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Just Cause

Reif für die Insel?

"Ich habe einen Traum. Einen Traum, dass wir eines Tages frei sein werden. Frei von unsichtbaren Mauern, welche unseren Forscherdrang einschränken. Frei vom linearen Leveldesign, das uns vorschreibt was wir zu tun haben und wann wir es zu tun haben. Ich träume von einem Spiel, das selbst die übertriebensten Zukunftsvisionen von Peter Molyneux wirken lassen wie ein urzeitliches Ping Pong-Spiel." Jan Wöbbe King, 2006

Ich bin Jan Wöbbe King und kämpfe für uneingeschränkte Bewegungsfreiheit in Spielen. Die Zitate in diesem Text stammen von meinem Vortrag auf der "World of Zock" 2006 in der Tiefenbacher Tiefgarage. Wie seinerzeit mein Vorbild, der Bürgerrechtler Martin Luther King, habe ich eine Anhängerschar von beachtlicher Größe. Nicht nur Computer- und Videospieler führe ich ins gelobte Land der freien Games. Auch immer mehr Hersteller hören auf mich und produzieren GTA-Clones. Wen wundert es, dass sich nun auch Eidos mit dem Titel Just Cause an den Versprechungen der beinah grenzenlosen Freiheit versucht. Und es scheint, als könnte es sogar klappen.

Das Logo mit der Che Guevara ähnelnden Silhouette des Hauptcharakters vor einem Kommunistenstern deutet es an: Das Abenteuer spielt auf einem Inselstaat. San Esperito macht sich auf stattlichen 3.170 Quadratkilometern breit. Das entspricht in etwa der zweieinhalbfachen Fläche von New York City. Oder der von 443.978 Fußballfeldern. Oder 5.590.828.924.162 Briefmarken. Bevor ich nun auch noch einen Vergleich mit Amöben anstrebe, mach ich es lieber kurz: Für einen virtuellen Staat ein riesiger Brocken.

Auf diesem Abenteuerspielplatz in Übergröße darf sich unser Protagonist Rico Rodriguez nach Herzenslust austoben. Zu Beginn des Spiels fällt der Latino-Agent aus allen Wolken. Und das ist durchaus wörtlich gemeint. Rico wurde mit dem Flugzeug zum Einsatzort gebracht und springt über dem Inselstaat ab, um sich zu seiner ersten Mission auf festen Boden zu begeben. Aus der Luft genießt der Spieler eine traumhafte Aussicht über den kompletten Inselstaat Als äußerst nützlich erweist sich in dieser Situation sein umgeschnallter und stets einsatzbereiter Fallschirm. Nicht nur bei diesem Sturz lässt er ihn sanft zum gewünschten Zielpunkt gleiten. Am Boden angelangt, kann sich Rico mit einem Haken an fahrende Autos heften, um elegant mit dem Fallschirm hinterher zu schweben. Auch diverse Stunts in und auf den Dächern der Fahrzeuge sind möglich. Nach einem beherzten Sprung von einem fahrenden Laster lassen sich kleinere Hindernisse wie Mauern gleitend überwinden.

Der Ausflug nach San Esperito ist selbstverständlich kein Urlaubstrip. Auf dem Eiland herrscht eine korrupte Regierung, die Massenvernichtungswaffen bunkert. Rico soll für die Weltpolizei CIA im Inselbürgerkrieg intrigieren. Ein Attentat hier, ein gezielter Anschlag auf einen Drogenboss da - schon bewegen sich die Machtverhältnisse in die gewünschte Richtung. Doch unser Protagonist kann nicht nur Aufträge der Rebellen annehmen. Er darf zweigleisig fahren und ebenso der Regierung unter die Arme greifen. Neben den 100 Hauptmissionen ist auch ein ganzer Batzen an "Nebentätigkeiten" angekündigt. Jobs für die Kartelle sorgen dafür, dass Rico persönlich von den geschaffenen Machtverhältnissen profitiert.

