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Mirror's Edge

Geschwindigkeitsrausch

Doch steht Ihr anfangs nur einfachen Streifen gegenüber, nimmt die Bedrohung von Level zu Level zu. Später werdet Ihr auf agile Anti-Runner-Soldaten treffen, die Euch über Zäune, Stahlseile und Rohre hinweg verfolgen. Das Gefühl gejagt zu werden, wird nahezu perfekt umgesetzt und ruft Wut in Euch hervor. Immer wieder gibt es Momente, in denen Ihr lieber kämpfen würdet, die Flucht ist jedoch bei Weitem die beste Wahl.

Um den Spielfluss zu garantieren, wurde viel Arbeit in die Steuerung gesteckt. Mit dem linken Trigger bewegt Ihr Euch unter Hindernissen hindurch, mit dem Bumper springt Ihr elegant über sie hinweg. Ein Knopf für das Entwaffnen, einer für eine 180 Grad-Drehung und ein Schlag. In Kombination mit unterschiedlichen Gegnern, Hindernissen, Wänden und Stangen bildet sich eine breite Palette unterschiedlichster Aktionen. Auf der Playstation 3 werden Balance-Akte und ähnliche Aktionen mit den SIXAXIS-Kontrollen gelöst, die sich angenehm zurückhalten.

Zu Beginn gilt es vor allem den richtigen Weg zu finden, da die entsprechenden Zielobjekte durch eine rote Einfärbung recht leicht zu erkennen sind. Später werden diese Hinweise immer seltener und einige Kletterpartien erfordern Eure ganze Konzentration. Ihr müsst über ein gutes dreidimensionales Vorstellungsvermögen verfügen, müsst erkennen, wie weit Euch die einzelnen Bewegungen tragen und echtes Durchhaltevermögen beweisen. DICE nimmt hier teilweise stark die Geschwindigkeit heraus, sorgt mit vertrackten Aufgaben für Dutzende Neustarts.

Mirror's Edge: Helikopter-Jagd

Ihr lernt schnell, mit den Unzulänglichkeiten der 3D-Welt zurechtzukommen. Faith muss zum Beispiel im 90 Grad-Winkel Mauern hoch sprinten. Wird der Winkel zu spitz, fliegt Ihr oft in den Tod. Es fällt schwer, ohne den Körper zu sehen, Absprungpunkte zu finden und Entfernungen abzuschätzen. Das einmalige Spielgefühl tröstet zwar über diese Probleme hinweg, kann die Frustmomente aber nicht immer ausgleichen.

Meist sorgen die angenehm kurzen Ladezeiten und fair eingestreuten Rücksetzpunkte für ein entspanntes Knobeln. Aber immer wieder kommt Ihr an Stellen, an denen Ihr ein und die selbe Bewegung ständig wiederholen müsst. Mal verpasst Ihr einen Griff, dann wieder ein Zeitlimit oder Ihr werdet von den knallharten Polizisten zu Boden geschickt. Selbst auf "Normal" strapaziert der Titel Eure Geduld. Vor allem da es selten neue Spielelemente gibt, stellt sich nach einer Weile eine gewisse Ermüdung ein. Egal wie prächtig die stark modifizierte Unreal Engine 3 die einmalige Zukunftsvision auf den Bildschirm bannt und wie frisch sich das Gameplay anfühlt, im Laufe der 6-8 Kampagnen-Stunden ergeben sich immer wieder leichte Durchhänger.

Auf Tuchfühlung mit den Verfolgern.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Geschichte mit der Zeit etwas an Fahrt verliert. Trotz des Mitwirkens von Rhianna Pratchet, der Tochter des Scheibenwelt-Meisters, mangelt es letztlich an Substanz.

In kurzen, optisch sehr einfältigen Animations-Zwischensequenzen bekommt Ihr nur das Nötigste erklärt. Die Charaktere gewinnen bei der Hochgeschwindigkeitskletterei nur wenig Profil. Die Unterhaltungen mit Eurem Verbündeten Merc, der Euch per Funk Anweisungen zuspielt, bleiben oberflächlich. Das Ende bietet keinen großen Aha-Effekt, sondern eine einfache Sprungsequenz. Wie schon in der Vorschau befürchtet, führt die Reduktion auf das Wesentliche schließlich zu einer gewissen Eindimensionalität.

Habt Ihr das Spiel bezwungen, könnt Ihr Euch Time Trials und Speed Runs widmen. Hier müsst Ihr gegen die Uhr einen Kurs bezwingen, um Euch in der Weltrangliste nach oben zu kämpfen. Checkpoints zwingen Euch dabei einen Weg auf, führen Euch erneut über die Dächer der Großstadt und durch ihre menschenleeren Hinterhöfe. Für Fans des Gameplays bietet sich jede Menge Verbesserungspotential, da Ihr Euch von den Weltbesten "Ghosts" herunterladen könnt. Für Otto-Normal-Spieler verliert der Modus wahrscheinlich aber schnell an Bedeutung, denn wie schon in anderen Titel werden einige wenige Profis die Rangliste unter sich ausmachen.

Im Notfall eben mit Gewalt.

Selten ist es mir so schwergefallen, "nur" eine 8 zu zücken. Das frische Szenario, das unverbrauchte Gameplay und die duchgestylte Grafik machen Mirror's Edge zu einem echten Meisterwerk und schreien lauthals 9. Leider mangelt es mit der Zeit an Abwechslung. Es fehlen neue Bewegungen, spannende Story-Momente und frische Werkzeuge.

Allein Euer eigenes Können und die immer schwierigeren Aufgaben treiben Euch weiter. Der Blickwinkel ist dabei Fluch und Segen zugleich. Er vermittelt zwar auf unnachahmliche Weise den Adrenalin-Kick eines echten Parkour-Laufes, sorgt aber gleichzeitig für unnötige Abstürze und frustrierende Wiederholungen. Nur mit viel Übung bekommt Ihr das Gefühl für Euren imaginären Körper.

Es ist also ein harter Balance-Akt zwischen stringentem Konzept und der eigenen Aufmerksamkeitspanne, der über weite Strecken gelingt, aber auch immer wieder Rückschläge hinnehmen muss. Sucht Ihr aber eine echte Herausforderung und seid Ihr die durchgekauten Gameplay-Konzepte leid, solltet Ihr Mirror's Edge mit offenen Armen in Empfang nehmen. Der Umfang ist zwar recht überschaubar und die Time Trials kein vollwertiger Ersatz für einen Multiplayer-Modus, trotzdem werdet Ihr viele spannende und vor allem unverbrauchte Momente erleben. In einem Meer von Sequels und Standard-Ware hat Electronic Arts sein Versprechen wahr gemacht und etwas wirklich einmaliges auf die Beine gestellt. Hoffen wir, dass dieser Ansatz ihnen auch den verdienten Erfolg beschert.

Mirror's Edge erscheint am 14. November für Xbox 360 und Playstation 3. PC-Besitzer müssen sich leider bis zum Frühjahr gedulden.

8 / 10

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In diesem artikel

Mirror's Edge

iOS, PS3, Xbox 360, PC

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Über den Autor

Kristian Metzger

Contributor

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