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Sherlock Holmes jagt Arsène Lupin

Gut kombiniert

Spiele von Frogwares sind wie Überraschungseier: Bevor man sie auspackt, weiß man nie, ob man ein Sammlerstück oder etwas zum Wegwerfen bekommt. Besonders gilt das für die Sherlock Holmes-Reihe des ukrainischen Entwicklerstudios. Die begann mit Das Geheimnis der Mumie, einem einfach nur grottenschlechten Titel, bei dem man sich aus der First-Person-Sicht durch vorberechnete Hintergründe klickte. Es folgte Das Geheimnis des silbernen Ohrrings, das als ganz traditionelles Point-&-Click-Adventure vollkommen überraschend in nahezu jeder Hinsicht überzeugen konnte.

Trotzdem wechselte Frogwares für Teil drei, Die Spur der Erwachten, wieder in die Ego-Perspektive zurück. Mehr noch: Man ließ den Spieler wie in einem Ego-Shooter mit der Tastatur durch dreidimensionale Umgebungen navigieren und Sherlock gar Mutter England verlassen.

Das Ergebnis war nicht schlecht, aber immerhin schlechter als der direkte Vorgänger - selten ein gutes Zeichen. Umso gespannter durfte man sein, wie die Entwickler für Sherlocks viertes Abenteuer das Spiel umkrempeln wollen. Die Antwort ist erstaunlich: Fast gar nicht.


Die Bibliothek. Einer der sehenswerten Schauplätze.

Sherlock Homes jagt Arsène Lupin greift eher die Stärken der zweiten und der dritten Ausgabe auf und erzählt wieder eine deutlich klassischere Geschichte. Eines schönen Morgens bekommt der britische Meisterdetektiv nämlich Post von jemandem, der sich als Arsène Lupin ausgibt, ein französischer Meisterdieb. In diesem Brief fordert er Mr. Holmes gewissermaßen heraus, indem er damit droht, mehrere Schätze Englands in naher Zukunft stehlen zu wollen. Zunächst vermuten Sherlock und sein treuer Begleiter Dr. Watson einen Scherz, doch schnell stellt sich heraus, dass der Franzose es durchaus ernst meint. An seiner Ehre gepackt, nimmt Holmes den Kampf gegen Lupin auf. Für Königreich und Vaterland!

Die Story des Spiels unterscheidet sich dadurch erfreulich von der sonst so üblichen Mördersuche, kennt Ihr hier doch ausnahmsweise Euren Widersacher. Ihr müsst nicht herausfinden, was er getan hat, sondern was er tun wird, was er vorhat - und das ist eine interessante wie spannende Abwechslung. Zumal Holmes doch gerade dann seine volle Stärke ausspielt, wenn er sich einem ebenbürtigem Gegner gegenüber sieht.

Immer auf der Suche nach Hinweisen, wo Lupin als nächstes zuschlagen könnte.

Dem entsprechend erwartet Euch auf der Jagd nach Arsène Lupin auch relativ wenig Spurensuche; viel mehr gilt es, beispielsweise die Schauplätze auskundschaften, an denen der Meisterdieb als nächstes zuschlagen wird. Dabei führt Ihr selbstverständlich zahlreiche Gespräche und löst etliche, zum Teil recht knackige Rätsel.

Vor größte Herausforderungen stellen Euch insbesondere die verschlüsselten Botschaften Eures Gegenspielers, die Ihr überwiegend nicht einfach auf gut Glück lösen könnt. Stattdessen müsst Ihr wirklich scharf nachdenken und die Antwort anschließend häufig in Form eines Lösungsworts eingeben. Ein geschickter Weg, um den Spieler intensiver in die Geschichte und die Gedankenwelt der Charaktere eintauchen zu lassen.

Ebenfalls sehr ordentlich wirkt die im Vergleich zum Vorgänger verbesserte 3D-Grafik: Die Figuren und ihre Mimik gefallen, mehr allerdings noch die enorm detailreichen und vor allem recht weitläufigen Umgebungen. Im Gegensatz zu anderen Adventures erkennt man hier wenigstens, warum die Entwickler auf die dritte Dimension setzen, ließe sich die Größe in 2D doch kaum erreichen bzw. darstellen. Sehr lobenswert auch, dass neue Locations - selbst kleine Abschnitte eines Ortes - auf einer Karte vermerkt werden, über die Ihr sie unmittelbar aufsuchen könnt. So dürft Ihr etwa in der National Gallery sofort von einer Abteilung zur anderen springen.

Eine Verfolgungsjagd über den Dächern der Stadt.

Grund zur Kritik gibt es zum Abschluss aber doch noch, denn leider ist Sherlock Holmes jagt Arsène Lupin wieder nur aus der Ego-Perspektive spielbar und wirklich gut sogar nur mit Tastatur. Warum Frogwares bislang keine alternative Third-Person-Sicht und vielleicht Point-&-Click-Steuerung eingebaut hat, erschließt sich mir nicht. Gerade weil man Adventures doch gerne zurückgelehnt nur mit der Maus und häufig sogar zu zweit spielt, fehlen diese Features wirklich. Zumal Motion Sickness unter Casual Gamern (und das sind viele Adventure-Spieler nun einmal) durchaus verbreitet ist.

Davon abgesehen hinterlässt die Preview-Version jedoch durchweg einen sehr, sehr guten Eindruck. Von der Story über die Rätsel bis hin zu der glaubwürdigen Spielwelt stimmt einfach alles. Mit anderen Worten: Dieses Überraschungsei enthält ein Sammlerstück. Möglicherweise sogar das beste PC-Adventure des Jahres.

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Über den Autor

Fabian Walden

Freier Redakteur

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