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Age of Pirates: Caribbean Tales

Mantel ohne Degen

Mann, wie ich sie hasse, diese Blutegel! Den Fetzen einer hastig hingekritzelten Karte der Insel in der Hand, taste ich mich durch den Sumpf und spüre, wie sich diese widerlichen Viecher an meinen Waden festsaugen. Ich kann nur noch wenige hundert Meter von der Stelle entfernt sein, wo Henry Morgan vor 30 Jahren seinen Piratenschatz vergraben hat, bevor ihn auf Jamaica der Rum dahinraffte. Ich spüre es, die Kiste mit dem Gold und den Preziosen aufgetakelter spanischer Adelstöchter muss hier ganz in der Nähe sein! Mein Herz pocht vor Aufregung, Schweiß steht mir auf der Stirn. Ich möchte schreien wegen den blutgierigen Würmern im Sumpf und den verdammten Moskitos, die es auf meine Arme, meinen Rücken und mein Gesicht abgesehen haben. Doch ich reiße mich zusammen. Langsam und vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen. Nur kein Lärm, nur kein Aufsehen. Wer weiß, was noch alles in dieser tropischen Hölle auf mich lauert.

Volle Breitseite! Es kostet viel Geduld, bis man sein Schiff richtig in Position gebracht hat.

Wochenlang war ich jetzt auf See, um irgendwie an diesen verfluchten Ort zu gelangen. Mit einer Meute aus Mördern, Räubern und Halsabschneidern an Bord. Alles nur wegen dieser Kiste, die Morgan hier angeblich vergraben hat. Wochenlang fauliges Wasser, verschimmelter Zwieback und ab und zu ein winziger Brocken Pökelfleisch – Skorbut nagt an meinen Gliedern, an das unablässige Gefühl des Hungers habe ich mich mittlerweile schon fast gewöhnt. Die Haut verbrannt von der glühenden Sonne. Das Salz des Meeres ätzt sich in meine klaffenden Wunden. An einem Tag unerträgliche Windstille, am nächsten Stürme, die mir die Segel zerfetzen. Einsamkeit – kein Festland weit und breit, keine Frau … zum Teufel, wenn ich Euch jetzt erzählen würde, was ich nachts so träume, bevor mich heftige Wadenkrämpfe regelmäßig wieder in die Realität zurückholen! Aber lassen wir das.

Ach ja, Ihr kennt mich noch nicht. Ich bin Blaze. Abenteuerlustig war ich schon immer. Und so habe ich mich schon in früher Jugend auf einem Lugger als Schiffsjunge anheuern lassen. Mittlerweile bin ich buchstäblich mit allen Wassern gewaschen – ich hab in den Seehandel mit Tuch, Gewürzen aus dem Orient und Waffen reingeschnuppert, Sklaven für feine Herrschaften über den Ozean verschifft und auch schon auf der Seite wilder Piraten reich beladene Handelsflotten überfallen. Mit Degen und Pistolen kenn ich mich genauso aus wie mit den dicksten Schiffskanonen. Und glaubt mir, an der Geschichte, dass alle Seeräuber Augenklappen und trendige Kopftücher hätten, ist rein gar nichts dran!

Fiebertraum eines spielsüchtigen Piraten

Dröge Menüs statt Abenteuer – so hat sich der Pirat seinen Alltag nicht vorgestellt!

Tja, Blaze, schön wär´s gewesen! Leider hast Du nicht mit den Entwicklern der russischen Spieleschmiede Akella gerechnet. Denn die haben irgendwie keinen Sinn für Deine Visionen. In den tropischsten Farben hast Du es Dir ausgemalt, wie man Dein Leben als Seebär des 17. Jahrhunderts in einem Computerspiel der Nachwelt präsentieren könnte. Als spannendes Action-Adventure, bei dem man sich ganz auf Deine packenden Erlebnisse konzentrieren kann, weil die Maussteuerung einfach so intuitiv von der Hand geht, dass man an sie eigentlich keinen Gedanken mehr verschwenden muss. Ja, Blaze, seit Jahren schwebt Dein Geist nun schon von einem Entwicklerstudio zum anderen, und immer wieder kehrst Du ins hessische Städtchen Frankfurt zurück und schaust heimlich den Leuten von Crytek über die Schulter. Was die mit ihrer CryEngine auf den Monitor zaubern – SO sieht die Dschungellandschaft auf der Schatzinsel aus, von der Du seit Jahren so sehnsüchtig träumst!

Besenstiel verschluckt? Man kämpft nicht nur mit gegnerischen Matrosen, sondern auch mit der hakeligen Steuerung.

Und, Blaze, ich kann auch verstehen, wenn Du jetzt richtig eingeschnappt bist. Der dusselige Rolling Stone Jack Sparrow darf DREIMAL sein Seemannsgarn auf den größten Kinoleinwänden der Welt ausbreiten, während man Dir nie richtig zuhört, wenn Du Deine unglaublichen Piratengeschichten erzählst. Dabei ist Sparrow ein richtiger Depp im Vergleich zu Dir. Aber was machen die Jungs von Akella? Statt Deine schillernde Biographie richtig zu würdigen, wärmen sie nun zum dritten Mal ein Konzept auf, das anno 2002 in ihrem Spiel "Sea Dogs" noch halbwegs frisch wirkte. Als dann "Der Fluch der Karibik" in die Lichtspielpaläste schwappte, schwamm Akella mit "Pirates of the Caribbean" fröhlich auf der Seeräuber-Welle mit – wobei die karibischen Piraten den Seehunden von früher verdächtig ähnlich waren. Auch für Dich, bzw. Deine ebenfalls spielbare Schwester Beatrice, hat sich Akella in "Age of Pirates" kaum was Neues einfallen lassen. Während Du Dein Leben aufs Spiel setzt und Dich von Blutegeln schröpfen lässt, um an einen Schatz zu gelangen, legen die sich einfach auf die faule Haut, servieren den Spielern dreimal gebratenes Piratenfleisch und warten, dass ihnen die goldenen Taler trotzdem ganz von selbst in die Taschen fliegen.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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