Playstation 3 - Der große Ansturm

Schwarz, edel, sehr leise, ungemein kräftig – würde man die Playstation 3 einer Spezies aus dem Tierreich zuordnen, käme wohl nur der Panther in Frage. Zumal Sonys neuer Streich meines Erachtens genügend „Biss“ besitzen dürfte, um sich auf lange Sicht sein Revier auf dem Konsolen-Markt zu sichern. Bislang konnten wir unsere Debug-Station zwar nicht so ausgiebig testen, wie es mit einem prall gefüllten Software-Korb möglich wäre, aber das Jahr hält ja noch einige Überraschungen parat. Wer also jetzt schon mit dem Gedanken spielt, sich die Wunderkiste mit integriertem Blue Ray-Laufwerk zuzulegen, der sollte unsere Titel-Auswahl unter die Lupe nehmen.

Und jetzt lasst uns alle optimistisch sein und fest daran glauben, dass die Playstation 3 hier im März die Regale ziert.

Stranglehold

Stranglehold – oder besser John Woo presents Stranglehold – macht nicht vieles neu, aber dafür fast alles richtig. Angefangen bei der Story, die einen der wohl besten und bekanntesten Charaktere des Kult-Regisseurs aufgreift und dessen Geschichte weitererzählt: Chow Yun-Fat spielte in Hard Boiled den hartgesottenen Inspektor Yuen – Spitzname „Tequila“ –, der in der digitalen Fortsetzung wieder zur Gangsterjagd ansetzt. Und wie er das tut, gleicht einer Symphonie der Zerstörung. Im permanenten Kugelhagel geht wirklich alles zu Bruch: Gläser, Tische, Kacheln an den Wänden, Fliesen auf dem Boden, Kronleuchter. Alles, was einem eben vor die Flinte kommt.

Der eigentliche Gameplay-Kniff ist jedoch die „Tequila Time“, quasi eine John Woo-Version der Max Payne'schen „Bullet Time“. Ist der Balken aufgefüllt, leuchten Objekte in Reichweite auf und lassen sich benutzen. Beispiel: Ein Treppengeländer. „Tequila Time“ aktiviert und schon rutscht man in Zeitlupe und mit Blei spuckenden Handfeuerwaffen den Gegnern entgegen. Der Spielspaß ergibt sich aus der choreographischen Gestaltung eines Feuergefechts, denn diese obliegt der Kreativität des Spielers. Und sobald man vollends in der Rolle von Chow Yun-Fat versunken ist, setzen die Scharmützel so viel Adrenalin frei, dass man anschließend erst einmal tief durchatmen und das Ausmaß der Zerstörung betrachten muss. Was will man mehr? Coole Grafik, am besten mit der Unreal Engine 3? Stimmt, das hat's auch.

Heavenly Sword

Um es mal sexistisch auszudrücken - Heavenly Sword kommt dem Männertraum des ultimativen One-Night-Stands gleich. Man vergnügt sich stundenlang mit einer jungen, heißen und ungemein akrobatisch veranlagten Dame, stellt dabei allerlei Schweinereien an und sobald die Show gelaufen ist, verschwindet das Mädel von der Bildfläche. Bei Nariko – der Heldin des Schlachtfestes – ist anschließend sogar der Ofen ganz aus. Zumindest solange im Storyplot nicht kurz vor knapp noch ein Happy End eintrudelt und die Kämpferin der dunklen Seite des „himmlischen Schwertes“ entgeht. Denn wie steht es schon im Buch der Sagen geschrieben? Willst du unermessliches Kampfgeschick mit einer magischen Schneide erfahren, musst du als Preis mit deinem Leben zahlen. Oder so ähnlich...

Heavenly Sword ist sicherlich ein Titel, der in erster Linie God of War-Veteranen ansprechen dürfte. Schließlich schlitzt Ihr Euch auch hier durch Unmengen an Gegnerhorden und führt ein Schwert, das so manches auf dem Kasten hat. Die im Grunde genommen gar nicht so himmlische Klinge besitzt gegenüber Kratos' Artemis jedoch einen Vorteil – sie lebt und kann sich verwandeln. Ein kurzer Knopfdruck und Ihr wedelt zwei scharfe Schätzchen durch die feindlichen Gliedmaßen oder lasst eine lange Kette mit Klingenaufsatz sprechen. Und was gibt’s sonst noch? Grafik der Oberklasse, atemberaubende Kulissen und Sequenzen und unzählige Moves in einem völlig freien Kampfsystem. Hier ein kleiner Vorgeschmack auf das PS3-exklusive Action-Spektakel.

