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Napoleon: Total War

Ein kleiner Schritt für einen großen Mann

Mal ganz ehrlich: Empire: Total War war zum Release bugverseuchter, als es den Anschein hatte. Per se ein geniales Produkt, das mit seinen Seeschlachten, der immensen Rundenstrategie-Karte und jeder Menge anderer guter Ideen der traditionsreichen Strategieserie mehr als gerecht wurde – und von mir genau deswegen eine 9 bekam. Doch bis heute gibt es mit diesem einmaligen Stück Software Probleme. Der Multiplayer wurde erst nachträglich und im Beta-Stadium veröffentlicht. Die Belagerungen, aber auch die KI machten immer wieder Zicken. Bis heute hungern die Fans nach weiteren Updates.

Und müssen leider noch eine Weile warten. Denn Creative Assembly sitzt seit dem Release an einem Empire: Total War 1.5. Genauer gesagt heißt es Napoleon: Total War, bei dem die oben genannten Elemente konsequent verbessert wurden. Neue Effekte sorgen für noch prächtigere Gefechte. Die KI agiert sowohl auf dem Schlachtfeld als auch auf der Rundenstrategie-Karte deutlich intelligenter. Und die Belagerungen verwandeln sich nicht mehr in peinliche Animationskatastrophen.

Auf den ersten Blick also ein Rundum-Sorglos-Paket, wäre der Titel beim Szenario nicht so dicht an Empire geblieben. Die gleiche Zeit, die gleichen Fraktionen, ja bis auf Ägypten die gleichen Landschaften. Natürlich spielt sich alles ein wenig flüssiger, doch unterm Strich ist es eine aufgemotzte Variante des Vorgängers mit ein paar Änderungen, die wehtun: Kein Endlosspiel mit allen Parteien, keine Kompatibilität mit Empire und ein Preis, der zumindest als UVP recht hoch angesiedelt ist.

Statt Einheitsbrei gibt es diesmal noch detailliertere, individuellere Figuren.

Eine weitere Besonderheit: Das Ganze wurde erstmals als Stand-Alone-Addon inszeniert, das die Geschichte des kleinen Korsen verfolgt. Ein Despot, der als einer der erfolgreichsten und gierigsten Staatenlenker aller Zeiten in die Geschichte einging. Die Ausdehnung seines Reiches war gewaltig. Von Ägypten, über Kern-Europa bis hin nach Russland breitete sich sein Frankreich aus. Erst in der Schlacht von Waterloo konnten die anderen europäischen Mächte seinem Treiben Einhalt gebieten.

Dabei kam Napoleon noch nicht einmal als Prinz auf die Welt. Der gelernte Artillerie-Offizier bahnte sich im Schatten der Revolution seinen Weg nach oben. Eine harte Lebensschule, die bei Napoleon: Total War in Form von drei Kampagnen dargelegt wird. Nach einem kurzen Tutorial, das die Grundzüge des Spiels vermittelt und von Napoleons Jugend handelt, geht es erst einmal nach Oberitalien. Von 1796 bis 1797 versucht sich Napoleon, als General zu beweisen. Er schlägt sich mit den italienischen Kleinstaaten herum, liegt sich zum wiederholten Mal mit Österreich in den Haaren und versucht gnadenlos, die französische Einflusssphäre zu erweitern.

Die Übersichtskarte wird bei dieser Kampagne stark herangezoomt und sieht fantastisch aus. Dank neuer Grafikeffekte, unterschiedlicher, von den Jahreszeiten abhängiger Beleuchtung und einer komplexeren Landschaft wird die Optik schon hier deutlich nach oben geschraubt. Spielerisch kommt der kurze Feldzug ohne Forschung, komplexe Diplomatie und Ressourcenverwaltung aus. Euer Ziel: So schnell wie möglich Kärnten erobern. Über Nebenmissionen, wie das Einnehmen einer Provinz, könnt ihr euch zusätzlich ein paar Eliteeinheiten und eine Handvoll Kröten für die Staatskasse erkämpfen. Außerdem ist endlich wieder die Plünderung einer Stadt möglich. Falls es mal schnell gehen muss, könnt ihr so verbrannte Erde hinterlassen, ohne mühselig Garnisonen aufzubauen.

Immerhin: Die KI wartet zwar eine halbe Stunde, bis sie das Haus stürmt. Dann aber richtig.

Das kurze Zeitlimit wird dabei durch die reduzierte Zugdauer relativiert. Im Gegensatz zum Vorgänger dauern die Runden nur zwei Wochen. Trotzdem müsst ihr euch ganz schön beeilen, um das Ziel rechtzeitig zu erreichen, denn die Nachbarn freuen sich nicht gerade über eure aggressive Politik. Wie auch in den anderen Kampagnen heißt es: Ihr gegen den Rest der Welt. Mit geschickter Diplomatie lässt sich aber zumindest ein Waffenstillstand oder einer kurzzeitige Allianz erreichen.

Der Italien-Feldzug fokussiert sich stark auf die Kämpfe und die Armeeorganisation. Ihr bekommt hier neue Elemente vermittelt, wie die Abnutzung der Truppen durch Kämpfe und die Regenerierung eurer Einheiten auf eigenem Terrain. Freut euch über noch packendere Echtzeitgefechte, die sich dank aufgebohrter Artillerie und Feuerwaffen deutlich dynamischer spielen. Ja, selbst die KI nutzt nun endlich das Gelände, agiert geschickter und stürmt besetzte Gebäude – hat aber ab und an immer noch Aussetzer. Das Grafik-Update ist da fast nur ein netter Bonus, denn das Spiel sah ja vorher schon sehr gut aus. Die schicken Wettereffekte, das verbesserte Beleuchtungsmodell und die noch detaillierteren Einheiten stehen dem Spiel aber fantastisch.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Kristian Metzger

Contributor

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