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No More Heroes 2: Desperate Struggle

Back in Style

Ich kann es rundheraus sagen: No More Heroes war die erste große Wii-Enttäuschung für mich. Es war eine Enttäuschung auf hohem Niveau, aber die schmerzen mitunter fast mehr als die kleinen Alltags-Downer in Form richtig schrottiger Games. Killer 7 war durchgedreht, Flower, Sun & Rain liebte ich ebenfalls trotz seiner definitiven zahlreichen Defizite. Beide Games waren weit entfernt davon, beim Spieldesign die höchste Form der Kunst erreicht zu haben, aber sie hatten Herz, Charme und den Hauch des Wilden, ungezügelten Spaßes am Verrückten. Bei No More Heroes wurde ich den Eindruck nie ganz los, dass das nur noch verrückt war, weil alle es krampfhaft so getrimmt werden musste. War ja ein Sudo-51-Game. Die sind halt so.

Sicher, einige Elemente des partiell an Tarantino angelehnten Stils, kombiniert mit der Dramaturgie des Eastern-Kinos – Hmm, rede ich grad über Kill Bill? –, hatten ihre Momente. Die Anlehnungen an Old-School-Arcade-Gaming erfreuen immer den Nerd in mir, aber das monotone Gefuchtel der Kämpfe und der über weite Züge zu einmütige Spielablauf begruben diese netten Ansätze zu vieler Hommagen mit einem nur begrenzten Maß an eigenständigen Wahnsinn unter sich.

Nun, zumindest am sinnlosen Rumgewackel mir der Mote ändert sich was. Sudo 51 stellt sich mutig gegen den Trend aller Entwickler von Schwertspielen, voller Gier zu MotionPlus zu greifen. No More Heroes 2: Desperate Struggle verzichtet auf den Einsatz des neumodischen Miniknubbels, der vages Herumfuchteln in gezielte Schwertmoves verwandelt. Ihr mögt jetzt natürlich fragen, was das soll, ist doch der Knubbel eigentlich eine gute Sache. Oder ihr seid echte Fans und wisst, dass alles, was Sudo 51 anfasst, einen tieferen Sinn, verborgen in Stil und Klasse hat. Dass er einen Weg geht, den sich vorher keiner zu beschreiten traute, und der Plan ihn sicher zum höheren Ziel führt.

Nein, just kidding, es ist einfach eine unglückliche Entscheidung. Aber zumindest eine, die man umgehen kann. No More Heroes 2 wird sich ähnlich wie Teil Eins oder alternativ komplett mit dem Classic-Controller steuern lassen. Hörst du das, New Super Mario? Es geht doch! Und angesichts der komplett auf 8-Bit-Liebe getrimmten Minispielchen kann man diese Zuneigung zum jenseits der Virtual Console so geschmähten Eingabegerätes nur konsequent nennen.

No More Heroes 2: Desperate Struggle E3-Trailer

Außerdem daddeln viele Gamer in Japan gerade Monster Hunter Tri und bevorzugen dabei in der Masse den Classic Controller. Auch gerne mit Pro hinten dran. Und man will diese Leute ja nicht vor den Kopf stoßen. Ist etwa die Hoffnung dabei, dass diese Spieler gar nicht interessiert, was sie zocken, solange sie es nur mit dieser Luxus-Version des SNES-Pads tun können? Wahrscheinlich will Grasshopper nach dem Verkaufsdebakel des ersten Teils im eigenen Land auf Nummer sicher gehen. So oder so, partieller Erfolg. Ich persönlich freue mich darauf, mal wieder ein „richtiges“ Wii-Spiel mit dem Classic zocken zu dürfen. Na, Mario, noch mal nachtreten? Gerne.

Die spielerischen Ausflüge in die achte Bit-Dimension sind kein reiner Spaß-Zeitvertreib am Rande. Ok, außer BJ5, dass ihr auf dem Fernseher in Travis Touchdowns Appartment zocken dürft. Gegen virtuelle Bezahlung. Aber das ist ok, denn wer würde nicht ein Topdown-Shooter-Arcadegame mit fünf verschiedenen Anime-Mädels spielen wollen, die nicht nur fünf verschiedene Superpowers haben, sondern auch fünf verschiedene Unterwäsche-Sorten. Die sie euch bereitwillig zeigen. Gegen Geld. Wann nochmal hatte sich da NES in einen Stripclub verwandelt? Warum hat es das nicht gemacht, als ich klein war? Verdammt.

Während BJ5 nur zum Spaß am Spaß dient, verfolgen die restlichen 8-Bit-Games eine wesentlich substanziellere Agenda. Erinnert ihr euch noch an das nervenaufreibende Geldverdienen in Teil eins? Die verlorene Lebenszeit ohne allzu viel Spaß? Das ändert sich grundlegend. Zum einen, weil die Erreichbarkeit aller Aktivitäten sich stark vereinfacht hat – dazu später mehr -, zum anderen, weil diese nun durchgehend als Retro gestaltet wurden. Retro ist ja inzwischen das neue New Age, was blöde klingt, aber hier richtig Spaß machen könnte.

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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