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Samurai Warriors: Katana

Seppuku mit der Wiimote

Sie hatten uns Schwerter versprochen. Naja, nicht direkt „versprochen“, aber es war irgendwie impliziert, eine Art stiller Vertrag zwischen Hardcore-Gamern und Nintendo. Nintendo würde mit der Wii den Massenmarkt stürmen, den Terminus „Casual Gamer“ prägen und uns zurückgelassenen Gamern ein paar nette Sachen geben – so als Kompensation. Zum Beispiel erwähnten Schwertkampf mit der Wiimote. Bis jetzt hat das aber noch nicht so richtig geklappt: Zelda: The Twilight Princess war in dem Bereich noch etwas unausgegoren, ebenso Red Steel. Das jüngste Schwertlein-Streck dich Dragon Blade konnte ebenso wenig punkten. Und nun versuchen sich die Samurai-Spezialisten von KOEI am Klingentanz. Bei deren Erfahrung in Sachen Schwerterschwingen muss das doch gelingen, oder?

Eher nicht. Im Weg steht zunächst die dröge Story. Ziemlich egal, welcher Clan gegen andere Clans antritt, KOEI haben scheinbar nur diese eine Geschichte. Eine, die auch in der zigsten Wiederholung nicht spannender wird und selbst den letzten fanatischen Anhänger der alten Kriegerkaste ins Seppuku treiben dürfte. Wir wollen ja auch keine ausgeklügelte Narration, wir wollen Schwerter, wirbelnde Klingen, scharfes Stahl, tödliche Stöße.

Also auf ins Gefecht als namenloses Kanonenfutter. Mit dem A-Knopf erfolgt ein ziemlich simpler Schlag mit dem Katana, die richtigen Massen an Gegnern metzelt Ihr mit dem Schwingen der Wiimote nieder: Hoch-runter für einen graden Schlag auf einen einzelnen Kämpfer, links-rechts oder umgekehrt für einen schnellen Streich über den gesamten Bildschirm. Das geht recht flott und schnell fallen die Aggressoren reihenweise um. Geblockt werden kann über Z, mit ein bisschen Timing gelingt auch der Power-Block, der den Angreifer ins Straucheln bringt. Ein guter Zeitpunkt, gleich noch mal nachzusetzen.

Der Erfolg ist dahin und Michael Jackson muss jetzt seine Brötchen als Statist in Videospielen verdienen.

So stürmen sie auf euch ein, die stets gleich aussehenden Truppen. Einige sind als „Transporter“ gekennzeichnet und haben etwas Gold in der Tasche, andere sind gut ausgerüstete Heeresführer mit speziellen Schwachpunkten, die es zu attackieren gilt. Nach der zweiten Mission schleicht sich allerdings Langweile in das eintönige Gemetzel. Sonderlich viel Finesse ist nicht nötig, um die Horden an Samurai vom Bildschirm zu wischen.

Schwingt Ihr immer schön fleißig die Wiimote wie ein Dirigent den Taktstock, wird treffsicher jede Angriffswelle umgemäht. Bei viel Gewusel auf dem Screen hilft die Musou-Attacke. Über Combos kann man die Musou-Leiste auffüllen und schließlich in brenzligen Situation mittels des Nunchuck auf diesen effektiven Berserkmodus zurückgreifen, der unverwundbar macht und jeden Schwertstreich tödlich ins Ziel bringt. Das monotone Metzgerhandwerk kann das jedoch nur kurzfristig auflockern.

Einzig die Endgegner erfordern etwas mehr Taktik als das stümperhafte Fußvolk. Bis die beste Methode, wie der Oberst über den Hades geschickt werden kann, allerdings erprobt ist, habt Ihr meist selbst die Klinge gespürt und dürft die gesamte Mission noch einmal von vorne anfangen. Immerhin kann der Charakter aufgelevelt werden: Für Gold sind verschiedene „Fähigkeiten“ wie mehr Leben oder eine bessere Durchschlagskraft erwerbbar, ebenso sind neue Schwerter und Gegenstände, die Leben auffüllen oder die Zeit bei einem Zeitlimit verlangsamen, im Shop zu haben.

Auch wenn es nach Ballett aussieht: Filigranes ist in dem grobschlächtigen Spiel nicht zu finden.

Das ist nützlich, denn in den meisten Missionen fahrt Ihr in guter Rail-Tradition gleich einer Geisterbahn durch die Lande. Nächster Stopp: Die Haltestelle der geklonten Samurai. Da ist es nicht wirklich möglich, noch sonderlich viel Zeit zu schinden – das entsprechende Item hilft und sollte immer an Bord sein. Ab und zu dürft Ihr eine Muskete oder Kanone abfeuern, eine simple Shooter-Einlage ohne großen Mehrwert. Genauso wenig wie der Zwei-Spieler Modus, der nur lahme Mini-Spiele bietet, aber keinen Koop-Modus.

Schwerter und die Wii, das ist noch nicht die große Liebe. Samurai Warriors: Katana mangelt es an einer schlüssigen Steuerung, mehr als hektisches Gefummel ist nicht drin. Dazu sieht die Grafik, dank Rail-Shooter-Optik, mehr nach Spielhalle Anno 2000 aus, die Soundeffekte sind die immergleichen und der Japano-Trash-Techno aus dem Dauer-Loop zeigt einmal mehr, wie einfallslos Samurai Warriors: Katana ausgefallen ist. Das Spiel wird aber hoffentlich doch noch einen Zweck erfüllen: Anderen Entwicklern zu zeigen, wie man es nicht machen sollte. Dann gibt es vielleicht irgendwann ein ordentliches Schwert-Action-Spiel für die Wii.

Samurai Warriors: Katana ist im Handel erhältlich.

3 / 10

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In diesem artikel

Samurai Warriors: Katana

Nintendo Wii

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Über den Autor

Martin Kreischer

Contributor

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