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Titan Quest

Da rappelt's in der Kiste

Hui und Pfui

Einmal quer durch die Antike. In drei Akten bereist Du Griechenland, Ägypten und den Orient. Ein Abstecher in den Olymp steht ebenfalls an. Die mehr oder minder bekannten Orte der Epoche zeigen sich liebevoll und grafisch opulent nachempfunden. Ein kleines Schwätzchen mit dem Orakel von Delphi gefällig? Die Pyramiden von Gizeh im Alleingang erkunden? Einmal über die chinesische Mauer latschen? Alles ist möglich. Und, oh Wunder, alles voller Monster. Diese entspringen - je nach Örtlichkeit - den einheimischen Legenden und erfreuen detailreich und schön animiert das Auge. Im Reich des Ouzo wimmelt es von Gorgonen, Zentauren und Satyren. An den Ufern des Nils übernehmen Schakalmenschen und Feuerkäfer die Rolle. Yetis, Tigermenschen und die Terrakotta-Armee treiben im Orient ihr Unwesen. Die üblichen Verdächtigen, wie Skelette, Dämonen und Riesenspinnen, machen überregional Stunk. Abwechslungsreich gestalten sich auch die Landstriche, die zwischen üppigen Wäldern, felsigen Einöden, heißem Wüstensand und schneebedeckten Gipfeln wechseln. Sümpfe, dunkle Höhlen und Küstengebiete runden das Gesamtbild ab. Und hier kommt die volle Raffinesse der Grafik-Engine zum Tragen. Bei einem Lauf durchs Gras bewegt sich jeder Halm, während ein Besuch im Nass mit Wellen belohnt. Lobhudelei vom Feinsten, wären da nicht noch die recht leblos wirkenden Stadtbewohner. Ob Händler, Geschichtenerzähler oder Verteidiger - allen fehlt der Funken, der sie vom Zombie-Dasein erlöst. Selbst ein nun mehr zehn Jahre alter Klassiker bewies seinerzeit mit Runen zeichnenden oder in der Schmiede werkelnden NPCs mehr Kreativität.

Bastelstündchen

Level 50: Da soll noch mal jemand behaupten, Redakteure spielen Titel nur kurz an.

Was ist an Titan Quest denn nun so besonders? Wieso ist selbst bei der Erstellung des dritten Charakters immer noch genug Motivation am Werke? Und das trotz diverser Mängel? Wer hätte es geahnt, Gegenstände, Gegenstände und nochmals Gegenstände. Die gibt’s in magisch, selten, episch und legendär. Kaputte und normale Sachen mal ausgenommen. Besonders einfallsreich: Die Monster lassen grundsätzlich nur das fallen, was sie auch selbst benutzen. Bei einem Zyklopen mit einer Keule suchst Du einen neuen Zauberstab demnach vergebens. Nimmt der Schwierigkeitsgrad zu (normal, episch, legendär), steigt die Chance auf bessere Items. Wie dabei der Zufallsgenerator die Ausgabe steuert, ist jedoch schleierhaft. Mal schleudert ein Endboss nur magischen Ramsch raus, mal beschert der Kerl gleich vier legendäre Set-Gegenstände. Mal läuft man stundenlang durch die Gegend, ohne etwas zu finden, mal ist in der ersten Kiste was dabei. Ärgerlich? Absolut nicht. Denn so hält sich die Spannung und der Titel verkommt nicht zu einer reinen "Ich farme jetzt nur noch den Endboss"-Farce. Obwohl das natürlich immer noch der schnellste Weg ist, die Beutel zu füllen. Diverse Relikte und Artefakte lassen sich in Rüstungen, Schmuck und Waffen einbinden. Anfangs noch recht nützlich, ist der Gebrauch in höheren Stufen fraglich. Vor allem, da der Einbau in epische und legendäre Gegenstände nicht funktioniert. Und mal unter uns: Wer bitte trägt mit Level 40 und aufwärts noch seltene oder magische Sachen? Vielleicht abgesehen von dem einen oder anderen Ring. Im Mehrspielermodus - per LAN oder Gamesspy - mit bis zu fünf anderen Itemgeilen, ist fröhliches Tauschen angesagt. Ein Netzwerk, wie das Battle.net, in dem sich Zocker im Chat unterhalten können, gibt’s leider nicht. Zu kostspielig. Dafür aber ein kostenloser Editor, der Modder zum Programmieren einlädt. Oder eben für solche, die es werden wollen.

Absolut heiß!

Ein Gräuel für Archäologen.

Wie jeder Titel anfänglich kämpft auch Titan Quest mit einigen Unebenheiten. Zum einen wären da Spielabstürze, zum anderen die - wenn auch sehr wenigen - unsauber programmierten Quests. So stand ich beispielsweise nach dem Jadepalast irgendwann wieder vor Chan'gan und suchte geschlagene 30 Minuten nach einem Weg. Die Tore waren zu, nichts ging mehr (Kleine Anmerkung zur Problemlösung: Einfach in die Stadt teleportieren und mit dem NPC am anderen Tor quasseln. Dann geht’s weiter). Oder auch das Rätsel um die "Karawane mit Problemen". Die hat sie eindeutig, denn das Skript funktioniert nur im normalen Schwierigkeitsgrad. Und dann ist da noch das leidige Thema mit der Schatztruhe. Zugegeben, das Inventar mitsamt den drei Beuteln ist rechnerisch gesehen größer als das in Diablo 2. Trotzdem ist grundsätzlich alles voll, auch wenn man nur die epischen und legendären Klamotten einsammelt. Woran liegt es? Nach einem kurzen Abstecher zu Mephisto und seinen Freunden, bestätigt sich mein Verdacht. Die Monster in Titan Quest sind reich und besitzen mehr Habseligkeiten. Vielleicht schenkt uns Iron Lore Entertainment ja noch zwei Beutel in einem der nächsten Patches? Platz dafür ist jedenfalls da. Ein weitaus schwerwiegenderes Problem ist die Überhitzung der Grafikkarte. Warum und wieso Titan Quest das gute Stück so auf Hochtouren bringt, ist bislang den Entwicklern unklar. Nach einer Lösung wird allerdings schon eifrig gesucht. Bis es so weit ist: Einfach einen Freund kommen lassen. Der soll immer schön kräftig drauf pusten.

Titan Quest hat alles, was das Herz eines Action-Rollenspielers erfreut: Massig Monster, Tonnen von Gegenständen, abwechslungsreiche Klassen und eine überzeugende grafische Umsetzung. Dass die überaus interessante Spielgeschichte nicht besser in Szene gesetzt wurde, ist für mich als Fan der griechischen Mythologie jedoch enttäuschend. Auch die angesprochenen Mängel versetzen mir einen Tiefschlag. Trotzdem zählt letzten Endes nur die Sammelsucht - und die bringt hier Freude.

8 / 10

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