In diesem Spiel muss niemand auf den letzten Bus warten. In der tropischen Welt stehen etwa 80 unterschiedliche Fortbewegungsmittel bereit. Zeigt den Verfolgern die Auspuffrohre von Sportwagen, Motorrädern und - rollern, dicken Amischlitten und vielen anderen Karossen! Oder Ihr verlagert die Verfolgungsjagd aufs kühle Nass. Spendiert Eurem übelriechendem Widersacher die überfällige Dusche, indem Ihr die Pixelwogen vor ihm mit einem flotten Jet Ski durchschneidet. Für einen Rundflug warten Helikopter und Flugzeuge. Mit einem ordentlich ausgerüstetem Heli samt ordentlicher Bewaffnung lässt sich mach lästiger Gegenspieler leichter ausschalten als vom Boden aus.

"Ich habe einen Traum. Einen Traum von einer präzisen Steuerung. Eine Steuerung, bei der ich mich nicht fühle, wie ein Besoffener mit Zitteral in der Unterbuchse." Jan Wöbbe King, 2006

Bei der Joypad-Steuerung der Xbox 360-Fassung setzen die Entwickler auf ein großzügiges Auto-Aim. Und das nicht nur in der normalen Third-Person-Perspektive. Beim Bedienen eines Geschützes auf einem Fahrzeug sorgt "Kollege KI" dafür, dass der Spieler auch dann den Gegner trifft, wenn sich das Zielkreuz ein wenig daneben befindet. Ruckartige Kameraschwenks durch das Anpeilen von Gegnern wie beispielsweise bei GTA San Andreas habe ich bei Just Cause bisher nicht erlebt. Selbst wer sich vor dem Spielen ins Nachtleben stürzt und ein paar Gläser kubanischen Rum konsumiert, dürfte keine all zu großen Probleme mit dem Handling bekommen. Bleibt natürlich die Frage, ob den Spielern eine solch großzügige Zielhilfe gefällt.

"Ich habe einen Traum, dass der Tag kommen wird. Der Tag, an dem wir alle diese Freiheit auf dem Inselstaat San Esperito erleben können. Unabhängig davon ob unsere Spielehardware schwarz wie die Playstation 2 und die Xbox oder weiß wie ein PC und die Xbox 360 ist." Jan Wöbbe King, 2006

Das tropische Abenteuer Just Cause können neben PC- und Xbox 360-Usern auch Besitzer der alten Xbox und der PlayStation 2 spielen. Die geschilderten Eindrücke stammen von der Xbox 360-Version. Auf der grafischen Seite bietet das Entwicklerteam Avalanche dem Spieler auf Microsofts weißem Flaggschiff schon jetzt ein beeindruckendes Panorama. Neben einer ansehnlicher Beleuchtung erfreuen schicke Details wie die Oberflächenstrukturen auf dem Wasser das Auge. Andererseits trüben massive Pop Ups von Schatten und Bäumen noch das Bild.

Oh mächtiger Videospielgötze, hast du meine Gebete erhört? Sende mir ein Zeichen. Oder gerne auch eine Vollversion von Just Cause. Eine neue Couchgarnitur würde sich auch gut machen in meinem Zockertempel. Aber genug des Frevels. Es gibt es doch so viel zu lobpreisen. Wenn das digitale Werk hält, was es verspricht, kann ich mir das Sparen für den nächsten Trip in die Tropen schenken und mir statt dessen selbst ein neues Sofa kaufen. Ich bin gespannt darauf, wie sich die Reise in der PC-Demo und in den finalen Fassungen anschaut und anfühlt. Und darauf, wie sich die Steuerung im Vergleich zur großen Rockstar-Konkurrenz schlägt. Die Optik, das Insel-Setting und das actionlastige Gameplay lassen mir jedenfalls das Wasser im Mund zusammenlaufen. Wenn Avalanche noch kleine technische Mängel wie die Pop-Ups ausmerzt, wartet ein Abenteuer mit biblischen Ausmaßen auf alle Anhänger des Freiheitskults.

"Also, Eidos: Let freedom ring from the mountains of San Esperito. Let freedom ring!" Jan Wöbbe King, 2006

Just Cause soll am 22. September für PC, Xbox und Xbox360 erscheinen.

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