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No more Heroes

Was würde Tarantino spielen?

Tarantino hätte seinen Spaß an dieser Truppe kompletter Irrer, deren Dialoge das Ganze dann noch toppen. So viele Coolness-Klischees in so wenigen Spielauszügen kommen auch dem abgebrühtesten Anime-Fan selten unter. Der Grad der Menschenverachtung scheint hoch, aber es ist eine Verachtung, die mit einem seltsamen Eherencodex wie in 'Kill Bill' vermischt wird. Nur die, die es verdient haben, kommen hier zu ihrem mal mehr, mal weniger unrühmlichen Ende. So hält sich auch das eigene schlechte Gewissen ob solch rabiater Kost in engen Grenzen und der Spaß an der politischen Unkorrektheit setzt schon beim bisher Gezeigten ein.

Wie viel Spaß das eigentliche Spiel machen wird, kann man schon schwerer einschätzen. Zunächst einmal lässt es insoweit hoffen, als dass No More Heroes von vornherein auf die Wii-Steuerung zugeschnitten wurde. Bei den Minispielen gibt es die wenigsten Sorgen, das Hauptaugenmerk liegt auf den Kämpfen. Hier kommt es Mote und Nunchuk sicher entgegen, dass Travis Waffe der Wahl ein futuristisches Lichtschwert ist, welches Ihr mittels Mote schwingt. Drei Höhen gilt es zu beachten und die Wii merkt, ob Ihr Schläge hoch, tief oder mittig ansetzt.

Bei den zahlreichen Kombos kommt dann der A-Button zum Einsatz. Es dauert nicht lange, zumindest bei den No-Name-Gegnern, bis der Screen sich dann für das Finale ein wenig dunkler färbt und Euch die Bewegungen für das Finish anzeigt. Kriegt Ihr die richtig hin, werdet Ihr mit etwas belohnt, was eine gewisse Prügelspielreihe mal als Fatalities bezeichnete.

Einer muss danach ja saubermachen.

Das Timing bei den Kämpfen, besonders denen gegen eine ganze Gruppe voller Standardfeinde, wirkt jetzt schon ausgesprochen rasant. In bester Hong Kong–Manier werdet Ihr Euch mit unglaublich flüssigen Bewegungen durch die Opposition schnetzeln und in Pose, den Rücken zu den ehemaligen Feinden und aktuellen Leichen, verharren, ein leichtes Lächeln im linken Mundwinkel.

Der einzige Punkt der Steuerung, an dem Grasshopper noch ein wenig feilen muss, ist die Kontrolle von Travis überdimensioniertem Motorrad. Dieses schlingert noch etwas bockig durch die Straßen. Da es hier für Euch aber sowieso nicht viel zu tun gibt und auch die Landschaft vom technischen Standpunkt her weit hinter dem überstylischen Look der Kämpfe hinterherhinkt, werdet Ihr sowieso schnell den nächsten interessanten Punkt ansteuern und absteigen.

Auf der Straße zeigen sich die technischen, tja was eigentlich genau, Mängel will ich nicht sagen, nennen wir es Grenzen, am deutlichsten. Auf den Konkurrenzkonsolen von Sony und Microsoft hätte es diese geringe Sichtweite, diese ziemlich toten Straßen, beinahe frei von Verkehr und Fußgängern, wohl so nicht gegeben. Auch würde die Auflösung nicht bei 480p stehen bleiben. Stellt dies für den Gesamteindruck von No More Heroes zum jetzigen Zeitpunkt ein Problem dar? Nö.

Zumindest habt Ihr viel Platz auf den leeren Straßen.

Wie schon Killer 7 lebt das Spiel nicht von HDR-Tricks, sondern dem artistisch wertvollen Cell-Shading Charakteren, dem Spiel mit Farben und harten, minimalistischen und umso wirksameren Einsatz von Licht und Schatten. Bei dem Tempo, dass die Kämpfe an den Tag legen werden, passiert auch so schon genug auf dem Screen und innerhalb von Sekunden werdet Ihr die technischen Einschränkungen der Wii vergessen haben. Ja, Markus Fenix ist der grafische Overkill. Aber Travis Touchdown wirkt cooler. Und das will was heißen.

No More Heroes scheint der vorpubertäre Gewaltraum eines Animefans in Bits und Bytes zu werden. Es zelebriert wie kaum ein anderes den Spaß an dieser überdrehten Art der Brutalität in einem verschrobenen Setting und in vergleichbarer Form. Zusammen mit dem hier in der Mache befindlichen ästhetischen Anspruch, gab es das bisher nur auf der großen Leinwand. Und auch da nicht sehr oft. Die spielerische Substanz scheint nicht die starke Seite dieses Titels zu werden und auch mit den aktuellen Grafikschwergewichten wird man sich vielleicht nicht ganz messen können. Wenn es aber um Stil und Wahn geht, macht den Jungs von Grasshopper wohl so schnell keiner was vor. Für Kinder über 18.

No More Heroes erscheint Anfang 2008 ausschließlich für die Wii. Umsetzungen sind nicht geplant, Blutseen gibt es nur in der US-Variante, nicht in Japan oder Europa.

In diesem artikel

No More Heroes

Nintendo Wii

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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