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Pro Evolution Soccer 6

Herbstmeister.

Vor knapp eineinhalb Monaten hat der internationale Fußballzirkus die Zelte abgebrochen und das Land samt seiner Fans verlassen. Für mich war das größte Sportereignis der Welt nicht nur eine emotionale Berg- und Talfahrt, sondern auch ein Quell wichtiger Erkenntnisse:

1. Dem Karma ist es egal, wenn man am Tag des Viertelfinales bei Ikea einkaufen geht. 2. Public Viewing ist so lange toll, bis es zweieinhalbtausend Instant-Patrioten in den eigenen Hinterhof zieht. Und 3. Die anfangs belächelte "Klinsmann-Doktrin" ("schnell und offensiv spielen") war DAS Erfolgsrezept der WM.

Mehr "Spaß" im Fußball

Und so sehr es mich auch interessieren würde, welche Meinung Shingo Takatsuka - der einflussreichste Mann im Konsolenfußball - wohl zum Thema "Karma" vertritt, ist es Erkenntnis Nummer 3, die man bei Konami offensichtlich mit mir teilt. Nach dem eher auf "kontrollierte Offensive" ausgelegten fünften Teil, gibt Konami seinen Kickern nämlich ordentlich die Sporen: Statt tranigem Quergespiele, kultiviert Pro Evolution Soccer 6 geradezu klinsmännisch den "vertikalen Pass" - zumindest wenn die bereits erhältliche japanische PS2-Fassung ("Winning Eleven 10") ein Indikator dessen ist, was uns Europäer im Oktober erwartet.

Il Phenomeno

Pro Evolution Soccer ist ja schon so eine Art ein Phänomen. Ein Spieler, der die schlicht-elegante Simulation einmal schätzen und spielen gelernt hat, greift niemals wieder zu einem Konkurrenzprodukt. Falls Ihr jemanden kennt, der diese Theorie Lügen straft, lasst es mich wissen. Außerdem ist es wahrscheinlich das einzige Spiel, bei dem man im Voraus ganz genau weiß, wie lange es einem Spaß machen wird.

Der Fun-Faktor siecht nämlich nicht graduell und schleichend dahin, sondern halbiert sich abrupt an dem Tag, an dem der rundherum verbesserte Nachfolger auf dem Fußballthron Platz nimmt. Und bis das passiert, gehen freilich nicht dutzende, sondern hunderte MEIST ungetrübte Stunden vollkommensten Rasenschachs ins Land.

"Meist" deshalb, weil natürlich auch ein Pro Evolution Soccer seine Ecken und Kanten hat. Ecken und Kanten an denen man sich mit wachsender Hingabe auch immer härter stößt. In PES 5 ist es das kleinliche Beamten-Getrillere der Schiedsrichter, das jemandem in meinem Stadium des Pro Evo-Devotismus schon mal ordentlich die Halsschlagader anschwellen lässt. Harte, aber faire Zweikämpfe unterbinden die Offiziellen im Sekundentakt und rauben einer eng geführten Partie schon mal jeden Fluss. Glücklicherweise entzieht Konami diesen Pfeifen für Teil sechs die Lizenz zum Nerven. Die fortgebildeten Unparteiischen lassen das Spiel nun wieder laufen und treffen geradezu salomonische Vorteilsentscheidungen.

"SCHIRI!!!"

Mit besonderer Freude habe ich auch die neuen Gebärden des Schiedsrichters zur Kenntnis genommen. Ebenso wie die Einwurfseite (bereits seit PES 5) zeigt der Spieleiter nun auch eine aktive Vorteilsregelung selbst an - die überdeutliche Einblendung im oberen linken Bildschirmeck gehört der Vergangenheit an. Warum ist das gut? Nun, wer eine beliebige Liga mit Leidenschaft im TV verfolgt oder gar selbst auf Vereinsbasis schon tiefe Schneisen ins Grün gegrätscht hat, kennt ihn: Diesen Moment, in dem die halbe (Sofa-) Mannschaft entweder verdutzt oder ungläubig, auf jeden Fall aber mit offenem Mund zum Mann mit der Pfeife blickt.

Diese Augenblicke gibt es zumindest in Ansätzen nun auch in PES, wenn man etwa den gegnerischen Stürmer mit seinem letzten Mann ungeschickter Weise zwar foult, aber nicht fällt. Der Schiri wird - ganz wie in der Realität - langsam aber sicher zum Teil des Spielgeschehens. Eine wunderbare Kleinigkeit die einmal mehr zeigt, dass Konami Fußball auf elementarster Ebene verstanden hat. Ich bin mir sicher, dass in dieser Richtung zukünftig noch Einiges passiert.

In diesem artikel

Pro Evolution Soccer 6

Xbox 360, PS2, PSP, PC, Nintendo DS

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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