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The Darkness

Fear of the dark!

In der Dunkelheit lauert das Böse, vorzugsweise unter dem Bett oder im Schrank. Das ist einer der Gründe, weshalb ich keinen Schrank habe und Meister des Horrors wie Stephen King wissen, warum sie darüber schreiben. In The Darkness, das wir in der deutschen Xbox 360-Version gespielt - nein, erlebt! - haben, steht die Finsternis sogar im Mittelpunkt der Geschichte und manifestiert sich in dem aufstrebenden Mafia-Schergen Jackie Estacado. Der ist an seinem 21. Geburtstag mit zwei Kumpanen unterwegs, ahnt aber nicht, dass er sein Ziel nicht erreichen wird - jedenfalls nicht lebend. Schon diese erste Szene ist beeindruckend, bösartig und fies. Und sie gibt einen Vorgeschmack darauf, warum The Darkness ein Ruf vorauseilt wie Donnerhall.

Fear of the dark!

Sehr verstörende Kapitel im 1. Weltkrieg.

Kennt Ihr dieses Gefühl, wenn man alleine in der Dunkelheit sitzt und plötzlich der Boden in der Küche knarrt? Am besten gerade nachdem man einen derben Horrorfilm gesehen hat. Die Nackenhaare stellen sich auf als wäre man ein wildes Tier. Alle Sinne auf eine mögliche Gefahr ausgerichtet. So fühlt man sich, während man The Darkness spielt.

Das Modewort „Immersive“, das in den letzten Monaten Einzug in die PR-Welt gehalten hat, entfacht hier endlich mal seine Gültigkeit: Ihr taucht ein in eine Euch fremde Welt, bei der man nie so genau weiß, was nun Realität und was Fiktion ist. Natürlich, die Mafia – um die es sich zum Teil dreht – ist mehr als real und tödlich obendrein. Doch von wem wird sie kontrolliert und was hat es eigentlich mit diesem Jackie auf sich? Vieles ist lange Zeit unklar, da Ihr einfach ins kalte Wasser geworfen werdet.

Euer verletzter oder sterbender Mafia-Kumpel drückt Euch seine Knarren in die Hände und seid plötzlich auf Euch allein gestellt. Der tödlichen Wut Eures Onkel Paulie ausgesetzt, der aber eigentlich nur ein Pate der "ehrenwerten Gesellschaft" ist und Euch einst als Knaben aus dem Waisenhaus rettete. Nirgendwo rekrutiert man schließlich dankbare Helfershelfer einfacher (Regel 3, Absatz 4b Mafiadoktrin).

Gänsehaut-Atmosphäre!

Mithilfe Eurer Darkness-Tentakeln räumt Ihr locker das Kinderzimmer auf.

Woher kommt die Stimme in meinem Kopf (grandios: Mike Patton, Ex-'Faith No More'-Frontmann), die einem eiskalt den Rücken runterläuft und heiß durch die Brust stößt? "Jackie, du gehörst mir!" halt es bedrohlich durch die Hirnwindungen und mein Innerstes rebelliert bei dem Gedanken an eine fremde Macht, die von mir Besitz ergreifen will. Dieser innere Zwiespalt, der Kampf mit dem feindlichen Ich, spielt in The Darkness eine zentrale Rolle. Und er entscheidet sich erst am Ende. Bis dahin hat man einiges zu überstehen: Die Konfrontation mit dem Schicksal und den Kampf um das eigene Seelenheil.

Das nahezu kinoreife Geschehen bietet glaubhafte Figuren auf engstem Raum, denn nahezu alles spielt sich im Einzugsbereich einiger wenige U-Bahnhöfe in New York ab. Und in einer wahnwitzigen Paralleldimension, in der der Schrecken des 1. Weltkriegs lauert. Gerade diese Kapitel sind in ihrer Machart extrem intensiv, verstörend und sorgen für Gänsehaut pur.

Und doch gelingt es den Entwicklern aus dem Hause Starbreeze eine offene, frei begehbare Welt vorzugaukeln, bei der Ihr mit den umherlaufenden Passanten labert, Euch ihre Geschichten, Leiden und Nöte anhört und in Nebenquests vielleicht sogar rettende Hilfe bietet. Das alles ist so gut eingebunden, dass man in keinem Moment das Gefühl hat, hier würde die Spielzeit gestreckt werden.

Die ist ohnehin mit ca. zehn Stunden ausreichend lang ausgefallen. Vor allem aber wirken all diese Gestalten höchst authentisch, was nicht zuletzt an der sehr guten und stilistisch anspruchsvollen Optik und vor allem dem glaubhaften Straßen-Slang liegt, der während der oft amüsanten Dialoge gesprochen wird.