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Red Faction: Guerrilla

Die Stunde der menschlichen Abrissbirne

Trotzdem kommt es, wie auf der Seite zuvor angedeutet, nach dem ersten Drittel immer wieder zu Ermüdungserscheinungen. Zum Teil sehr lange Fahrtwege, sich wiederholende Missionen und ein nicht ausbalancierter Schwierigkeitsgrad ziehen das Spiel unnötig in die Länge. Auch die karge Landschaft des ersten Sektors passt mit ihren malerischen Sonnenuntergängen und ihrem Staub-verhangenen Horizont zwar hervorragend zur Geschichte, doch abwechslungsreich sieht anders aus. Zum Glück wird es später deutlich besser.

Ihr erhaltet für ein wenig Schrott ein Upgrade verpasst, das Euch die Direkt-Reise zu den verschiedenen Red Faction-Lagern ermöglicht und bekommt es in den Badlands mit anderen Gegnern zu tun. Dieser Handlungsstrang um die Mad Max-ähnlichen Marauder wird zwar erst später fortgesetzt, ihre abgefahrenen Gebäude, Fahrzeuge und Waffen kommen allerdings genau zum richtigen Zeitpunkt. Außerdem haltet Ihr dank einer dicken Rüstung mehr aus und schlagt Euch in Oasis fast durch urbanes Gebiet. Einige Probleme lösen sich damit in Luft auf.

Auch die Geschichte gewinnt im letzten Drittel deutlich an Fahrt. Ihr müsst Euch seltener mit den sich wiederholenden Nebenmissionen herumschlagen und könnt Euch mehr auf die spannend präsentierten Story-Missionen konzentrieren. Der verstohlene Guerilla-Krieg verwandelt sich hier langsam in eine offene Auseinandersetzung. Dutzende Kämpfer auf beiden Seiten stürzen sich ins Gefecht. Panzer, dicke Mechs und VTOL-Kampfflugzeuge tauschen Plasmageschosse und Raketen aus. Wenn Ihr dann auch noch eine verkappte Atomwaffe erhaltet, avanciert das nette Open-World-Spiel zu einer waschechten Kriegssimulation samt Orbital-Attacken und ausufernden Panzer-Missionen.

Wo die thermobarische Rakete einschlägt, macht es ganz laut Bumms.

Trotzdem würde die Qualität der Kampagne kaum ausreichen, um den Titel in Richtung 8 zu befördern. Dafür gibt es bei der Kampagne zu große Hänger im Mittelteil und eine eher schwache Inszenierung. Zum Glück liefert Volition neben einem wirklich spaßigen Wrecking Crew-Modus, in dem Ihr nacheinander gegen menschliche Mitspieler antretet und im Rahmen eines Zeitlimits Gebäude vernichten müsst, auch einen extrem gelungen VS.-Modus - der dank ausuferndem Physik-Einsatz so einige Konkurrenten alt aussehen lässt.

Volition will dabei ganz bewusst nicht mit Call of Duty und Co. konkurrieren. Bei Red Faction Guerrilla steht im Multiplayer der Spaß ganz klar im Vordergrund. Neben den Waffen aus der Kampagne gibt es spezielle Rücken-Tornister mit einigen interessanten Spezialattacken. Auf Knopfdruck zerlegt Ihr mit Schallwellen Gegner und Gebäude, macht Euch partiell unsichtbar oder führt einen alles vernichtenden Rammstoß aus. In Verbindung mit dem Jetpack aus der Story dehnt sich das Multiplayer-Spielfeld zu einer gewaltigen Spielwiese aus, in der Ihr Euch mit Euren Kontrahenten herrlich chaotische Gefechte liefert.

Abseits des obligatorischen Deathmatchs, das mittels Physik-Engine besonders spaßig ausfällt, einer Capture the Flag-Variante, die durch kreative Diebstähle begeistert, sowie einem Siege-Modus, bei dem sich alles um die Zerstörung der gegnerischen Basis dreht, fasziniert vor allem Damage Control. In diesem ungewöhnlichen Ableger gilt es, Bauwerke einzunehmen und zu halten.

Der Vogel-Strauß-Hammer hat bis in die Vollversion geschafft.

Den richtigen Dreh bekommt diese Version durch die Möglichkeit, die Stützpunkte zu zerstören und mit einem speziellen Tool wieder aufzubauen. So entsteht ein spannendes Hin und Her, das speziell im Vergleich zur Bier-ernsten Konkurrenz durch puren Spielspaß punktet. Erfrischend anders und überraschend gut. Schade nur, dass man keine Fahrzeuge einsetzen kann.

Die Stunde der Entscheidung. Nach etlichem Für und Wider, stundenlangem Meditieren und der Befragung meines inneren Motivations-Messers bekommt Red Faction Guerrilla nun doch eine 8 verpasst. Die gelungene Zerstörungsmechanik, das bombastische Ende und der spaßige Multiplayer haben am Ende den Unterschied gemacht. Ich bin eben doch, trotz einiger Germany's Next Topmodel-Kapriolen (ja, ich hab es gesehen. mehrmals.) ein echter Mann. Wenn ich etwas in die Luft jagen kann, vergesse ich gern und schnell die mittelmäßige Story und ein im Mittelteil ermüdendes Missionsdesign. Vor allem, weil es auch nach 15 Stunden Kampagne jede Menge Laune macht.

Design-Fetischisten, Open-World-Hasser und Gameplay-Feinmotoriker sollten um Red Faction: Guerrilla aber trotzdem einen großen Bogen machen. Der Titel definiert sich in erster Linie über seine Knalleffekte und besitzt ein paar Macken, die man nur mit dem stoischen Gleichmut eines männlichen Zeitgenossen überwinden kann. Deshalb, meine lieben Mit-Neandertaler, werde ich jetzt noch ein paar Häuser zerlegen und meinen eigenen Wrecking Crew-Highscore schlagen. Wir sehen uns auf dem Marsianischen Schrottplatz.

Red Faction: Guerrilla ist seit gestern für Xbox 360 und PS3 erhältlich. Die PC-Fassung folgt am 26. Juni.

8 / 10

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