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NecroVision

Tot und in Farbe

Mit jeder Kombo-Stufe erzeugt man zusätzlichen Schaden, der sich in höheren Sphären schließlich in Blitzform von einem Feind zum nächsten frisst. Daneben erhält man weitere Zeitlupenschübe und Lebensenergie, die ein offensives Vorgehen fordern und fördern. Weil das Spiel verschiedene Waffen- und Angriffskombinationen erkennt und im weiteren Spielverlauf sogar Bonus-Herausforderungen neben der Story freigibt, kommt man nicht umhin, das Kombo-System als einen der besseren Einfälle von The Farm 51 zu loben.

Regelmäßig jedoch gehen im allgemeinen Hand- und Klauengemenge des schnellen Höllenkrieges derartige Details unter. Der Nahkampf wird inmitten eines halben Dutzends hungriger Zombies, schießender und schlagender Soldaten und einigen noch weit abstrakteren Feindkreationen sehr wuselig und unübersichtlich. Das führt dazu, dass man fleißig die je nach Waffe bis zu drei verschiedenen Melee-Tasten spammt, anstatt sich zu überlegen, welchem Feind man welche Kombo angedeihen lässt.

Dennoch ist dies die erfolgversprechendste Taktik. Man stellt sich bald darauf ein, dass sich fast jede Auseinandersetzung wie die letzte spielt und wundert sich auch nicht weiter, dass sich dieses Augen-zu-und-durch-Verfahren schon bald stark abnutzt. Trotzdem bleibt es natürlich spielbar, wenngleich auch im Lauf der Kampagne recht schnell eine gewisse Gleichgültigkeit aufkommt. Das liegt nicht zuletzt an der wirren Story, die in den Standbild-Zwischensequenzen teilweise sogar bereits Erlebtes noch einmal umdichtet und dafür sorgt, dass man irgendwann nicht mehr weiß, was das Ganze eigentlich soll.

Oh, das hier trifft es schon eher.

Und dann wäre da noch die schwache Synchro, die man in der Form eigentlich schon ausgestorben wähnte. Der ist es nämlich zu verdanken, dass Amerikaner und Franzosen lupenreines Deutsch sprechen, alle "Engländer" aber mit zwei Walnüssen im Mund den miesesten britischen Akzent geben, den ich seit den Achtzigern gehört habe.

Die Hauptschuld an der wachsenden Mir-doch-egal-Haltung des Spielers liegt aber beim Level-Design. Das scrollt nämlich technisch solide, aber größtenteils einfallslos und frei von Höhepunkten an unserem G.I. vorbei – auf diesem Quad Core mit 8800er GTS übrigens recht flüssig – und zieht sich immer wieder gerne elend in die Länge. Anstatt die schnelle Action in kurzen Schüben zu verabreichen, zermürbt das stumpfe Zombie-Karate in halbstündigen oder längeren Maps, die außer einer Handvoll okay platzierter Secrets und etwas dilettantischer Skript-Ereignisse wenig mehr zu bieten haben als Kämpfe und noch mehr Kämpfe nach Schema N – selbst nachdem es in der, gefühlte zwei Stunden zu späten, Mitte des Spiels mit der S-Bahn sogar in die Unterwelt geht. Spoiler übrigens.

Vom Designstandpunkt aus gesehen, bewegen sich die NecroVision-Level mal eben zwei ganze Köpfe unterhalb des zweiten Doom. Immer und immer wieder jagt man lieber planlos der idiotensicheren Kompassnadel nach, anstatt den Horizont nach den wenigen Orientierungspunkten abzusuchen.

Der Beweis: Alle Uruk-Hai kommen in die Hölle

Aufgaben wie "Gelange aus der Gaskammer" beinhalten einen 8 Quadratmeter kleinen Raum mit einem Tisch in der Mitte. Jetzt ratet mal, wo der Schlüssel liegt! In einem Glockenturm fand ich dagegen ein Scharfschützengewehr, dessen offenkundige Einladung, die davorliegende Brücke zu säubern, ich auch erleichtert annahm. Dumm nur, dass mich bei meiner Ankunft dort wieder eine Horde Feinde begrüßte.

Letzten Endes ist The Farm 51s Idee von einer Shooter-Geisterbahn die Sorte Spiel, durch die man sich im Godmode durchochst, ohne so wirklich zu wissen warum. Eine fahrige, chaotische Monster-Klamotte, deren Brot und Blutwurst die derben Splattereffekte waren, die sich für die deutsche Version buchstäblich und rückstandslos in Rauch aufgelöst haben. Das im direkten Vergleich so bewundernswert gradlinige und niemals langweilige Painkiller, das so offensichtlich Pate stand, erreicht NecroVision jedenfalls nicht ansatzweise.

Also: Tief durchatmen! Ich weiß, dass diese Sorte Quatsch einen unglaublichen Schnappreflex bei uns Jungs auslöst. Aber das liegt eher daran, dass das nächste Wolfenstein lange, lange überfällig ist – und nicht etwa an dem bisschen zweifelhafter Qualität von NecroVision.

NecroVision erscheint am 28. Mai und wird nur knapp 30 Euro kosten.

5 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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