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Guild Wars: Nightfall

Helden-Aufmarsch

Vom Weltmeister-Titel bei Guild Wars war ich bei den ersten beiden Teilen des Spiels genauso weit entfernt wie beim Fußball: Kreisliga-Niveau, zu mehr reichts angesichts meines schon fortgeschrittenen Alters heutzutage nicht mehr. Die ganzen Jungspunde sind im PvP-Modus des Onlinespiels einfach besser und vor allem schneller. Ein verletztes Ego lässt sich mit Ausreden wie "Die cheaten doch eh alle" oder "Verdammtes Lag!" notfalls aber leicht belügen.

Wer sich der PvP-Herausforderung nicht gewachsen sieht, stürzt sich mitunter viel lieber ins Rollenspiel. Dort kann man hektischen Dauerlauf-Abenteurern, die alle Quests nach Schema-F abgrasen (Online-Sprachjargon: "rushen"), wenigstens entfliehen, indem man auf computergesteuerte Mitspiel-Sklaven zurückgreift. Tolle Erfindung, ArenaNet! So bleiben einem die ganzen nervigen Kiddis erspart und die NPCs labern obendrein kein l33t spe33ch!

Rollenspieler-Paradies

Die Gute Nachricht vorneweg: Auch bei Guild Wars Nightfall, dem dritten Teil der Serie, bleiben den Spielern alle Abo-Kosten erspart. Die eigenständige Fortsetzung des Fantasy-Abenteuers spielt diesmal auf den Kontinent Elona, wo eine wahnsinnige Herrscherin darauf wartet, einen verstoßenen Gott zu entfesseln, und das Land in ewige Finsternis zu stürzen. Nightfall wird nach der Fixierung der beiden Vorgänger auf den PvP-Aspekt diesmal deutlich mehr Rollenspiel-Anteile enthalten. Neu an den aktuellen Quests ist beispielsweise, dass Spieler mit viel mehr Rätseln konfrontiert werden und auch in Fallen tappen, wenn sie nicht aufpassen. Bisher kamen die Missionen bei Guild Wars meist ohne diese atmosphärisch wertvollen Features aus.

Bei solchen Aussichten jubelt wohl das Herz eines jeden Rollenspielers. Auch deshalb konnte ich es kaum erwarten, als vor wenigen Tagen die Server der Entwickler für einige Stunden für die Medienmeute geöffnet wurden. Dies war bereits die zweite Chance, einen Blick auf einige der neuen Features des MMOGs zu werfen. Obwohl sich das gewohnte Gameplay auf den ersten Blick ohne große Veränderungen präsentiert, offenbaren sich die im Detail liegenden Neuerungen bereits nach wenigen Minuten.

Da holt dich der Sensenmann!

Wer wird denn an solch ehrwürdiger Stätte UNO spielen?

Wie schon bei der ersten Erweiterung des Spiels (Factions) gibt es auch diesmal zwei neue Charakterklassen. Wem die acht bisherigen Klassen nicht ausreichen, stürzt sich nun als Sensenmann (Derwisch) oder Paragon in die Schlacht gegen Korsaren und eine große Anzahl neuer Feinde. Während der Derwisch sich beim Aufschlitzen seiner Gegner aus Nahdistanz einen Namen macht, agiert der Paragon quasi als Schlachtkommander aus dem Hintergrund und ist seinen Kumpanen mit Unterstützungszaubern behilflich: Hier ein bisschen mehr Lebenskraft, dort etwas mehr Schlagkraft. So macht man sich beliebt!

Wie gewohnt bleibt es bei der gewohnten Karriere-Zweiteilung der Spielfiguren. Jeder Charakter greift auf die Kräfte von zwei Professionen zu, die Kombination ist dem Spieler freigestellt, so dass auch theoretisch beide neuen Klassen in einem Heldencharakter vereinigt werden können. Allzu sinnvoll ist die Kombination der beiden neuen Professionen allerdings in der Praxis nicht. Kein Wunder, eine Synthese aus Frontkämpfer und Rückraumspieler ergibt eben keinen besonders guten Mix. Beide Klassen machen beim ersten Anspielen aber einen mehr als guten Eindruck und scheinen den etablierten Kämpfern, Mönchen und Co. nicht nachzustehen.