Jericho

Warum Clive Barker's Jericho in dieser Top 10 auftaucht, lässt sich leicht durch 4 Punkte erläutern: 1. Weil jedes System einen richtigen Horror-Trip braucht und Resident Evil 5 laut dieser News frühestens 2008 bei uns einschlägt. 2. Clive Barker liefert zwar nicht immer die Basis für wirklich gute Filme, der Shooter Undying war aber klasse. 3. SEHR hoher Gruselfaktor und ENORME Schockmomente garantiert. Und 4. Werft mal einen Blick auf den Trailer oder die Screenshots und Ihr stimmt mir sofort zu. Stellt sich bloß noch die Frage, ob solch ein Splatter-Spiel überhaupt seinen Weg nach Deutschland findet. Falls nicht, wandern wir halt kurzzeitig nach Österreich aus oder importieren das Grauen.

Die Handlung strickt sich um das geheimnisvolle Erscheinen einer längst vergessenen Stadt, die zudem Hort einer unsagbar bösen Kreatur ist. Und damit nicht die gesamte virtuelle Menschheit unter dem Viech und seiner bissigen Anhängerschaft leidet, müsst Ihr in Begleitung Eures Spezialkommandos natürlich zu besagtem Ort reisen und eingreifen. Modernste Waffen und okkulte Kräfte ebnen den Weg zum Ziel. Laut Codemasters soll der Action-Titel „thematisch, visuell und mit phantastischen Effekten neue Grenzen ausloten“. Das muss sich zwar alles erst beweisen, aber die Idee mit den verschiedenen Zeitzonen in der Stadt ist sicherlich spannend. Erscheint übrigens zeitgleich auf dem PC und der Xbox 360.

MotorStorm

Als das erste Video zu MotorStorm gezeigt wurde, klappten wohl weltweit viele hunderttausend Kinnladen gleichzeitig runter. Nur um wenige Monate später ein gequältes „Neeeiiin“ über die Lippen zu bringen: Es war vor-gerendert und der Sturm der Entrüstung entsprechend hoch. Viele hatten den Titel bereits abgeschrieben. Zu früh, denn was wir bislang von dem Titel sehen und spielen konnten, sieht brutal gut aus und macht höllischen Spaß. Zwar wird - wie kürzlich bekannt gegeben - nur 720p angeboten, aber das tut der grafischen Qualität keinen Abbruch. Schließlich ist nicht höchste Auflösung verantwortlich für einen optischen Leckerbissen, sondern die Gestaltung der Texturen und Effekte. Und davon hat MotorStorm jede Menge zu bieten – sogar bei enormer Weitsicht und ohne nervige Pop-Ups.

Spielerisch ist MotorStorm verdammt schnell, wobei das nicht bedeutet, dass die Strecken zwangsweise stupide auswendig gelernt werden müssen. Mit ein wenig Übung bringt man sich intuitiv aus scheinbar auswegslosen Situationen. Wenn Martin Kenright und seine Kollegen bei den Evolution Studios die von uns vor einigen Wochen gespielte Version nicht maßgeblich verschlechtert haben – und davon ist wohl nicht auszugehen –, dann stets uns sicher ein ziemlich heißer Racer zum Europa-Start der PlayStation 3 ins Haus. Wer mit dem Kauf der schwarzen Wunderkiste liebäugelt, sollte diesen Titel ganz oben auf seine Einkaufsliste setzen.

Lair

Ob das außerordentlich hübsche Drachenreiter-Spiel von Jedermann Beachtung erfährt, ist zwar aufgrund der Thematik fraglich – Ihr stürzt Euch mit der Echse in riesige Schlachten am Boden, führt Luftkämpfe gegen andere Feuerspeier aus und beeinflusst maßgeblich die Moral Eurer Mannen – , eine Besonderheit hat es den anderen PS3-Titeln aber definitiv voraus: Es ist das erste Spiel, das auf Sonys neuem Kasten die Tilt-Funktion des Controllers in Anspruch nimmt. Ihr lenkt den Drachen mitsamt seinem gepanzerten Befehlshaber durch Neigungen. Kurz das Pad nach rechts oder links geschwenkt und Ihr düst in eine Kurve. Turbo, Flügelschlag und diverse magische Fähigkeiten erfolgen per Button. Für einige Vibrations-Fans nicht so erfreulich: Da die Konsole auf das Rumble-Feature verzichtet, gibt es bei Zusammenstößen mit anderen Flugtieren auch keinen "spürbaren" Rums.

Was mich persönlich am meisten begeistert – abgesehen von Drachen, die liebe ich seit Jahren heiß und innig -, ist das Entwicklerteam, das hinter der PS3-exklusiven Action-Perle steht. Factor 5. Jüngere Zocker mögen mit dem Namen nicht so viel verbinden, für alte Hasen ist der Bund der ehemaligen Hacker „Light Circle Group“ aber ein Begriff. Falls es trotzdem nicht klingelt: Turrican, Amiga, C64-Konvertierung? Gut, Star Wars:Rogue Squadron traf nicht meinen Geschmack, aber Lair und seinen Drachen fiebere ich entgegen. Hoffen wir nur, dass bei all den epischen Schlachten auch die Performance mitmacht. Voraussichtlicher Erscheinungstermin: 1. Quartal. Hier der Trailer.