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Conan

Blutleer

Ein wenig schafft es die schiere Masse an Kombos dieses Manko aufzuwiegen. Für jeden der zahlreichen Levelaufstiege erhaltet ihr neue Varianten und es dürfte selbst Beat´em´Up-Experten im Eifer des Gefechts schwer fallen, sich an all die Möglichkeiten zu erinnern, zumal sich einige auch sehr, sehr ähnlich anfühlen. Ein wenig Auflockerung zwischen all diesen Waffenkünsten bieten Conans sich nach und nach entwickelnde magischen Kräfte, die Puristen aber zumeist straflos vernachlässigen dürfen.

Sie halten sich lieber an die härter auszuführenden Moves, von denen einige Euch mit Lebensenergie oder mehr Erfahrungspunkten belohnen. Letztere setzt Ihr ein, um noch mehr Schwertkünste zu beherrschen und Euch so davon abzulenken, dass Ihr keinen der schönen Moves mit einem anderen kombinieren könnt. Nicht eine einzige Kombokette lässt sich bilden und nur ein Zähler für den Bodycount rattert mit, wenn Conan sich als Berserker gebärdet.

Einen weiteren Grund zur Trauer bieten Euren Kontrahenten, die Euch dazu einladen, die ganzen Kombos einfach auf das Wesentlichste zu reduzieren, wenn Ihr eine einfache, nach wenigen Minuten offensichtliche Strategie beherzigt. Jeder Feind, vom einfachsten Dorfschläger bis zum letzten Endgegner, führt seinen, in den allermeisten Fällen parierbaren, Angriff aus und pausiert dann kurz. Bei wem waren diese Gestalten in der Schwertschule? Weiß denn keiner von ihnen, dass es im Kampf eine schlechte Idee ist, nach einer Attacke mehr als eine Sekunde bewegungsunfähig herumzustehen?

Conan, what is best in Life? - To crush your enemies, see them driven before you and hear..

So wartet Ihr also einfach, bis Euch der Feind die entblößte Flanke zeigt und schlagt Eurerseits ein paar Mal zu. Dann kommt wieder seine Runde. Ihr hebt rechtzeitig die Deckung, er verausgabt sich, steht bewegungslos herum, Ihr… und so weiter. Es bleiben nur zwei Gründe, warum Conan nicht einfach genannt werden kann. Zum einen sind die Angriffsfolgen der großen Gegner teilweise gar nicht mal so simpel zu blocken, zum anderen stürmt meist eine ganze Gruppe von schwertschwingenden Barbaren, Piraten oder sonstigen Gestalten auf Euch ein.

Wahrscheinlich ist es da auch nur ein Form von ausgleichender und nerviger Gerechtigkeit, dass der mächtige Barbar bei jedem Feindtreffer wie ein Schildkröte auf dem Rücken landet und eine gefühlte Ewigkeit braucht, um sich aufzurappeln. Bei dem 30 Meter großen Skelettmammut kann ich das nachvollziehen. Aber bei dem Standardschläger? Als großer und kräftiger Junge sollte Conan schon mal einen Schubser aushalten...

Diese Schwächen des Gameplays hinterlassen den Eindruck, dass dem Titel ein paar mehr Wochen oder Monate an Entwicklungsarbeit für das Feintuning fehlten. Man wollte sich an God of War orientieren, man nahm viele Elemente mit zu Conan, aber so richtig stimmt das Spielgefühl dann doch einfach nicht. Die Steuerung selbst stellt dabei noch nicht mal ein Problem dar. Es bereitet nicht die geringsten Probleme, alle Kampfkünste des Barbaren auszukosten und immer neue Wege zu finden, seine Opponenten zu zerlegen. Lediglich ein paar ausgesprochen nervenaufreibende Sprungpassagen vereiteln diesen sehr passablen Eindruck.

Barbaren der Karibik
E

benfalls problematisch, oder vielmehr wieder offenbar unfertig, präsentiert sich die Optik. Alles hinterlässt beim Spielen einen Last-Gen-Geschmack auf der Zunge. Wer direkt zuvor Heavenly Sword spielte, könnte keinen besseren und für Conan beschämenderen Vergleich ziehen. Spielerisch ähneln sich beide Titel deutlich, wo aber die himmlische Amazone mit umwerfenden Animationen und brillanten Charaktermodellen glänzt, wirkt der Barbar so grobschlächtig wie seine Umgangsformen.

Wenigstens kann man dem Spiel nicht ein gewisses Maß an Abwechslung bei seinen Örtlichkeiten absprechen und obwohl diese qualitativ gegen den eben genannten Konkurrenten abfallen, erfreuen sie doch häufig genug das Auge. Zusammen mit dem rauen Schwertspiel, ergeben sich so Bilder, die denen des Conan-Fans Frazetta nicht unähnlich wären, hätte man auch nur einen Tropfen Blut in der vorliegenden Version gelassen...

Und diesen bereits angesprochenen Vorwurf der Blutleere trifft das ganze Spiel. Conan hat nichts zu bieten, bei dem nicht ein anderer Genrevertreter weit heller glänzte und auf jeden positiven Aspekt folgt ein negativer. Das an sich gute Kampfsystem wird durch immer die gleichen Gegnerschwächen aufgewogen. Die stimmige Szenerie wird von einer billigen Story und hässlichen Charakteren zunichte gemacht. Und nirgendwo ein wenig Blut, um diese Schmach zu überdecken... Trotzdem fällt es einem Fantasyfan schwer, sich nicht ein wenig von Conan begeistern zu lassen. Noch schwerer fällt es aber, jemandem ins Gesicht zu sagen, dass dies ein rundum gutes Spiel sei. Was es eben definitiv nicht ist...

Conan kann ab sofort von jedem ab 16 auf Xbox 360 und PS3 gespielt werden.

6 / 10

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In diesem artikel

Conan

PS3, Xbox 360

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Martin Woger Avatar

Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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