Auch der Sensenmann braucht ab und zu Training.

Bevor man sich auf dem neuen Kontinent daran macht, die dunklen Machenschaften der wahnsinnigen Herrscherin Elonas zu durchkreuzen, gibt es wie gewohnt ein Tutorial, das sich auf einer Insel abspielt. Dort gibts die ersten Quests und Spieler lernen so die neuen Fertigkeiten ihrer Spielfiguren kennen. Auf diese Weise erfahren sie auch alles über das brandneue Heldensystem. Wie bisher ist es möglich, ausschließlich auf rein computergesteuerte Gruppenmitglieder zurückzugreifen. Wer partout nicht mit anderen Gamern zocken will, muss das auch nicht. Doch ab sofort sind diese NPCs nicht unbedingt nur namenlose "Henchmen" (Gefolgsleute). Sie sind Helden und haben Namen wie "Koss" oder "Melonni" und begleiten Euch bei den Abenteuern der neuen Kampagne. Bevor man bis zu drei der Heroen für seine Gruppe rekrutieren kann, steht jedoch immer die Lösung einer Quest an der Tagesordnung.

Zum Helden geboren!

Anders als die NPC-Sklaven der vorherigen Episoden haben die Recken eine eigene Geschichte und jeder einen anderen Grund, Euch zu begleiten: Sie stellen eigenständige Charaktere dar. Die genauen Hintergründe werden jedoch erst im Verlauf der Kampagne aufgedeckt, es soll ja schließlich spannend bleiben. Während die bezahlten Söldner kaum unserer Kontrolle unterliegen, erteilen wir den Helden gezielte Befehle. Mithilfe einer Befehlsleiste, eine Mini-Version unserer eigenen Quickcast-Leiste, aktiviert Ihr auf Wunsch ihre speziellen Fertigkeiten. So steuert man quasi mehrere Kämpfer gleichzeitig, was das Gameplay anspruchsvoller aber auch abwechslungsreicher macht. Abgesehen davon agieren die Helden im Rahmen Eurer Anweisungen jedoch gewohnt autark. Außerdem erhalten sie, wie Eure Spielfigur auch, Erfahrungspunkte und steigen so im Level auf - inklusive neuer Fertigkeits-Punkte.

Im Kampf gegen Feinde helfen uns Freunde wie Koss.

Doch nicht nur Helden wie Koss ("Mein Name würde doch einen guten Schlachtruf abgeben, oder?") haben einen glaubhafteren Werdegang und dadurch ein interessantes Eigenleben Auch die eigene Spielfigur wird deutlich besser als bisher in die Geschichte integriert. In Zwischensequenzen agiert sie mit ihrem Namen, die Lippen bewegen sich bei Dialogen und macht Euch so noch eindringlicher zum agierenden Haupt-Helden und nicht nur konsumierenden Beobachter. Cool ist das neue Feature, das erlaubt, die zweite Profession der Helden-Charaktere zu ändern, bevor es ans Eingemachte geht. So kann die Teamzusammensetzung auch in taktischer Hinsicht für bevorstehende Aufgaben optimiert werden.

Schon jetzt überzeugen kann das frische afrikanisch/orientalische Flair der neuen Kampagne, das im Gegensatz zur eher asiatischen Szenerie des Vorgängers Factions noch mehr in seinen Bann zieht. Ein endgültiges Fazit darüber wird sich aber erst in der finalen Fassung ziehen lassen. Größere Aufgaben löst man nun auf Wunsch mit nur noch einem menschlichen Mitspieler. Wenn dieser, wie man selbst, drei seiner Helden mitbringt, ist die Gruppe mit acht Mitgliedern komplett. Zwei Spieler bewältigen so gemeinsam auch größere Quests. Sogar PvP-Kämpfe im 1vs1-Modus sind möglich. Unterm Strich macht Nightfall mit seinen Neuerungen schon jetzt einen sehr guten Eindruck und wird Guild Wars-Fans mit Sicherheit nicht enttäuschen.

Noch mehr über Guild Wars erfahrt Ihr in unserem Interview mit Jeff Strain.

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Über den Autor

Nedzad Hurabasic

Contributor

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