst sind eine recht schräge Angelegenheit. Ihr schickt euren Trupp los, und während ihr euch um normale Missionen kümmert, machen sie irgendwo ihr Ding. Später seht ihr den Kampfausgang in einer Art Rundentaktikgame, das euch keine Möglichkeit zum Eingreifen bietet. Klingt nicht so spannend und ist es auch nicht. Ich bin mir nicht sicher, was das sollte. Ganz ignorieren kann man Outer Heaven nicht, zu sehr braucht man aber auch nicht einzusteigen, was wohl ganz gut so ist.

Im Missionsbriefing steigt die Aufregung deutlich, gibt es neben der Story dort auch noch eine Unzahl an kleinen Nebenmissionen, die teilweise deutlich besser gestaltet sind als die in der Story. Spezielle Multiplayer-Runden – auch Versus – laden ein, dort das Beste zu genießen, nämlich ein kurzes Intermezzo mit Freunden. Wohl dem, der dafür die wirklich lustigen Hunter-Missionen freispielte. Snake als Monster Hunter macht endgültig deutlich, dass das, was als kleines Capcom-Game begann, inzwischen "Japan" schlechthin bedeutet.

Und dann ist da ja noch die Story, wie könnte es anders sein, bei einem Metal Gear. Sie hält sich zurück. Für Kojima ist Peace Walker fast schon ein Understatement. Ich bin mir sicher, dass die Story von Big Boss und zweibeinigen Atombomben in Mittelamerika irgendwo vor sich hin hinkt, aber dafür stecke ich jetzt nicht mehr tief genug in den letzten Teilen der Serie. Für sich genommen passt das hier gut zusammen, auch wenn ein paar Sandinistas, Russen und CIAler kaum reichen werden, um die Leute zu verzücken, die in die verklausulierten Patriots einstiegen. Peace Walker kann man in die Hand nehmen, durchspielen, halbwegs verstehen und anschließend zufrieden weglegen, ohne ratlos zurückzubleiben. Insoweit perfekt für das hier geoffspinnte Spiel.

Metal Gear Solid: Peace Walker - Sexy Times

Erzählt wird übrigens in Comic-Cutscenes, die zwar minimalistisch, dafür aber stilistisch wertvoll präsentiert werden. Abkürzen lässt sich auf Wunsch alles, sogar die kleinen, nicht relevanten Quick-Time-Events. Pausieren hat man leider vergessen, was bei einem portablen Spiel und schon mal über fünf Minuten Erzählzeit ein wenig schade ist. Ihr müsst hier aussteigen? Rempelt nicht zu viele Leute an, während ihr versucht, ein Auge auf die Szenen zu haben.

Die Spielgrafik selbst bewegt sich auf höchstem PSP-Niveau, was heutzutage, ein halbes Jahrzehnt nach dem Start der Konsole, nicht mehr die Welt bedeutet. Jedes Handy hat eine bessere Auflösung, aber zieht man nur das in Betracht, was sich aus Sonys Handheld holen lässt, dann kann man sich wirklich nicht beschweren. Ein wenig zu viel Grün und Braun bringt das Setting mit sich, aber davon abgesehen liegt das alles auf dem Level, den man von einem Metal Gear erwarten kann. Es nutzt alle Möglichkeiten des Gerätes aus. Egal wie wenige das sein mögen.

Ich hasse es, im Fazit ausführlich über die Note zu reden, aber weiter oben deutete ich ja bereits an, dass ich hier mehr als nur ein wenig gespalten bin. Allein bewegt sich Peace Walker irgendwo zwischen ok und richtig gut. Meistens in der Mitte. Übersetzen lässt sich das mit 6 bis 8, ich würde wohl trotz der sadistischen Bosskämpfe immer noch die 7 ziehen. Die meisten Missionen bleiben auch allein reizvoll, die Story sitzt dank relativer Straffung im Vergleich zu anderen Metal Gears und der schiere Umfang aus Hauptmissionen, Nebenzeugs und Outer-Heaven-Management hält jeden Snakeisten für ein paar Nächte bei bester Laune. Ok, nicht immer bei bester. Milde Tobsuchtsanfälle zu später Stunde bei Erreichen eines Endgegners sind Mitbewohnern und Nachbarn vorher anzukündigen.

Diese Wertung wäre zu einem gewissen Grad dem Spiel gegenüber fies. Wer häufig zu zweit PSP spielt, vielleicht sogar eine Vierer-Clique in der Hinterhand hat, der bekommt hier einen ausgeklügelten Taktik-Stealth-Shooter ersten Ranges, der sich perfekt um die Belange einer Gruppe von Snakes kümmert. Wäre Deutschland mit PSPs so zugepflastert wie Japan, würde einer 9 mit einem Bienchen für Fleiß und Missionszahl nichts im Wege stehen. Nehmen wir also die Mitte für Metal Gear Solid: Peace Walker. Sie sagt zwar nichts aus, aber irgendwas muss man ja hinschreiben.

Metal Gear Solid: Peace Walker ist ab sofort für die PSP erhältlich.

8 / 10

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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